"Von überraschend bis sehr gut": Warum jetzt alle über den Pink Spritz reden

Ein alkoholfreies Festival – geht das überhaupt? Ja, tut es. Die AZ ist beim Freyheit Festival dabei. Was es dort zu sehen und probieren gibt, wer eine Neuheit am Start hat – und ob Alkohol am Ende vielleicht doch fehlt.
Rosemarie Vielreicher |
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Diese Getränke gibt es am Stand von House of Natural Taste (HNT).
Diese Getränke gibt es am Stand von House of Natural Taste (HNT). © Rosemarie Vielreicher
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Kein Rausch, kein Filmriss, kein Kater: So viel war von vornherein klar auf dem ersten alkoholfreien "Freyheit Festival" in München. Denn dort gibt es zwar Wein, Bier, Aperitif, Likör, Kombucha und mehr zum freien Probieren. Aber eben alles ohne Alkohol.

Für diesen Samstag (6. September) haben die Veranstalter Alexander Gottschalk, Christian Hiery und Moritz Zyrewitz zusammen mit Han Luu nationale und internationale Hersteller von Alkohol-Alternativen für eine Messe zusammengetrommelt. Über 50 haben ihren Stand im Pineapple Park (Alte Paketposthalle) aufgebaut. Vom Chiemsee bis Kopenhagen, von München bis Südafrika.

Über 150 Produkte ohne Promille können die Besucher an diesem Tag zwischen 11 und 19 Uhr testen. Man muss sich dafür lediglich ein Glaserl ausleihen und dann von Stand zu Stand strawanzen.

Ein Pink Spritz zum Probieren auf dem Freyheit Festival.
Ein Pink Spritz zum Probieren auf dem Freyheit Festival. © Rosemarie Vielreicher

Die AZ hat sich das Freyheit Festival vor Ort angeschaut. Was sofort auffällt: Das Publikum, das sich für alkoholfreie Getränke interessiert, ist bunt gemischt. Ein Mann mit grauem Haarzopf schlendert genauso durch die Reihen wie junge Eltern mit Kinderwagen, Freundinnen, Paare.

Über 900 Tickets am Nachmittag

Bis 14 Uhr sind schon über 900 Tickets weg, sagen die Veranstalter der AZ. Weitere Gläser zum Probetrinken werden geholt. An allen Ständen kommen Menschen ins Gespräch. Was gibt's hier? Wo kommt das Getränk her? Und klar: Wie schmeckt's?

Das Team hinter dem Freyheit Festival (von links): Christian Hiery, Alexander Gottschalk, Han Luu und Moritz Zyrewitz.
Das Team hinter dem Freyheit Festival (von links): Christian Hiery, Alexander Gottschalk, Han Luu und Moritz Zyrewitz. © Rosemarie Vielreicher

Ein Vater, der mit seiner Familie da ist, sagt der AZ: "Ich wollte mir mal anschauen, welche alkoholfreien Drink-Angebote es gibt." Seit Silvester verzichtet er demnach auf Alkohol, "weil ich es ausprobieren wollte". Das fühle sich gut an, nur was ihm fehle: etwas zum Anstoßen bei Feierlichkeiten. Wie passend: Ein getesteter Prosecco gehört bisher zu seinen Favoriten auf dem Festival. Er findet die Auswahl "spannend, von überraschend bis sehr gut".

Besucher sagen: Weniger Alkohol für die Gesundheit

Ein anderer Herr ist mit seiner Frau in den Pineapple Park gekommen und sagt der AZ: "Es hat uns interessiert, was es gibt. Wir wollen beide auf Alkohol verzichten, weil es nicht gesundheitsfördernd ist." Er wolle heute noch einen alkoholfreien Gin probieren – und zieht mit seiner Frau weiter.

Maximilian Henkel mit dem "Pink Spritz".
Maximilian Henkel mit dem "Pink Spritz". © Rosemarie Vielreicher

Auch die AZ probiert – unter anderem am Stand von Maximilian Henkel von House of Natural Taste. Hier gibt es etwa einen "Pink Spritz" mit Pink Grapefruit und sizilianischer Blutorange. Schon nach dem ersten Schluck ist nicht nur optisch klar: Damit könnte man wunderbar einen Sommerabend ausklingen lassen – ohne dabei Alkohol zu vermissen. Henkel sagt der AZ: "Wir kommen eigentlich aus der Spirituosen-Branche und machen natürliche Aperitifs am Chiemsee."

Die Nachfrage nach hochwertigen, alkoholfreien Getränken werde immer größer. "Wir möchten eine schöne Getränke-Kultur zelebrieren, auch alkoholfrei." Seit dreieinhalb Jahren haben sie die Alternativen im Angebot. Das moderne Flaschen-Design fällt besonders auf. Das hat einen Grund: "Speziell in Deutschland wird viel nach Etikette getrunken."

Auch der Bio-Aperitif von Mondino aus Traunstein hat einen Stand, Tim Klein sagt der AZ über den alkoholfreien Aperitif: "Er ist auf Biobasis, ohne Zusatzstoffe und lässt sich super mit Softdrinks mixen. Die meisten trinken es mit Tonic."

Extra aus Österreich gekommen: Benita Lobner.
Extra aus Österreich gekommen: Benita Lobner. © Rosemarie Vielreicher

Benita Lobner ist aus Österreich angereist und präsentiert die Weine ihrer Familie. "Ich komme ganz traditionell von einem kleinen Familien-Weingut im Weinviertel." Vor eineinhalb Jahren hätten sie zwei alkoholfreie Weine zusätzlich auf den Markt gebracht. "Ich habe gemerkt, dass die junge Generation ganz anders und viel bewusster trinkt." Ihr nächstes Ziel: im Oktober ein alkoholfreier Grüner Veltiner. "Da trauen wir uns jetzt auch dran."

Paar stellt eigenen Kombucha her

Weiter geschlendert. Bis zum pink leuchtenden Spruch: "Last night Kombucha saved my life" (Letzte Nacht hat mir Kombucha das Leben gerettet; d. Red.). Am Stand der Marke Yo Booch steht das Paar Irina Zechadse und Brahm Vaccarella aus München. Zechadse erzählt der AZ: "Wir haben eine eigene Brauerei etwas nördlich von München und machen handgebrauten, traditionell fermentierten, unpasteurisierten, rohen Kombucha." Voller Antioxidantien und lebender probiotischer Kulturen, schwärmt sie.

Irina Zechadse und Brahm Vaccarella. Er ist Amerikaner und trinkt schon lange Kombucha – in Deutschland ist der Trend noch nicht so verbreitet wie in seiner Heimat.
Irina Zechadse und Brahm Vaccarella. Er ist Amerikaner und trinkt schon lange Kombucha – in Deutschland ist der Trend noch nicht so verbreitet wie in seiner Heimat. © Rosemarie Vielreicher

Kombucha besteht grundsätzlich aus Tee, Zucker und Hefe- sowie Bakterienkulturen. In den USA sei das Getränk schon weit verbreitet. Aus ihrer Sicht schmeckt ein guter Kombucha "sehr rund, sehr ausgeglichen und hat eine angenehme Säure. Man darf und soll die Fermentation ruhig herausschmecken, es ist keine Limo." Vielmehr sei es ein "funktionales Getränk" mit weniger Zucker und weniger Kalorien. "Es ist ein wohltuendes Getränk." Vor ihr stehen 0,33-Liter-Flaschen, Mango-Maracuja und Erdbeer-Minze zum Beispiel.

Weihenstephan hat ein neues Helles am Start

Diverse Stände bieten Kombucha an, Bier-Anbieter muss man suchen. Platzhirsch Augustiner zum Beispiel ist nicht da. Weihenstephan schon. Und die Bayerische Staatsbrauerei hat zum Freyheit Festival einen Trumpf im Ärmel: Erst am vergangenen Montag haben sie ein neues alkoholfreies Helles auf den Markt gebracht, wie Anton Hirschfeld der AZ erzählt. In den letzten vier Jahren hätten sie intensiv daran gearbeitet, das neue Produkt gibt es zunächst in Freising und München-Nord. Das bisherige Helle sei jetzt so optimiert wie möglich.

Auch Gesprächsrunden gibt es auf dem Freyheit Festival.
Auch Gesprächsrunden gibt es auf dem Freyheit Festival. © Rosemarie Vielreicher

Grundsätzlich ist Weihenstephan schon lange in der Sparte aktiv: "Wir haben seit vielen Jahren alkoholfreie Biere, 1994 haben wir ein eigenes Verfahren entwickelt." Hirschfeld findet: "Alkoholfrei bekommt jetzt die Aufmerksamkeit, die es verdient hat. Eine ganze Generation kommt nach, die das Thema wichtig findet."

Veranstalter: "Wir sind sehr happy"

Die Veranstalter wuseln durch die Menge. Die AZ schnappt sich Christian Hiery ("Rebensache"), er sagt: "Uns geht es super. Obwohl wir heute Nacht wenig geschlafen haben und um 6 Uhr hier waren." Aber die Atmosphäre trägt sie durch den Tag. Bei der Eröffnung um 11 Uhr habe es eine 30 bis 40 Meter lange Schlange gegeben. Sein Kollege Alexander Gottschalk ("Pinot Pixel") huscht auch vorbei, er lobt das Team im Hintergrund und findet: "Ich habe noch nie eine Veranstaltung gesehen mit so vielen glücklichen Menschen. Das ist richtig cool, wir sind sehr happy."

Womit stößt das Trio am Abend an, wenn alles geschafft ist? "Ich schätze, wir werden uns einen coolen alkoholfreien Schaumwein aufmachen." Und er träumt auch schon vom nächsten Freyheit Festival im nächsten Jahr.

Fazit der AZ: Alkohol? Hat an diesem Tag überhaupt nicht gefehlt. Null Komma null.

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