Vor Gericht: Krätz-Tochter kämpft für Vater Sepp
München - Er sei für sein Leben gern Wirt, ja, er sei dafür zur Welt gekommen. Und deshalb werde Sepp Krätz alles tun, um wieder aktiver am Wirtshausgeschäft im Andechser am Dom teilzunehmen. Das sagt ein Anwalt der Familie, der Stefanie Krätz am Dienstag im Verwaltungsgericht München begleitet.
Die Tochter von Sepp Krätz kämpft dafür, dass ihr Vater einen Neuanfang hinlegen darf. Derweil gehen beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) neue Vorwürfe gegen den Ex-Wirt vom Andechser am Dom ein.
Es ist ein großer Schritt, den Sepp Krätz machen will: raus aus der kriminellen Vergangenheit und rein in ein neues Wirtsleben. Weil er letztes Jahr im Herbst wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 1,1 Millionen Euro zu einem Jahr und zehn Monaten Knast auf Bewährung verurteilt worden ist, verlor er nicht nur das Promi-Zelt Hippodrom auf der Wiesn, sondern auch seine Gaststättenerlaubnis für den Andechser am Dom – wegen Unzuverlässigkeit. Seither darf er dort „keinen maßgeblichen Einfluss auf das Geschäft nehmen“, was in diesem Fall heißt: Er darf dort nichts machen, was ein Gast nicht auch macht.
Seit letztem Juli ist seine Tochter Stefanie Krätz daher alleinige Geschäftsführerin im Andechser. Allerdings will die Familie es nicht dabei beruhen lassen. Sepp Krätz will zurück ins Geschäft.
Mit einem Eilantrag sollte der Widerruf seiner Gaststättenerlaubnis gekippt werden. Das Verwaltungsgericht nahm den Eilantrag zunächst an, weil nicht mit weiteren Straftaten zu rechnen sei. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof sah das anders und kassierte die Entscheidung.
Jetzt ist Stefanie Krätz als Chefin der Andechser am Dom GmbH und mit drei Anwälten wieder vor dem Verwaltungsgericht. Sie will, dass ihr Vater nicht nur in der Waldwirtschaft (wo Krätz Geschäftsführer für Kundenbetreuung, nicht aber für das Kaufmännische ist), sondern bald auch wieder im Andechser mithelfen darf. Schließlich müsse er ja arbeiten, um sich zu bewähren.
Das sieht der Vertreter der städtischen Behörde vor Gericht an sich auch so. Doch es hakt an drei Stellen. Zum einen an der Schwere der Tat. Krätz hat immerhin keinen kleinen Betrag hinterzogen. Außerdem wurde der Betrug durch anonyme Hinweise aufgedeckt, nicht von ihm selbst. Dazu kommt, dass es nicht sein einziges Vergehen war.
Es habe im Andechser seit 1994 Unregelmäßigkeiten gegeben. 2001 sei ein ähnliches Verfahren gegen die Zahlung von 100 000 Euro eingestellt worden. 2012 habe er wegen gravierender lebensmittelrechtlicher Verstöße ein Bußgeld von 7000 Euro zahlen müssen. Hinzu kommt ein Körperverletzungsdelikt.
Zum anderen müsse man mit Sepp Krätz noch klären, inwiefern er sich an die Auflage hält, sich einstweilen im Andechser nicht einzumischen, sagt eine Sprecherin des KVR.
Und drittens sind bei der Behörde anonyme Hinweise eingegangen, dass es im Herbst wieder „Unregelmäßigkeiten“ gegeben habe. Alfred Sauter, einer der Krätz-Anwälte, sagt dazu: „Da soll Bier ausgeschenkt und nicht boniert worden sein, dabei haben wir technische Voraussetzungen geschaffen, damit das gar nicht mehr möglich ist.“
Die Richterin am Verwaltungsgericht, Jutta Krieger, schlägt vor, sich außergerichtlich zu einigen sollten, sonst werde das Gericht am 17. März im schriftlichen Verfahren entscheiden. Aber egal, wie das ausgehe: Der Verwaltungsgerichtshof würde eine Entscheidung für Krätz wohl aus den gleichen Gründen wieder ablehnen.
Bei der Stadt kann man sich schon vorstellen, dass Krätz wieder beim Andechser einsteigt. Seine Bewährung ende Mitte 2017, dann lockere man die Auflagen. Er könne dann zunächst in untergeordneter Rolle dort arbeiten. In der Regel gebe es aber einen Zeitraum von fünf Jahren, bis eine neue vollumfängliche Erlaubnis erteilt werde.
„Bei den Zeiten wird mir schummrig“, sagt Anwalt Alfred Sauter. Die Juristen der Familie Krätz wollen jetzt viel mit den Behörden reden.