Noch weniger Ärzte? Münchner CSU fordert Reaktion von OB Reiter
Ärzte, die vor Überlastung weinen, die Überstunden in dreistelliger Höhe angehäuft haben sollen, die selbst krank sind und trotzdem weiterarbeiten.
Über diese Zustände an den städtischen Kliniken hat die AZ berichtet. Vorausgegangen waren mehrere Brandbriefe, die die Ärzteschaft des städtischen Krankenhaus-Konzerns „München Klinik“ an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) richtete. Den letzten, der der AZ vorliegt, tragen laut dem Schreiben 293 Ärzte des Klinikums Bogenhausen aus allen Fachabteilungen mit. Sie treibt auch die Sorge um, wie es weitergehen soll.
Denn es stehen Personalkürzungen bei der Ärzteschaft bevor. Nächstes Jahr sollen 56 von rund 1200 Stellen gekürzt werden, indem Verträge auslaufen. Danach soll ein weiterer Personalabbau folgen.
"Dieter Reiter muss die Sorgen ernst nehmen"
Die Opposition im Münchner Stadtrat fordert nun, dass der OB eingreifen muss. Die CSU hat bereits vor Wochen Anfragen gestellt, um eine Aufklärung zu bekommen. Bislang seien diese nur unzureichend beantwortet worden, sagt CSU-Stadtrat Michael Dzeba nun.
„Wir fordern den Oberbürgermeister als Aufsichtsratsvorsitzenden auf, die Sorgen des Personals ernst zu nehmen“, sagt er. „Die Verbesserung der Situation an den städtischen Kliniken und die Sicherheit der Patienten dort muss absolute Chefsache sein.“
Auch die ÖDP im Münchner Stadtrat sieht die Entwicklungen kritisch. Sie will durch eine Anfrage herausfinden, wie der OB den Brandbrief der Ärzte bewertet und wie er trotz des geplanten Stellenabbaus, die Versorgung der Münchner sicherstellen will.
ÖDP findet, es werden Grenzen überschritten
„Wenn Ärztinnen und Ärzte aus Überlastung weinen, krank zur Arbeit kommen und Angst haben, selbst im eigenen Krankenhaus behandelt zu werden, dann ist eine rote Linie überschritten“, sagt ÖDP-Chef Tobias Ruff. Und: „München wächst, München altert, der medizinische Bedarf steigt. Wer unter diesen Bedingungen Stellen abbaut, handelt gegen jede Vernunft.“
Geplant ist eine Umstrukturierung der Kliniken. Abteilungen sollen fusionieren. Auch das soll zu einer Entlastung führen. Probleme bei der IT werden angegangen, versicherte der Klinik-Chef Dr. Götz Brodermann gegenüber der AZ. Doch aus seiner Sicht kommt der Klinikkonzern ums Sparen nicht herum: Heuer habe er ein Defizit von über 100 Millionen gemacht.
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