Viktualienmarkt-Sanierung: Händler verzweifeln – Politik liefert nur Pläne

Schon lange weiß das Münchner Rathaus: Der Viktualienmarkt braucht eine Sanierung. Um die 20 Millionen Euro würde sie kosten. Doch ausgeben will der Stadtrat erst einmal nur 1,5 Millionen Euro – für die Planung. Wann die Bauarbeiten losgehen, ist unklar. 
von  Christina Hertel
Der Viktualienmarkt ist ein Wahrzeichen Münchens. Was die vielen Besucher nicht sehen: Er ist marode.
Der Viktualienmarkt ist ein Wahrzeichen Münchens. Was die vielen Besucher nicht sehen: Er ist marode. © IMAGO/Daniel Scharinger

Der Viktualienmarkt, eines der Münchner Wahrzeichen schlechthin, ist marode. Klar ist das schon seit 2011. Die Keller sind niedrig und feucht, die Abwasserleitungen sind sanierungsbedürftig, es fehlen Personalräume, WCs und Umkleiden. All das stand schon vor fast 15 Jahren in einer Beschlussvorlage aus dem Kommunalreferat. Doch wann die Sanierung losgeht, ist weiterhin unklar.

Von einem großen Umbau hat sich der Stadtrat in diesem Sommer verabschiedet. Stattdessen sollte eine reduzierte Variante für rund 20 Millionen Euro kommen. Zuerst wollte das Kommunalreferat den Bereich um das Café Nymphenburg und den Karl-Valentin-Brunnen angehen. Ein großer Keller sollte entstehen. Auch Toiletten und mehr Lagerfläche sollten die Händler bekommen. Während der Bauzeit sollten die Händler Ersatzstände auf dem Viktualienmarkt bekommen. Die 20 Millionen, die das kosten soll, hat der Stadtrat allerdings bis heute nicht bewilligt. Im neuen Wirtschaftsplan, den der Stadtrat an diesem Donnerstag im Kommunalausschuss beschlossen hat, stehen ab 2026 nicht mehr als 1,5 Millionen Euro. Dieses Geld ist für die Vorplanung der Viktualienmarkt-Sanierung gedacht. Als Erstes soll der Bereich rund um den Karl-Valentin-Brunnen unterkellert werden. Die unterirdischen Räume sollen unter anderem dringend benötigte Toilettenanlagen, Personal- und Lagerräume sowie ein Kühllager aufnehmen.

"Ich freue mich sehr, dass es jetzt auch am Viktualienmarkt weitergehen kann", lässt sich Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) zitieren. Nur – was kommt nach dieser Planung? Das fragt sich Marktsprecher Marco Stohr. "Ich hoffe, dass es nicht nur bei Planungen bleibt, sondern dann auch wirklich losgeht." Doch, weil die Debatte um die Sanierung nun schon 15 Jahre andauere, sei er nicht besonders optimistisch. Zumal es nun erst einmal um eine einzige Abteilung gehe – von sechs.

"Alles Weitere folgt Schritt für Schritt"

"Wir müssen jetzt erst einmal planen. Alles Weitere folgt Schritt für Schritt", sagt SPD-Stadträtin Kathrin Abele. "Aber natürlich haben wir, wenn wir jetzt in die Vorplanung einsteigen, die Absicht, die Sanierung auch durchzuführen." Nur müsse der Stadtrat eben auch der Haushaltslage Rechnung tragen.

Ähnlich klingt Sibylle Stöhr von den Grünen. Weil die Märkte eine freiwillige Aufgabe einer Kommune seien, habe die Kämmerei in Zeiten des Spardrucks erst einmal alles abgelehnt. "Dass wir heute das Go für die Planung gegeben haben, ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt sie. Gleichzeitig könne sie verstehen, wenn die Händler enttäuscht seien. "Aber wir geben wirklich unser Bestes, dass es weitergeht."

Wann die Sanierung tatsächlich beginnt? Da wollen sich Abele und Stöhr lieber nicht festlegen. "Bis es wirklich losgeht, wird es leider noch dauern – unter Grün-Rot wird die Sanierung seit Jahren verzögert", sagt der CSUler Andreas Babor. "Aus unserer Sicht sollte so viel wie möglich so bald wie möglich saniert werden."

Linken-Chef Stefan Jagel klingt noch wütender: "Die Koalition fährt die ganzen Märkte München an die Wand. Nach der Großmarkthalle jetzt auch keinen Plan für den Viktualienmarkt. So gefährdet man die Nahversorgung."

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