Verlagerung der Eon-Zentrale immer wahrscheinlicher
Bayern treibt die Energiewende voran. Im Rahmen der Sparpläne beim Eon-Konzern zeichnet sich immer deutlicher eine Verlagerung der Münchner Zentrale der Konzern-Tochter Eon Energie ab.
Irsching/München - „Der Sitz ist nicht so entscheidend, sondern die Frage, wo investiert wird“, sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Donnerstag in Irsching bei Ingolstadt anlässlich der Inbetriebnahme des neuen Gas- und Dampfkraftwerks von Eon. Laut einer gemeinsamen Erklärung der Staatskanzlei und des Energiekonzerns soll der Stellenabbau auf das „unternehmerisch absolut Unabweisbare“ beschränkt und „so sozialverträglich wie möglich“ gestaltet werden. Eon werde weiter in Bayern investieren.
Eon Energie beschäftigt in München rund 400 Mitarbeiter. An den Vorstandsvorsitzenden von Eon Energie, Ingo Luge, gerichtet sagte Seehofer in Irsching: „Ich bitte Sie, dass, auch wenn Sie irgendwo im Norden sitzen, Ihr Herz im Süden leuchtet.“ Die Schließung des Standorts sei „eine der Optionen“, sagte Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) der Nachrichtenagentur dpa. Noch sei aber nichts entschieden. Luge sagte, der Konzern werde Ende Oktober oder Anfang November eine Entscheidung treffen.
Am Mittwochabend hatten Seehofer, Zeil, Luge und Eon-Konzernchef Johannes Teyssen sich dazu ausgetauscht. In Irsching forderte Seehofer Eon dazu auf, durch moderne Speichertechnologie dafür zu sorgen, dass etwa über Solarzellen auf den Dächern der Häuser gewonnene Energie auch gespeichert werden könne. Binnen der nächsten zehn Jahre sollen nach der Vision des Ministerpräsidenten so sämtliche Eigenheime in Bayern autark mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgt werden.
„Das wäre ein Quantensprung in der Energieversorgung Bayerns„, sagte Seehofer, der zudem weiter mit der Schaffung eines eigenen Energieministeriums liebäugelt – allerdings nicht mehr in der aktuellen Legislaturperiode. Im Freistaat sind laut Seehofer 40 Prozent der Wohngebäube Einfamilien-, Doppel- oder Reihenhäuser. Klar sei aber auch, dass Deutschland künftig nicht ohne konventionelle Energiequellen auskommen könne.
Das Kraftwerk Irsching setze weltweit Maßstäbe: „Hocheffiziente und flexible Gaskraftwerke können die mit der Stromgewinnung aus Erneuerbaren Energien verbundenen Einspeisungsschwankungen ausgleichen und leisten damit einen unverzichtbaren Beitrag für die Versorgungssicherheit in Deutschland.“ Das Kraftwerk in Irsching ist nach Angaben der Betreiber mit einem Wirkungsgrad von 60,4 Prozent das effizienteste Gaskraftwerk der Welt.
Hubert Weiger, dem Chef des Bundes Naturschutz in Bayern, sah dennoch Anlass zur Kritik: „Das ist ohne Zweifel ein hochmodernes Kraftwerk“, sagte er. „Aber die Abwärme wird nicht genutzt. Sich im Jahr 2011 den Luxus zu leisten, damit die Donau zu erwärmen, ist großer Unfug.“