Streit um Hans-Albers-Villa geht mit Petition weiter

München - Der beliebte Volksschauspieler Hans Albers hat in der Villa in Garatshausen gelebt. Mit der aus einer Wiener Künstlerfamilie stammenden Jüdin Hansi Burg verbrachte er hier am Starnberger See viele Jahre. 1960 starb Albers, 1971 verkaufte Hansi Burg die Villa an den Freistaat.
Seit Jahren schwelt ein Streit um die künftige Nutzung. Und sollte man im Landtag gedacht haben, mit einer Entscheidung für die TU München (TUM) als künftigen Nutzer habe man ihn beendet, hat man sich offensichtlich geschnitten. Dieser Tage bringt der Münchner Verein Respect & Remember erneut eine Petition mit bereits 1.600 Unterstützern zum Thema in den Landtag ein, die der AZ vorliegt.
Verein: "Wollen Präventionsort gegen Antisemitismus schaffen"
Wie mehrmals berichtet, schlägt der Verein einen deutsch-jüdischen Erinnerungsort vor, der für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll. "Wir wollen einen Präventionsort gegen Antisemitismus schaffen", sagt Gabriella Meros vom Verein im Gespräch mit der AZ.
Die TUM hingegen wolle sich elitär abschotten – und werde mit einem Neubau den Charme des Areals und die Erinnerung an Albers und Burg kaputtmachen. Immer wieder hat der Verein in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass es beim Verkauf des Areals inklusive Steg zum See an den Freistaat Burgs Absicht gewesen sein, dass das Gelände "öffentlichen Erholungszwecken" dient.
In der neuerlichen Petition an den Landtag betont Respect & Remember, die TUM habe doch schon genug Liegenschaften. Mit der Entscheidung für die TUM sorge der Landtag nur dafür, dass "ein weiterer x-beliebiger Tagungsort entsteht". Gabriella Meros sagt: "Wir hoffen, dass der Landtag noch mal nachdenkt – und erkennt, dass er einen Fehler gemacht hat."
TUM: "Nutzungsvertrag wurde bereits unterzeichnet"
Die Chancen dürften nicht allzugut stehen. Bei der TUM klingt man auf AZ-Nachfrage auf jeden Fall nicht so, als gäbe es noch irgendwelche Zweifel am eigenen Projekt. "Der Nutzungsvertrag zwischen Freistaat und TUM wurde bereits unterzeichnet", betont Uni-Sprecher Ulrich Meyer.
Nach Angaben der TUM ist ein Tagungszentrum geplant, "um engagierten Studierenden zu helfen, weltaufgeschlossene, verantwortungsbewusste und reflektierte Persönlichkeiten mit interkulturellen Kompetenzen zu werden, die mit ihrem intellektuellen Potenzial und Zivilcourage konstruktive und verantwortungsvolle Impulse in die Gesellschaft einbringen".
Klingt wichtig. Respect & Remember hat man aber nicht so richtig überzeugt. Das gilt auch wegen des Streitpunkts, wie öffentlich zugänglich das Areal künftig sein soll. Schon seit Jahrzehnten gibt es die Forderung, das Seeufer hier zu öffnen. Die TUM betont nun, "nach Jahrzehnten der Abgeschlossenheit" werde das Gelände wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei näherer Betrachtung muss man aber wohl eher sagen: nun ja, ein ganz kleines bisschen. Denn es geht nur um Sonntage, es geht nur um die Sommermonate und nur um "einen großen Teil des Parks", darüber hinaus ist vage die Rede von Ausstellungen, Führungen und anderen öffentlichen Veranstaltungen.
Kritik: "Die Villa wird zu einem Rückzugsort für Eliten"
Bei Respect & Remember fasst man das so zusammen: "Die Schafswiese, wo sich Burg und Albers nie aufgehalten haben, soll ein Erinnerungsort für das gemeine Volk sein – die Villa wird zu einem Rückzugsort für Eliten. Und baden sollen nur Professoren und ihre Gäste."
Wie es nun weitergeht? Schwer zu sagen. Respect & Remember bittet in der Petition um ein Zwei-Jahres-Zeitfenster, um die Staatsregierung zu überzeugen. Die TUM sagt auf Nachfrage, man habe noch keinen Zeitplan, es seien auf jeden Fall "umfangreiche Sanierungsmaßnahmen" notwendig. Gabriella Meros schimpft, das Vorgehen des Freistaats sei "ein Hohn für die Antisemitismusbekämpfung in Bayern".
Klar ist auf jeden Fall eins: Der Streit um die Hans-Albers-Villa, er ist noch lange nicht zu Ende