Vertrauen auf den Meister des Fachs

Steakhäuser liegen in München im Trend. Wir testen die Fleisch-Lokale in dieser AZ-Serie. Heute: Das Red Hot.
von  Matthias Maus
Gedämpfte Coolness im Lokal. Der Koch legt Bar-Jazz auf die Plattenteller.
Gedämpfte Coolness im Lokal. Der Koch legt Bar-Jazz auf die Plattenteller. © Sigi Müller

 

Also, dann nehmen wir sie beim Wort: „Short Ribs & Long Drinks“ heißt die Unterzeile des „Red Hot“. Kein Steakhouse wollen Ulf Drögl und Konrad Baierl an historischer Stelle (einst war hier die „Oase“) bieten, sondern ein Chop House nach New Yorker Vorbild.

Große weite Welt schon beim Aperitif, der gute alte Hugo’s heißt „Elderflower Sprizz“, weil Holunder nämlich Elderflower heißt. War fein in der Hitze, und auch der Tom Collins, ein Gin mit Lemon und Soda, ist „eine gute Wahl“, wie die freundliche Bedienung forsch kommentiert. Zum Glück oder ärgerlicherweise, je nach Erwartung, war der Gin (Tanqueray, sehr löblich!) ein wenig sparsam dosiert, so dass der Drink auf nüchternen Magen keinen Schaden anrichten konnte. Man will ja schließlich was mitbekommen beim Essen.

Zunächst wartet man beim Schälchen Oliven (ohne Stocher eine ölige Sache) und schwankt zwischen „Slowly braised Short Ribs“ (13 Euro), Rib Eye Steak (26) und Bayerischem Bullenfilet (16 Euro für 160, 26 für 260 Gramm). Den Favoriten der Begleiterin, „Roast Beef, Dry Aged, Schmorzwiebel,“ gab’s leider nur in der abschreckenden 360 Gramm-Portion (28 Euro). Ihre Wahl fiel auf „Red Hot Filet Pepper Beef“ und auf dringende Empfehlung des Kellners: („Der Koch hat gesagt, wenn Steak, dann heute Rib Eye“) eben auf Rib Eye.

Wer sind wir, zu widersprechen. Er ist schließlich Metzgermeister und versteht was vom Fach: Das Rib Eye, nach Definition mit Fettkern, ist vorzüglich medium und beweist die zweischneidige Erkenntnis, dass Fett ein Geschmacksträger und als solcher beim Fleisch unverzichtbar ist. Sehr gut auch das Red Hot Filet, wobei es die Begleiterin „ein wenig respektlos“ findet, die butterzarten Filetspitzen in eine Art Schaschlik-Sauce zu zwingen: „Selbstverständlich selbstgemacht,“ sagt die umsichtige Bedienung, das tröstet aber nur schwach.

Der Fleisch-Boom erfasst ein Publikum vom Schwabinger Gutmenschen-Mittelalter bis zu Systemadministratoren-Typen, die gerade vom Polo-Spiel gekommen scheinen.

Bier passt gut zum Steak, (Pilsner oder Kölsch), auch beim Wein (Feuducio Pecorinio, weiß) und Mauro Primo (rot) fanden sich vertrauenswürdige Tester gut beraten. Seltsam: Wie oft verschmäht der Gast die Nachspeisenkarte, aber wenn’s keine gibt, hätte man gern welche probiert. Macht nichts, dämpft die Stimmung kaum. Gedämpfte Coolness bei der Musik im Redhot: Chili Peppers laufen nicht, statt dessen Bar-Jazz vom Plattenteller – legt der Koch auf, eine feine Sache auch das. Kann man sich mal leisten.

"Red Hot". Amalienpassage 89, Mo. bis Sa. 11 – 1 Uhr. 20061718, www.redhot-muenchen.de

 

 

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