Damit kein Tier geschlachtet werden muss: Bauernhof bei München mit einer besonderen Idee

Der Schlüssel zur mehr Nachhaltigkeit ist die Ernährung. Das Haus der Kost möchte nachhaltiges Kochen in die Münchner Außer-Haus-Verpflegung bringen. Mit Workshops und Coachings unterstützt die Initiative des Referats für Klima- und Umweltschutz Kantinen bei der Umstellung auf regionale Biolebensmittel. So ist ein großes Netzwerk regionaler Produzenten entstanden. Ein paar davon stellen wir Ihnen in unserer Serie vor. Heute: Der Billesberger Hof in Moosinning.
Der Bauer Mogli lebt nicht im Dschungel, sondern in Moosinning. Den Namen hat ihm einst seine Schwester – Dschungelbuch-Fan – gegeben. Sein richtiger Name ist Amadé Billesberger. Seinen Billesberger Hof betreibt er bereits in sechster Generation zusammen mit seiner Frau. Auch seine beiden Töchter (zwei und fünf Jahre alt) helfen ein bisserl mit.
Schon im Jahr 1031 standen in Moosinning zwei Mühlen. Seit 1852 ist eine davon in Hand seiner Vorfahren. Den Mühlenbetrieb hat die dritte Generation im Jahr 1972 zwar eingestellt. Aber Amadés Vater Siegfried hat später die maroden Gebäude saniert, Neubauten errichtet. Seitdem steht dort ein Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung. Es versorgt den Hof und 100 weitere Haushalte mit Strom. Die Landwirtschaft betrieb er im Nebenerwerb.

Seit 2007 sind Amadé Billesberger und seine Frau und Töchter auf dem Hof und setzen dort auf ökologische Landwirtschaft. Viel Getreide, Kartoffeln und alle möglichen Gemüsesorten gibt es hier. Weizen, Roggen, Dinkel und Emmer wachsen auf den Feldern. Mit dem Mehl beliefert Billesberger unter anderem die Lokalbäckerei Brotzeit, die daraus ihr Bio-Brot backt. Auch Billesberger Nudeln gibt es zu kaufen. Außerdem sogenannte Leguminosen. Das sind Pflanzen, die Stickstoff aus der Luft binden, so den Boden anreichern und künstlichen Dünger ersetzen. Bei den Billesbergers wachsen zum Beispiel schwarze Bohnen und Sojabohnen. Kaufen kann man das alles unter anderem im eigenen Hofladen. Aber auch einige Münchner Bioläden haben die Produkte im Sortiment. Eine Liste steht auf der Webseite.

Rund um den Hof blühen viele Weiden, Bienen schwirren in den über 100 Jahre alten Apfelbäumen. Und um die Landschaftspflege kümmern sich flauschige Schafe. Auch glückliche Hühner gackern auf dem Hof und legen täglich frische Eier.
Auch Tiere, die nur jeden zweiten Tag ein Ei legen, dürfen auf dem Hof bleiben. Denn alle Hühner werden lebend vermarktet. „Wir sind Vegetarier und hatten keine Lust mehr, Fleisch zu vermarkten“, erzählt Billesberger. Die Tiere dürfen bis zum letzten Atemzug auf dem Hof leben. Die Familie ist immer auf der Suche nach Menschen, die solche Hühner bei sich aufnehmen möchten.

Um keine Tiere mehr schlachten zu müssen, hat die Familie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Tierpatenschaften. Wer also Tiere liebt, keinen Platz und keine Zeit für ein Haustier hat, der kann die Patenschaft für ein Huhn oder ein Schaf übernehmen. Damit sichert man das Leben des Tieres. Und besuchen dürfen die Paten ihr Viecherl auf dem Hof natürlich auch.
Den Tieren helfen und nebenbei ein bisserl Bauernhof-Luft schnuppern? Das klingt nach dem perfekten Deal für gestresste Städter.
Ismaninger Str. 22, Moosinning
Hofladen im Freien mit Selbstbedienung:
Mo-Sa: 8 bis 20 Uhr (bezahlt wird auf Vertrauensbasis)