Umzug nach dem Looping

Jeden Freitag erzählt in der AZ ein bekannter Münchner von seinem Wochenende. Heute ist das die Schauspielerin Josefina Vilsmaier.
Josefina Vilsmaier |
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Zum Treffen in der Aroma Kaffeebar bringt Josefina Vilsmaier Santanyi mit, den Hund ihrer Schwester Janina.
Petra Schramek Zum Treffen in der Aroma Kaffeebar bringt Josefina Vilsmaier Santanyi mit, den Hund ihrer Schwester Janina.

Ich habe schon all meinen Freunden gesagt: Ihr müsst so tun, als ob dieser Sonntag der letzte Wiesn-Sonntag wäre. Das ist immer so schön, wenn alle ihre Wunderkerzen rausholen und die Kellner zum Abschluss auf die Bühne gehen – das ist einfach eine einmalige Atmosphäre. Allerdings ziehe ich am Montag um, ich gehe nach Berlin, um Kommunikationswissenschaften zu studieren. Für mich ist das Oktoberfest dann leider schon zur Halbzeit zu Ende.

Ich bin ein großer Wiesn-Fan. Deshalb muss ich die paar Tage, die ich noch habe, auskosten. Heute Abend werde ich allerdings zu Hause bleiben. Da läuft „Der Meineidbauer” im Fernsehen, ein Film von meinem Vater Joseph, in dem ich mitgespielt habe (Interview Seite 21). Den werde ich mir mit ein paar Freunden zusammen anschauen, so als kleine Abschiedsfeier quasi. Zudem hat meine älteste Schwester tags darauf Geburtstag, die Janina. Da werden wir ein bisschen reinfeiern.

Wir sind insgesamt drei Schwestern: Janina, Theresa und ich. Janina lebt jetzt schon seit acht Jahren in England, geht auf die London Film School und hat gerade ihren Abschlussfilm gedreht. Immer, wenn sie heim nach München kommt, gehen wir als erstes zusammen ins Kino, meistens ins Filmtheater am Sendlinger Tor. Das ist ein schönes altes Kino, nicht so groß. Die Atmosphäre dort hat noch etwas Familiäres.

Wir Schwestern sind uns schon ziemlich nah. Theresa studiert in München Medizin und ist vor etwa einem halben Jahr in die Maxvorstadt gezogen. Sie hat da jetzt so eine schöne Terrasse, da sind wir im Sommer oft draußen gesessen und haben abends gegrillt. Oder wir haben uns vor der Pinakothek auf die Wiese gelegen und ein kleines Picknick gemacht. Das werde ich in Berlin auf jeden Fall sehr vermissen.

Was auch immer toll gewesen ist: Kaffeetrinken im Vorhoelzer Forum, dem TU-Café. Da hat man einen wahnsinnig guten Blick über die Stadt. Wir sind da oft am Sonntag zum Brunchen hingegangen. All you can eat für zehn Euro, aber so lecker, da haben sich selbst nach einer durchfeierten Nacht noch einmal alle aus dem Bett gequält.

Ich gehe schon ab und zu auch mal weg, aber ich mag es lieber, abends mit Freunden in einer Bar zu sitzen, als in irgendeinen Club zu gehen. Es ist ganz lustig: Mit manchen Leuten treffen ich mich immer am selben Ort. Meine beste Freundin zum Beispiel, die ist Münchnerin, wohnt aber mittlerweile in Wien. Und wenn sie in der Stadt ist, gehen wir immer ins Soda in der Schellingstraße. Vielleicht ist das für uns beide schlichtweg ein guter Anlaufpunkt, man kann da aber auch gut essen und schön an der Bar sitzen.

Ich mag diese ganzen studentischen Lokale, das Barer 47 oder das Barer 61, davon gibt es ja gleich mehrere, nur mit unterschiedlicher Hausnummer. Im Winter waren wir aber meistens in einem kleinen Lokal in der Theresienstraße, das heißt „Bei Moritz”. Die sieht innen aus wie eine Skihütte, wahrscheinlich ist es im Sommer deshalb dort recht leer. Aber wenn es draußen kalt wird, bekommt man da drinnen manchmal überhaupt keinen Platz mehr.

Ich liebe diese Kneipe, da herrscht so eine vertraute Stimmung. Man kennt den Moritz, man kennt seine Frau Hermine. Die kommen beide aus dem Norden und schenken deshalb nur Pils aus. Aber man kann da auch sehr gut essen, zum Beispiel Speckpfannkuchen. Der ist so mächtig, da braucht man fünf Tage nichts mehr zum Essen.

Am Sonntag muss ich jetzt aber erst noch einmal auf die Wiesn, mit ein paar Karussells fahren. Das wird zwar immer teurer, aber einmal im Jahr muss das sein: Fünferlooping oder Wilde Maus. Das ist eigentlich so simpel, aber man bekommt ein solches Herzrasen. Danach ist immer erst einmal meine Stimme weg vom vielen Schreien. Aber das ist ja egal. Umziehen funktioniert auch ohne Stimme.

Protokoll: Florian Zick

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