Versuchter Mord auf der Wiesn
Ein 31-Jähriger schlägt mit einem Maßkrug zu. Er kann sich an die Tat nicht erinnern. Seinem Opfer hat er bereits 18.000 Euro überwiesen.
MÜNCHEN - „Schlägern liegt nicht in meinem Wesen“, sagt Florian D. (31) und wer den sanft und ruhig daher kommenden Diplom-Chemiker vor Gericht erlebt, möchte ihm das fast abnehmen. Doch am 25.September 2010 schlug der Kölner zu. Zwei Mal. Mit einem abgebrochenen Maßkrug. Für die Staatsanwaltschaft ist das versuchter Mord. Seine Tat gestand Florian D. gestern dem Münchner Schwurgericht ein. Doch was wirklich geschehen ist? Fehlanzeige.
„Ich hatte einen Black Out“ - vielleicht verursacht durch die Wechselwirkung seiner Blutdruckmittel mit dem Alkohol. Bis zu acht Maß habe er an den Tag getrunken. Die Staatsanwaltschaft hat die Tat so rekonstruiert: Der Kölner war mit drei Freunden auf der Wiesn und im Augustiner-Festzelt gelandet. Er war dann im Mittelschiff, Reihe 15, auf die Bank geklettert, um zu tanzen. Laut Anklage schüttete er dabei einer Begleitung seines späteren Opfers versehentlich Bier übers Dirndl. Die Frau bat ihn, besser aufzupassen, ihr Freund forderte Florian D. auf, sich auf die gegenüberliegende Bank zu stellen. Florian D. fühlte sich gemaßregelt, packte sein Opfer, beide fielen hin. Dabei landete der Ingenieur auf dem Kölner.
„Ich wollte weg, konnte aber nicht“, sagte Florian D. gestern. Beim Sturz zerbrach laut Anklage sein Bierkrug. Der junge Chemiker schlug zwei Mal auf das Opfer ein. Florian D. will sich aber an Faustschläge seines Kontrahenten erinnern können. „Da habe ich mir gedacht: „Wehr Dich!“ Der nächste Erinnerungsfetzen seien dann die Security-Leute des Wiesn-Zeltes gewesen. 18000 Euro hat Florian D., der seit Mai in U-Haft sitzt, zur Wiedergutmachung an sein Opfer überwiesen.
Der 33-jährige Ingenieur hatte eine Gehirnerschütterung und Schnitte im Gesicht davon getragen. Es ist noch unklar, ob die Narben bleiben. Im selbst verfassten Entschuldigungsschreiben erklärte Florian D., dass es ihm leid tue. Da könnte auch etwas Selbstmitleid im Spiel sein. Denn auf Grund der U-Haft konnte Florian D. seine Promotionsstelle nicht antreten. Der Prozess wird fortgesetzt.
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