Streit um Naturjuwel: Eigentümer will Pacht für Alm bei München vervielfachen

Die Wittelsbacher besitzen im Tegernseer Land bei München eine Vielzahl von Almen. Die Blaublüter wollen deren Pacht nun teils kräftig erhöhen, da diese bislang günstig ist. Doch es gibt Widerstand. Kritiker fürchten eine Kommerzialisierung. Bleibt die Hütte auf der Königsalm für normale Wanderer bezahlbar?
Tobias Lill |
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Verzauberte schon Kaiserin Sisi: Die Königsalm im Tegernseer Land.
Verzauberte schon Kaiserin Sisi: Die Königsalm im Tegernseer Land. © IMAGO / imagebroker

Kreuth - Es ist nicht einfach irgendeine x-beliebige Alm: Die Schönheit der Königsalm hatte bereits Kaiserin Sisi in ihren Bann gezogen. Die Märchenprinzessin weilte gerne im Tegernseer Land und soll auf der Hütte der Königsalm auf über 1100 Metern übernachtet haben. Letztere hatte der bayerische König Max I. im 19. Jahrhundert errichtet. Wie 17 weitere gehört die Königsalm bis heute den Wittelsbachern.

Lange Zeit galt das Adelsgeschlecht in der Region als gerngesehener Verpächter. Doch nun geht die Angst bei manchen in der Region um. Denn die 2020 gegründete und in der Hand der Wittelsbacher befindliche Wildbad Kreuth Familiengesellschaft will für mehrere Almen die Pacht erhöhen – und das teils saftig. Die zu entrichtende Pacht war oder ist dabei immer noch niedrig, weil die Pächter für die Instandhaltung aufkommen müssen. Die Summe sei sogar "sehr niedrig", sagt Freiherr Andreas von Maltzan, Geschäftsführer der Familiengesellschaft, der AZ.

Andreas von Maltzan will die Pacht für die Königsalm verachtfachen

2015 heiratete Maltzan Anna Herzogin in Bayern. Gemeinsam mit deren Vater sowie deren Schwestern ist er einer der Gesellschafter. Die Pacht für die Königsalm würde er gerne auf das rund Achtfache erhöhen. "Derzeit liegt die Jahrespacht für beide Pächter der Alm zusammen bei 4200 Euro im Jahr", sagt Maltzan und fügt hinzu: "Würden wir Marktpreise nehmen, müssten wir die Nutzungsgebühr sogar noch deutlich stärker erhöhen."

Andreas von Maltzan und Ehefrau Maria Anna.
Andreas von Maltzan und Ehefrau Maria Anna. © BrauerPhotos

Bis Ende 2024 läuft noch der bisherige Pachtvertrag – ab 2025 müssten die Pächter dann zusammen über 30.000 Euro jährlich an das herzogliche Haus bezahlen.

Maltzan rechnet aber vor, dass die Umsätze für den Betrieb der 122 Hektar großen Alm auf 170.000 Euro bis 200.000 Euro summieren dürften. Denn zu den Einnahmen aus der Gastronomie kämen ja neben staatlichen Subventionen von 70.000 bis 80.000 Euro auch noch die Gebühren der Bauern, damit diese ihre Kühe auf den saftigen Hügeln grasen lassen dürfen.

Königsalm: Maltzan will nach neuen Landwirten schauen

"Wir wollen, dass künftig beide Seiten auf ihre Kosten kommen. Beide Seiten, Eigentümer und Pächter müssen fair miteinander leben können", sagt Maltzan. Doch zumindest einer von zwei Pächtern sieht das völlig anders. Auf AZ-Anfrage äußerten sich beide zwar offiziell nicht. Dem Vernehmen nach sieht einer der beiden die geplante Pachterhöhung mit großer Sorge. Diese sei " viel zu hoch". Er weiß nicht, ob sich der Betrieb dann noch lohnt.

Wenn er sich mit den bisherigen Pächtern nicht einig wird, will Maltzan nach eigener Aussage andere Landwirte finden, die bereit sind, "eine angemessene Pacht zu zahlen". Manche fürchten, dass in der Almhütte dann die Preise explodieren könnten und für normale Wanderer nicht mehr bezahlbar sein werden. Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, die sich für eine möglichst unberührte Bergwelt einsetzt, sieht die Entwicklung auf den 18 Almen der Wittelsbacher und insbesondere der Königsalm mit Sorge. "Wir werden da ein genaues Auge draufhaben", sagt deren Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck der AZ.

Angela Brogsitter-Finck beobachtet die Situation auf der Königsalm mit Sorge.
Angela Brogsitter-Finck beobachtet die Situation auf der Königsalm mit Sorge. © Julian Brogsitter/privat/dpa

Umweltschützerin Angela Brogsitter-Finck in Sorge: "Das sind Naturjuwelen und das sollen sie bleiben"

Mit mehreren Almbetreibern hat sich Malzahn nach eigenen Angaben bereits auf neue Pachtverträge geeinigt. Brogsitter-Finck fürchtet nun, dass deutlich höhere Pachtgebühren am Ende auf zahlreichen Almwirtschaften zu deftigen Preisen führen könnten. Sie sieht die klassische Almnutzung in Gefahr, fürchtet, dass manche Betreiber womöglich aufgeben müssten.

"Die Angst ist bei vielen groß." Die Umweltschützerin sagt: "Das sind richtige Naturjuwelen und das sollen sie auch bleiben." Auch Lorenz Sanktjohanser, zweiter Vorsitzender des Vereins zum Schutz der Bergwelt, sagt der AZ, "schon jetzt werden manche Almen zunehmend kommerzialisiert".

Andreas von Maltzan verspricht: "Es wird auf der Königsalm keine zweite Saurüsselalm geben"

Brogsitter-Finck hat insbesondere im Fall der Königsalm Angst vor "einer Kommerzialisierung". Diese dürfe nicht zu einem "Hotspot für Schickimickis werden". Was auf der Saurüsselalm passiere, dürfe sich nicht wiederholen, sagt sie in Anspielung auf die dortigen Nobel-Events. Maltzan widerspricht: "Es wird auf der Königsalm keine zweite Saurüsselalm geben."

Die bisherige Haltung der Kühe auf der Königsalm ist der Traum eines jeden Tierschützers. Brogsitter-Finck warnt jedoch davor, dass die üppigen staatlichen Subventionen letztlich zweckentfremdet werden könnten: "Diese sind für die Almwirtschaft bestimmt, für den Erhalt der Almen und die hart arbeitenden Bauern, die die Almen pflegen, und nicht für die Immobilienbesitzer."

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Wittelsbacher Familiengesellschaft hat über zwei Millionen Euro in ihre Almen investiert

Maltzan widerspricht: "Nur der Betreiber erhält die Subvention. Das was wir machen, hat nichts mit Gewinnmaximierung zu tun, sondern mit Erhalt. Wenn es allein nach Gewinnmaximierung geht, muss man sicher in etwas anderes investieren." Er verweist darauf, dass die Familiengesellschaft seit ihrer Gründung über zwei Millionen Euro in die Sanierung der Hütten, Straßen und Gebäude der 18 Almen investiert habe.

Eine Einigung mit den bisherigen Pächtern wird es wohl nicht mehr geben. "Um weiteren Gerüchten und übler Nachrede ein Ende zu bereiten, werden wir die Königsalm ab 2025 für einen neuen Pächter ausschreiben müssen. Dabei werden wir darauf achten, dass die neuen Pächter weiterhin einheimische Bauern mit Erfahrung und der richtigen Einstellung zur Natur und Tradition sind", sagt Maltzan.

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24 Kommentare
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  • Knitterface am 13.08.2023 14:48 Uhr / Bewertung:

    Sollen die Berge einfach so rumstehen? König Ludwig Zuschlag ist eh obligatorisch. Die Bergluft und die Aussicht kann man besser vermarkten. Wer sich das nicht leisten kann, soll doch zuhause bleiben.

  • ClimateEmergency am 12.08.2023 10:29 Uhr / Bewertung:

    Almen sind nix für den Pöbel, sollen die doch in der Stadt in den Abgasen krank werden /s

  • muc_original_nicht_Plagiat! am 12.08.2023 04:18 Uhr / Bewertung:

    Hier wird mir in den letzten Wochen zu häufig Stimmung gemacht - findet ihr nicht, dass es zuletzt ein bischen arg häufig einen Zungenschlag gibt, der linke Ideologie als korrekt, einzig richtig und fair abbildet(Enteignungsforderungen- finde ich publizistisch bedenklich), es werden Menschen mal sehr einseitig negativ dargestellt, die Eigentum besitzen/weil sie Eigentum besitzen, und/oder nach wirtschaftlichen Kriterien entscheiden und agieren. Mal sind es 15(!) Tage, an denen auf einer Alm spezielle Veranstaltungen durchführen, und man das Ende der Freiheit ausruft (außerdem wird mit wehr wenig Differenziertheit immer wieder gegen Gastronomen und deren Angebote Vorwürfe erhoben. Dabei sind 249 Euro für 7 Gänge incl. Weinbegleitung, erstellt von Fachkräften, Spitzenköchen, geradezu ein Schnäppchen. - dann sind es die Seezugänge, die vermietet werden von Eigentümern,udie aber nicht gehört werden. Die Message des Sozialismus ist deplaziert, denn: nein. es können nicht alle gleich sein!

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