Vorbild Hamburg: Gibt es so günstigen Wohnungsbau in München?

Bauen ist (nicht nur in München) extrem teuer geworden. Um mehr als ein Drittel sind laut dem Münchner SPD-Chef Christian Köning seit 2021 die Preise gestiegen. Hinzu kommen die Grundstückspreise.
Für München wird das zu einem Problem: Wenn Bauen immer teurer wird, steigen auch die Mieten. Oder Investoren bauen nicht mehr, wenn es sich für sie nicht mehr lohnt. Und das alles wird wiederum zum Problem der SPD, die bezahlbares Wohnen schließlich immer ganz oben im Wahlprogramm stehen hat.
SPD-Chef Köning und SPD-Stadträtin Simone Burger fordern deshalb: München muss von Hamburg lernen – damit Wohnungsbau wieder günstiger wird.
Wie soll das gehen? Um das zu erklären, haben die beiden am Dienstagvormittag zu einer Pressekonferenz ins Rathaus eingeladen. Per Video ist Martina Koeppen zugeschaltet, auch eine SPDlerin. In der Hamburger Bürgerschaft ist sie für Stadtentwicklung zuständig.
Das SPD-regierte Hamburg hat eine Initiative gestartet, die die Baukosten um etwa ein Drittel senken soll. Das hat laut Koeppen auch Auswirkungen auf die Mieten: Selbst Genossenschaften würden derzeit in Hamburg 20 Euro pro Quadratmeter verlangen. Durch günstigeres Bauen ist es aus ihrer Sicht möglich, die Mieten wieder auf zwölf bis 14 Euro pro Quadratmeter zu senken.
So sollen die Baukosten sinken
Dass Bauen so teuer geworden ist, liegt (darin sind sich die Genossen in Hamburg und München einig) nicht nur an den gestiegenen Zinsen oder der Materialknappheit. Sondern auch daran, dass die Standards beim Wohnungsbau immer weiter gestiegen sind. Hamburg hat deshalb die "Initiative kostenreduziertes Bauen" ins Leben gerufen. Fachleute aus der Bauwirtschaft haben dort Vorschläge erarbeitet, wie man die Standards so abspecken kann, dass trotzdem noch ansprechende Wohnprojekte entstehen. Herausgekommen ist der "Hamburg Standard".
Konkret bietet Hamburg auf einer Online-Plattform (www.bezahlbarbauen.hamburg) Empfehlungen, wie sich Kosten reduzieren lassen. Zum Beispiel bei der Frage, wie dick die Dämmung sein muss. Auch durch eine einfachere Gebäudetechnik und durch schlichtere Fassaden lasse sich Geld sparen – ebenso wie durch schnellere Planungsprozesse.
In diesem Hamburger Viertel wird günstiger gebaut
Der neue "Hamburg Standard" soll in der Hansestadt bei 13 Bauprojekten angewendet werden. Das erste Pilotprojekt ist das "Wilhelmsburger Rathausviertel". Rund 1900 Wohnungen sollen dort entstehen, mehr als die Hälfte davon sollen geförderte sein. Die Baukosten, die in Hamburg gerade laut Koeppen bei 4600 Euro pro Quadratmeter liegen, sollen auf 3000 Euro pro Quadratmeter sinken. Ein privater Bauherr baut das Wilhelmsburger Rathausviertel. Er kann – muss aber freilich nicht – alle Empfehlungen zum kostengünstigen Bauen anwenden, sagt Koeppen.

Grundsätzlich ist die Idee nichts Neues, dass einfacheres Bauen Kosten senken kann. Schon 2022 hat die Bayerische Architektenkammer den neuen Gebäudetyp "E" vorgeschlagen. Das "E" steht für einfach oder experimentell. In ganz Bayern laufen bereits Pilotprojekte. Vier davon befinden sich in München. Eines will die städtische Wohnungsbaugesellschaft "Münchner Wohnen" realisieren. An der Heimeranstraße will sie kostengünstig Gewerbeflächen in Wohnungen umwandeln.
Ein anderes Projekt realisiert die BHB Unternehmensgruppe in Gauting. Dort sind 99 Wohnungen geplant für Studierende, Azubis und Menschen, die in "Mangelberufen" arbeiten. Auf Keller und eine Tiefgarage wird verzichtet. Außerdem experimentiert das Unternehmen mit neuen Baustoffen – etwa mit Schilfgräsern, die als Dämmmaterial eingesetzt werden könnten.
Anschauen kann man sich die Projekte noch bis 11. November bei einer Ausstellung im Bauministerium am Franz-Josef-Strauß-Ring 4. Sie hat montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Die Münchner SPD allerdings will mehr als einzelne Pilotprojekte. Sie will, dass die Verwaltung einen "Münchner Standard" entwickelt. Dabei soll sich das Rathaus an den Erkenntnissen aus Hamburg orientieren. Entsprechende Anträge hat die SPD am Dienstag eingereicht.