Von anderen Städten lernen: München, sei mehr wie Zürich

Der Trubel in der Innenstadt nervt Anwohner und führt zu Konflikten. Dabei wären die Probleme zu bewältigen – wenn man an der Isar von anderen Städten lernt, heißt es im Bezirksausschuss.
von  Eva von Steinburg

Altstadt/Isarvorstadt - Sie ziehen vom Maximiliansplatz zum Gärtnerplatz, quer durch die nächtliche City: Karawanen von jungen Leuten – mit Bierflasche in der Hand. Sie laufen über die Herzog-Wilhelm-Straße und über die Müllerstraße. Unterwegs tanken sie auf. So hat das nicht nur Wolfgang Püschel (SPD), Vize-Vorsitzender des BA Altstadt-Lehel beobachtet – an warmen Wochenenden im Sommer. "Doch es ist ruhiger geworden. Es gibt weniger Stress und weniger Beschwerden."

Wie München den Feier-Stress immer besser in Griff bekommt, damit ist ebenfalls der grüne Lokalpolitiker Philippe Louis befasst. Der 39-Jährige ist im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel für die Jugend zuständig. Bei der letzten Sitzung berichtet er über neue Ideen für eine Münchner "Nachtkultur".

Informieren in Zürich

Im Juni sind 16 Stadträte, dazu Vertreter der Polizei, des KVR und des Sozialreferats mit dem Bus nach Zürich gereist – für einen informativen Tauchgang in das dortige Nachtleben: an der Feiermeile Langstraße, an der sich Techno-Club an Bar reiht.

"In der Schweiz hatten wir einen guten Austausch beim Rundgang mit SIP ZÜRI", erzählt Louis. Die dunkelblau uniformierten Konfliktmanager sind auf der dortigen Feiermeile präsent, wie die Münchner Konfliktmanager von AKIM. Die Züricher Truppe kommt mit dem Feiervolk ins Gespräch und verteilt gratis Flaschen mit "Kater-Wasser", so die Aufschrift. "Als Vorteil gegenüber AKIM haben die Züricher Autos und sind relativ gut eingespielt mit der Polizei."

Seit zwei Jahren hat die dynamische kleine schweizer Metropole auch eine Art Nacht-Bürgermeisterin, wie die Grünen sie für München fordern.

Ideen aus anderen Großstädten

Die Münchner Stadträte trafen sie und erfuhren: Die Projektleiterin für das Nachtleben hat sich beim ersten Runden Tisch mit über 100 Beteiligten ausgetauscht. "Mit dem Konzept einer Verantwortlichen ist Zürich schon weiter", sagt Louis. "Positiv von Nachtkultur zu sprechen, wie in der Schweiz, ist ein Fortschritt. Es geht darum, dass auch Menschen in einem gehobenen Alter nachts unterwegs sein möchten und es geht um ein funktionierendes Miteinander."

Als Mitglied des Bezirksausschusses nimmt Philippe Louis immer wieder an Sitzungen der Münchner "Strategiegruppe Nächtliches Feiern" teil, die es seit Herbst 2017 gibt. Für eine weitere Deeskalation in München hat sie Ideen aus anderen Großstädten zusammengetragen.

Eine Idee: Ein Lärmschutzfond, der Betriebe finanziell unterstützt, die sich keine Lärmschutz-Maßnahmen leisten können, wie die Isolierung des Türbereichs.

In der Schweiz stellt die Stadtverwaltung für Bars und Clubs kostenfrei "Club-Container" auf. Das sind große Mülltonnen, in die Club-Verantwortliche den Feier-Müll aufräumen. Die Sorge um saubere Gehwege wird so von der Stadt auf die Wirte umgelegt.

Auch interessant: "Lärmkarten" geben anderswo Auskunft über die nächtliche Belebung von Straßen. Damit könnte sich ein künftiger Mieter auch in München sich besser orientieren.

Nacht-Spaziergang in München

Am Freitag, 27. Juli, wirft sich die AKIM-Strategiegruppe "Nächtliches Feiern" in das Münchner Nachtleben.

Im Schlachthofviertel startet der Nacht-Spaziergang am Schiff "Alte Utting" auf der Eisenbahnbrücke. Um 22.30 Uhr ist Treffpunkt am Club Harry Klein in der Sonnenstraße, danach geht es weiter zum beliebten Gärtnerplatz. Das Ziel: Realistische Eindrücke sammeln, mit Wirten ins Gespräch kommen. Eva Jüsten von AKIM hofft, dass der Blick auf das Nachtleben dadurch auch "aufgefrischt" wird.

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