Volksschauspielerin Erni Singerl: Frech und fröhlich
München - Zu ihrem 100. Geburtstag legt die Stadt am Sonntag einen Gedenkkranz am Grab von Ernestine Kremmel auf dem Ostfriedhof nieder. Als Volksschauspielerin Erni Singerl war sie über Bayern hinaus außerordentlich beliebt. Eine persönliche Erinnerung.
Was haben die Leute gelacht über diese 155 Zentimeter kleine, komische, resolute Weibsperson, der ihr langjähriger Regisseur Kurt Wilhelm "sehr viel Humor" geradezu als Fehler ankreidete!
Dabei hat es auch im langen Leben der Erni Singerl (1921 bis 2005) traurige Ereignisse gegeben - wie sollte es anders sein? Ihr erster Mann blieb in Russland, ihren zweiten musste sie zehn Jahre lang pflegen.
Beim Kinderfunk fing sie an
Angefangen hatte Klein-Erni beim Kinderfunk, für die Bühne entdeckt hat sie der Weiß Ferdl, und Karl Valentin prophezeite ihr: "Schön bist grad ned, aber komisch kannst wern." Freilich konnte der Vale nicht wissen, dass dieses Fräulein später mal seinen "Firmling" fast so lustig hinlegen würde wie seine Liesl Karlstadt.
Eine große Komödiantin - auch im hohen Alter
Tatsächlich bewies sich die Erni noch in hohem Alter mit "Tratsch im Treppenhaus" als große Komödiantin. Mit dem Herzen auf dem rechten Fleck spielte sie Ratschkatln, Dienstmadl, die goscherte Haushälterin, die "eam", ihrem gschlamperten Monaco Franze, sagte, was Sache ist.

Den Mund hatte sie natürlich auch immer auf dem rechten Fleck. Einmal erlebte ich die Singerl bei einem Couplet zur Maibockprobe im Hofbräuhaus. Die eingeladenen Beamten des Staates wollten sie anscheinend gar nicht hören, sie lärmten so laut, dass der Star mit den Worten "Leckts mi doch am Oasch" und sichtlichem Zorn die vom Bierdunst benebelte Bühne verließ.

Eine Volkssängerin der alten Garde
Als eine von der alten Garde der Volkssänger war Erni Singerl auch gefragt, als es darum ging, Nachwuchskräfte für die Platzl-Bühne zu finden. Ich saß mit ihr in der Jury, als einige Damen und Herrn ihre Lieder und Texte vortragen sollten.
Das Ergebnis war am Ende, dass Hausherr Peter Inselkammer die letzte große Oase der Münchner Volkskomiker nach 98 Jahren zumachte und zur Jahrhundertwende in ein Hard Rock Café umwandelte.
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