Erich Moser: Ein Leben für die Lederhose

Erich Moser, ein Spross der ältesten Säckler-Familie Bayerns, ist gestorben. Er wurde 90 Jahre alt.
von  Irene Kleber
In der Hand eine seiner Lederhosen, an der Wand allerlei Geweih: Dieses AZ-Foto von 2001 zeigt den Säcklermeister Erich Moser mit weißem Zauselbart in seiner Werkstatt in Deisenhofen. Am Samstag ist er im Alter von 90 Jahren gestorben.
In der Hand eine seiner Lederhosen, an der Wand allerlei Geweih: Dieses AZ-Foto von 2001 zeigt den Säcklermeister Erich Moser mit weißem Zauselbart in seiner Werkstatt in Deisenhofen. Am Samstag ist er im Alter von 90 Jahren gestorben. © Petra Schramek

Erich Moser, ein Spross der ältesten Säckler-Familie Bayerns, ist gestorben. Er wurde 90 Jahre alt.

München - Sein ganzes Leben hat er in Deisenhofen gewohnt, in seinem Geburtshaus in der Kybergstraße. Aber daheim? Daheim war Erich Moser in seiner Lederhose.

So hat er es der Abendzeitung erzählt, die ihn vor Jahren für die Serie „Die Letzten ihrer Zunft“ in seiner Werkstatt am südlichen Münchner Stadtrand besucht hat. Denn Erich Moser ist Säcklermeister gewesen. Ein Spross der ältesten Säcklerfamilie Bayerns, die seit dem 30-jährigen Krieg in jeder Generation mindestens einen Säckler hervorgebracht hat - heute würde man sagen: Lederhosen-Schneider.

Am vergangenen Samstag ist Moser, der als Jäger, Trachtler, Schütze und früherer Alpenvereins-Vorsitzender tief im Ort verwurzelt war, im Alter von 90 Jahren gestorben. Und mit ihm wieder ein Stück Wissen und Handwerkstradition.

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Angefangen hatte alles mit Mosers rührigem Urahn Romuald Moser Mitte des 17. Jahrhunderts. Der war Donauschiffer gewesen und irgendwann, als ihm der Beruf zu gefährlich geworden war, umgestiegen in den Lederhandel. Seinen Sohn schickte er in die Säcklerlehre. 1675 machte sich ein weiterer Romuald Moser bei Straubing selbstständig.

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1810 nähte Anton Baptist Moser, der Ururgroßvater von Erich Moser, eine weiße Lederhose, die noch heute zu den am reichsten bestickten Exemplaren in Bayern zählt. Ein ganzer Wald ist draufgestickt, mit Hirschen, Gämsen, Hunden und Wildtauben. 1889 zog die Säcklerei nach München um, an den Isartorplatz. Hier ließ sich die königlich bayerische Leibgarde neue lederne Uniformen schneidern, hohe und höchste Beamte kauften hier ein. Die Mosers schneiderten für halb München Lederhosen: für Postbusfahrer und Kaminkehrer, für Bauern und Bierkutscher. Sogar für die Standlfrauen am Viktualienmarkt erfanden sie ein Kleidungsstück, das sie warm hielt: eine lederne, lange Unterhose.

Lederhosen für Japaner

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg auch Erich Moser, 1926 geboren, bei „Leder Moser“ ein. Als Altlehrling lernte das Handwerk von der Pike auf. Erweiterte die Kollektion aber sukzessive in die „sportive“ Richtung – für Wiesnwirte, für viel Münchner Prominenz. Und für Japaner, die die Krachledernen ans andere Ende der Welt schickten - für ihre Bedienungen in "bayerischen Gaststätten" Japans.

Er hatte 15 Näher, Schneider und Verkäufer, ehe er 2001, mit 75 Jahren, seine Verkaufsräume in der Herzogspitalstraße zugemacht hat. In seiner Deisenhofener Werkstatt schneiderte Erich Moser noch, bis seine Frau Theresa starb. Und räumte dann Stück für Stück seine Lager. Er hat sich zurückgezogen in den letzten Jahren, kämpfte mit Diabetes, war auf Pflegehilfe angewiesen.

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Die fußbetriebenen Pfaff-Nähmaschinen, die Scheren und Dreikantnadeln gibt es noch. Auch die weiße, brillant bestickte Lederhose vom Ururgroßvater. Sie liegt in Seidenpapier, lichtdicht verpackt, in einem Karton. „Aber die Firma“, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin traurig, „die ist jetzt erloschen“. 

Am Freitag um 9.30 Uhr nehmen Familie, Freunde und Weggefährten in der Oberhachinger Kirche St. Stephan bei einem Trauergottesdienst Abschied. Danach wird Erich Moser auf dem Friedhof beigesetzt.     

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