Vordach am Hauptbahnhof München: Der Schwammerl-Zoff

Die Bahn will das markante Vordach nun vorerst doch nicht abreißen. Das will man im Rathaus aber nicht so einfach akzeptieren.
Florian Zick |
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München - Man kann es schön finden oder nicht, ein Hingucker ist das geschwungene Vordach vom Hauptbahnhof aber allemal. Die Münchner haben dem markanten Nachkriegsbau deshalb auch einen Spitznamen verpasst: Schwammerl – in Anlehnung an die pilzförmige Form des Dachgewölbes.

So putzig das auch klingen mag, richtig heimelig ist es unter dem Schwammerl aber schon lange nicht mehr. Die Alkoholiker- und Drogenszene hat unter dem Vordach eine vor Regen und Schnee geschützte Heimat gefunden. Bis vor Kurzem standen zudem auch noch eine ganze Menge Schrotträder herum. Insgesamt ein ziemlicher Verhau also.

Um wieder für etwas geordnetere Verhältnisse auf dem Bahnhofsplatz zu sorgen, will die Stadt das Schwammerl deshalb so schnell wie möglich beseitigen. Noch im Januar werden die Bagger anrücken, versprach kürzlich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Doch daraus wird nun offenbar nichts.

Die Bahn möchte gerne Kosten sparen und das Vordach erst im Zuge des geplanten Umbaus des Hauptbahnhofs abreißen. Innerhalb kurzer Zeit zwei Mal schwere Maschinen anrücken zu lassen, sei unsinnig, heißt es aus der Unternehmenszentrale. Den Abriss plant die Bahn deshalb nun erst für 2018.

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Im Rathaus will man sich damit allerdings nicht zufriedengeben, schließlich gilt das Schwammerl als wesentlicher Teil des Sicherheitsproblems am Hauptbahnhof. Man könne deshalb keinesfalls so lange warten, sagt Stadtrat Richard Quaas (CSU). Der OB müsse mit der Bahn dringend ein ernstes Wörtchen sprechen.

„Die muss man mal beim Krawattl packen“, so Quaas. Wenn man das nicht tue, passiere bei der Bahn auch nichts. Das habe man auch beim Paul-Heyse-Tunnel schon gesehen. Den lasse die Bahn schließlich auch schon seit Jahren einfach so verkommen.

Beim Koalitionspartner an der Stadtspitze sieht man das ähnlich. „Ein Jahr zuwarten, das nehmen wir so nicht hin“, sagt Christian Vorländer, der sicherheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Am Hauptbahnhof brauche es dringend schnell wirksame Maßnahmen. Das Schwammerl müsse deshalb „so bald wie möglich weg“, so Vorländer. Erhebliche Verzögerungen seien nicht akzeptabel.

Bei der Polizei und im Kreisverwaltungsreferat ist man überzeugt, dass die Alkoholiker- und Drogenszene den Bahnhofsplatz verlässt, wenn das schützende Schwammerl weg ist.

Zur Not selbst Bagger schicken, will die Stadt aber trotzdem nicht. Der Abriss sei ganz klar Sache der Bahn, sagt CSU-Stadtrat Quaas. Er sehe überhaupt keinen Grund, das Unternehmen da aus seiner Verantwortung zu entlassen. „Außerdem“, so Quaas, „sollte es im ureigensten Interesse der Bahn liegen, auch mal etwas für die Sicherheit seiner Fahrgäste zu tun.“

 

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