Nach 40 Jahren: Haar ist nicht mehr SPD-regiert
Haar - Eine Ära geht zu Ende – nach 40 Jahren muss die SPD den Chefsessel im Haarer Rathaus räumen – und dem Herausforderer von der CSU überlassen.
Deren Kandidat Andreas Bukowski holte bei der Stichwahl Ende März 51,4 Prozent der Stimmen, während die amtierende Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sich nach nur einer Amtszeit mit 48,5 Prozent geschlagen geben musste. Die Sozialdemokraten haben auch insgesamt bei der Kommunalwahl verloren. Sie verloren zehn Prozent der Stimmen und haben, wie schon im Jahr 2014, nur zehn von 31 Plätzen des inzwischen um sechs Sitze erweiterten Gemeinderats eingefahren.
CSU gewinnt drei Sitze
Mit nun 13 Sitzen gewannen die Christsozialen drei Sitze dazu. Die Grünen verdoppelten sich von früher drei auf heuer sechs Sitze. Der Schock muss bei Bürgermeisterin Gabriele Müller und der SPD tief sitzen. 40 Jahren stellten die Genossen die Person an der Spitze des Münchner Vorortes. Viele Bürgermeister prägten dauerhaft die Entwicklung von Haar, so etwa Müllers Vorgänger Helmut Dworzak, der 22 Jahre lang der Gemeinde vorstand.
Ab 1. Mai wird nun der CSUler Andreas Bukowski Chef im Haarer Rathaus sein. Eine echte Überraschung, denn der ehemalige Miesbacher wohnt erst seit Kurzem in Haar. Für die bisherige Amtsinhaberin Gabriele Müller ist das Ergebnis ein großer Einschnitt, gerne hätte sie noch weitere Jahre die Geschicke der Gemeinde gelenkt. "Ich muss schauen, wie ich mich jetzt aufstelle", sagt Müller. Ad acta werde sie die Politik nicht legen, "denn ich bin ein politischer Mensch". Noch müsse sie nachdenken, ob sie in ihren Beruf als Sonderschul-Pädagogin zurückkehren werde, Angebote habe sie bereits.
Söders Coronamangement hat CSU wohl genutzt
Bei der Stichwahl in turbulenten Corona-Zeiten habe das konsequenten Handeln des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) ihrem Konkurrenten wohl genutzt, während "ich weder von Bundes- noch Landes-SPD Rückenwind hatte". Dem neuen Bürgermeister wünscht sie, dass ihm ideologische Scharmützel wie Bürgerbegehren erspart bleiben, die Müllers eigene Amtszeit arg belasteten. "Das spaltet stark!", sagt Müller. Der Christsoziale muss sich nun Mehrheiten suchen, denn allein wird die CSU im Gemeinderat keine Themen durchbringen können.
Doch der künftige Bürgermeister ist zuversichtlich: "Bei großen Themen wie Wachstum, Gewerbeentwicklung, Energiewende und Bürgerbeteiligung herrscht Einigkeit." Gespräche mit anderen Fraktionen habe er noch nicht geführt: "Wegen Corona kann man sich nicht treffen, wir werden später reden", sagt er. Die Krise erfordere mehr denn je gemeinsames Handeln aller. Man müsse zusammenarbeiten, denn "niemand will der Gemeinde schaden".
Verwaltungserfahrung hat Bukowski noch nicht, doch "jeder fängt irgendwann mal an". Mit Wirtschaftsthemen kennt er sich aber aus. Bislang war der 41-jährige Geschäftsführer eines Haarer Unternehmens und ehrenamtlicher Vorsitzender des Gewerbeverbands Haar-Trudering. Der promovierte Philosoph, der auch Betriebswirtschaft studiert hat, wohnt seit fünf Jahren in Haar.
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