Versuchter Mord vor Gericht: Maskierter schlägt 86-Jährige bewusstlos

München - Henriette P. (Name geändert) war völlig arglos, als sie am 10. März 2016 ihre Haustür öffnete. Die damals 86 Jahre alte Ottobrunnerin rechnete allenfalls mit dem Besuch von Verwandten, doch draußen stand ein maskierter Mann mit Handschuhen, der sie sofort angriff.
Laut Anklage war der Maskierte niemand anders als Andreas C. (25). Der Slowake hatte für einen Hausmeister-Service bei der 86-jährigen gearbeitet und kannte sich bei seinem mutmaßlichen Opfer gut aus. Er wusste, dass die Frau alleine lebte und Geld im Haus sein musste. Die Frau hatte seinen Chef stets mit Bargeld bezahlt. Der Mann stieß Henriette P. in den Flur, die gehbehinderte Frau fiel über einen Treppenabsatz und stieß mit dem Kopf gegen eine schwere Steingut-Vase. Ihr Gesicht blutete stark.
Geplanter Raubüberfall wird zu Mordversuch
Trotzdem gelang es der Frau, den Eindringling am Bein zu packen. Andreas C. fürchtete nun – trotz Maske, Handschuhen und seinem eisernen Schweigen während der Tat – dennoch erkannt zu werden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt soll sich Andreas C. entschlossen haben, sein Opfer zu töten, sagen die Ermittler.
Der Maskierte schlug Henriette P. so lange gegen den Kopf, bis sie das Bewusstsein verlor. Danach habe er das Haus nach Beute durchsucht. Er fand verschiedene Schmuckstücke, eine Porzellandose. Das Bargeld in der Schublade der Küche – etwa 1.000 Euro – fand er nicht.
Als der Räuber das Haus verließ, musste er erneut an der immer noch bewusstlosen Frau vorbei. Dass sein Opfer sterben könnte, kümmerte ihn offenbar nicht. Dafür kommt eine Verurteilung wegen versuchten Mordes durch Unterlassen in Frage.
Frau überlebt Angriff mit schweren Verletzungen
Doch Henriette P. hatte Glück, sie erwachte nach einer Stunde und konnte den Notarzt alarmieren. Man brachte sie ins Krankenhaus.
Die Folgen für die Frau waren massiv. Durch die Gewalttat erlitt die 86-Jährige unter anderem Schürfwunden, Einblutungen um das linke Auge sowie eine Gehirnblutung. Sie blieb sechs Tage im Krankenhaus.
Fall erneut vor Gericht: Angeklagter bestreitet Überfall
Die Sache kommt Ihnen bekannt vor? Stimmt. Im Dezember 2017 war Andreas C. dafür bereits verurteilt worden. Acht Jahre Haft war damals das Strafmaß.
Doch der Bundesgerichtshof hob das Urteil einschließlich des Strafmaßes teilweise auf. Deswegen wird seit gestern neu verhandelt. Eins bleibt dabei unverändert: Andreas C. bestreitet den Überfall. Und das, obwohl die Ermittler eine DNA-Spur von ihm im Haus gefunden haben sollen. Der Prozess wird fortgesetzt.
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