Verkauf von umstrittener Benko-Immobilie: 179 Millionen für Münchens Alte Akademie

Der Finanzausschuss des Landtags hat am Dienstag in geheimer Sitzung grünes Licht gegeben für den Verkauf der Alten Akademie an die Proteus Gewerbe Immobilien GmbH und Co. KG. Die Gesellschaft ist ein Unternehmen der milliardenschweren Thiele-Familienstiftung.
Sie will die Alte Akademie mit der Projektentwicklungsgesellschaft Hammer AG, einem Unternehmen des CSU-Stadtrats Hans Hammer, fertig bauen. Innerhalb von fünf Jahren, so will es der Freistaat. Mit dem Go des Haushaltsausschusses dürfte der Verkauf nun in Kürze besiegelt werden.
Für das bestehende Erbbaurecht interessierte sich keiner
Die Alte Akademie in der Neuhauser Straße war 2013 im Erbbaurecht für 65 Jahre zum Preis von 230 Millionen Euro an René Benkos Signa vergeben worden. Ende 2023 ging auch die Gesellschaft, die die Akademie entwickelte, insolvent. Seit April 2024 suchte der Insolvenzverwalter nach einem Käufer, der das Erbbaurecht übernimmt. Doch ohne Erfolg. Das Erbbaurecht war für mögliche Investoren uninteressant. Daraufhin hatte der Haushaltsausschuss im Februar 2025 auch den Verkauf des 6000 Quadratmeter großen Grundstücks in bester Innenstadtlage befürwortet.
Erst jetzt kommt heraus, dass die von einem Tag auf den anderen eingestellte Baustelle nicht nur ein "Schandfleck“ ist – wie sie OB Dieter Reiter (SPD) immer wieder bezeichnet hat – sondern auch große potenzielle Gefahr.
"Ein Teil-Einsturz der Akademie könnte wohl die Stammstrecke schädigen"
In einem nicht-öffentlichen Bericht des Staatsbetriebes Immobilien Freistaat Bayern (Imby), der der AZ vorliegt, heißt es: Ohne permanente Sicherungsmaßnahmen könnten Teile des denkmalgeschützten "Altbaus einstürzen, sodass die Fußgängerzone in der Neuhauser Straße gesperrt werden müsste“. Und damit nicht genug. Weiter heißt es: "und es vor allem auch zu einer Beschädigung der unterirdischen sogen. S-Bahn-Stammstrecke kommen könnte“.
Um dieses Horrorszenario zu verhindern, werden jeden Monat Unsummen in Instandhaltungs- und Sicherungsmaßnahmen hinein gepumpt: nämlich jeden Monat bis zu eine Million Euro. Das Geld wird laut Imby-Bericht durch Massekredite von der Deutschen Pfandbriefbank, der Stadtsparkasse München und der Bayerischen Landesbank aufgebracht. Die Banken sind die Hauptgläubiger der insolventen Signa-Gesellschaft. Die "München alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG“ hat 371 Millionen Euro Grundschulden hinterlassen.
Das Bauministerium muss noch den Verkauf absegnen
Die Imby drängt auf einen Verkauf. In dem Bericht heißt es: Der Verkauf diene "der Beseitigung der Innenstadtbrache“ und "der bauordnungsrechtlichen Gefahrenabwehr“.
Mit dem grünen Licht vom Haushaltsausschuss ist das Ende der toten und teuren Dauerbaustelle nun in greifbare Nähe gerückt. Jetzt müssen nur noch das Bauministerium und der Insolvenzverwalter den Kauf absegnen – was als Formsache gilt.
Ein zweites Kaufangebot hatte der Insolvenzverwalter laut Imby-Bericht nicht berücksichtigt. Es stammte von der Concept Real Holding, hinter der Erich Schwaiger steht – ein Mann, der zuletzt für viel Aufsehen in der Stadt gesorgt hatte. Der Münchner hatte 2024 bereits das frühere Kaut-Bullinger-Haus gekauft, das ebenfalls einer Tochtergesellschaft von René Benkos Signa gehört hatte. Außerdem kaufte er vor Kurzem die Immobilien von Sport Schuster und das Hirmer-Stammhaus. Schwaiger tritt öffentlich so gut wie nicht in Erscheinung und äußert sich auch nicht öffentlich zu seinen Vorhaben und Projekten – und auch nicht zu seinen Geldgebern.
Münchner Immobilienmogul geht leer aus
Schwaigers Concept Real Holding hatte dem Insolvenzverwalter für die Alte Akademie ein Angebot über insgesamt 190 Millionen Euro gemacht, das er später auf 195 Millionen Euro erhöhte. 40 Millionen Euro davon bot er dem Freistaat für das Grundstück. Doch Schwaigers Concept Real Holding kam nicht zum Zug, da der Insolvenzverwalter der Heinz-Hermann-Thiele-Familienstiftung Exklusivität erteilt hatte: zunächst bis Mitte November, aktuell bis 19. Dezember.
Mittlerweile ist auch der Wert des Grundstücks von Immobilienexperten begutachtet worden. Der eine kam auf einen Verkehrswert von 28,9 Millionen Euro, ein zweiter auf 29 Millionen Euro. Die Thiele-Stiftung hatte 30 Millionen Euro geboten und liegt damit sogar etwas darüber. Für das Erbbaurecht hat sie dem Insolvenzverwalter nach AZ-Informationen 149 Millionen Euro geboten.