Umweltschützer planen Menschenkette gegen Atom
MÜNCHEN - Nach der großen Demonstration am Wochenende in Berlin soll es auch in München eine Protestaktion gegen die Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke geben.
Für Samstag, den 9. Oktober, ist eine Menschenkette quer durch München geplant, wie die Veranstalter, das Bündnis KettenreAktion Bayern, am Montag bekanntgaben. „Wir wollen aus dem Atomland Bayern heraus ein klares Zeichen setzen“, sagte Christina Hacker vom Umweltinstitut München, das zu den Veranstaltern der Menschenkette gehört.
Der neue Atom-Kompromiss der Bundesregierung sei ein „Verbrechen“. Die Auftaktrede zur Demonstration hält Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), rund 5000 Menschen werden erwartet. Die Kette soll am Haus der CSU-Landesleitung starten und vorbei am Energieunternehmen E.ON und der Staatskanzlei hin zum Umweltministerium führen.
Die Atomkraftwerke – vor allem auch in Bayern – seien ein Sicherheitsrisiko, hieß es. „Ein Unfall mit Freisetzung von Radioaktivität kann nicht ausgeschlossen werden“, sagte Hacker. „Wir haben tatsächlich in der Vergangenheit mehrfach Glück gehabt.“
Noch heute seien die Nachwirkungen der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 in Bayern deutlich zu spüren. Im Bayerischen Wald zum Beispiel seien Pilze noch immer stark radioaktiv belastet. Auch dort geschossene Wildschweine dürften heute noch immer nicht gegessen werden – und der sowjetische Kernreaktor sei in immerhin rund 2000 Kilometern Entfernung geschmolzen. Sollte es einen ähnlichen Unfall in Bayern geben, seien die Folgen unabsehbar. „Wenn da was passiert, dann ist nicht irgendein GAU eingetreten, sondern dann ist unser Staatsgebiet, unser Freistaat Bayern, unbrauchbar“, sagte Sebastian Schönauer vom Bund Naturschutz.
Vor allem der alte Reaktor Isar I bei Landshut sei ein Risiko und unter heutigen Bedingungen nicht mehr genehmigungsfähig, kritisierten die Atomschützer. Gegen einen möglichen Flugzeugabsturz sei er nicht ansatzweise ausreichend gesichert – und das, obwohl täglich rund 100 Flugzeuge im Umkreis von einem Kilometer über das Kraftwerk flögen. Unter diesen Umständen sei die Laufzeitverlängerung um acht Jahre ein Skandal. Schließlich nutze sich das ohnehin überholungsbedürftige Kraftwerk immer weiter ab.
dpa
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