U9 in München auf der Kippe: Wer zahlt das Milliardenprojekt?

München - Vor mittlerweile fast zehn Jahren wurden die ersten Pläne vorgestellt: Eine neue U-Bahnlinie für München, die das stark beanspruchte Netz entlasten soll. Die Idee der U9 wurde mit den Jahren immer konkreter, doch nun steht das U-Bahn-Projekt am Scheideweg. Mal wieder geht es ums liebe Geld...
Der Stadtrat muss nämlich entscheiden, ob das Milliardenprojekt wirklich umgesetzt werden soll. Das Problem: Noch ist die Finanzierung nicht geklärt, eine Zusage vom Bund gibt es bislang nicht. Die große Frage also: Wer kommt für die Kosten – immerhin rund vier Milliarden Euro – auf?

Wie die U9 mit der Zweiten Stammstrecke zusammenhängt
Doch das ist bei weitem nicht der einzige Knackpunkt, denn das U9-Projekt ist eng mit den Plänen der Zweiten Stammstrecke in München verbunden. Weil die neue U-Bahnlinie nämlich auch über den Hauptbahnhof verlaufen soll, ist hier ein Bahnhofs-Rohbau im Untergrund geplant. Kostenpunkt immerhin etwa 560 Millionen Euro.
Für die neue S-Bahnröhre ist von der Deutschen Bahn (DB) unter anderem auch ein neuer Tiefbahnhof vorgesehen. In den Planungen ist auf Anweisung der Stadt auch bereits das sogenannte Vorhaltebauwerk für die U9 mit eingeplant. Der Vertrag zum Bau zwischen Stadt und DB ist aber noch nicht unterschrieben. Logisch, denn wenn der Stadtrat aufgrund der fehlenden Finanzierung doch nicht Ja zum U9-Bau sagen sollte, wird auch kein neuer U-Bahnhof am Hauptbahnhof benötigt.
Ein Platzen des Projekts könnte bzw. wird sich jedoch auch auf die Zweite Stammstrecke auswirken. Denn der Bahn zufolge müssten die Pläne in der Folge entsprechend angepasst werden. Mit anderen Worten: Das Mega-Projekt verzögert sich weiter. Dann dürfte es nicht wie zuletzt angekündigt erst 2037 fertig sein, sondern sogar noch später!
Die U9 in München
- Streckenlänge: Zehneinhalb Kilometer
- Stationen: Sechs Haltestellen, davon fünf neu
- Strecke von Nord nach Süd: Münchner Freiheit - Elisabethplatz - Pinakotheken - Hauptbahnhof - Zweiter Wiesn-Bahnhof am Esperantoplatz - Impler-/Poccistraße
- Geplanter Baubeginn: Anfang der 2030er Jahre
- Geplanter Betriebsbeginn: Anfang der 2040er Jahre
- Geschätzte Planungskosten: circa drei Milliarden Euro
Bund wird U9-Projekt wohl nicht komplett fördern
Auf die Stadt würden beim Bau der U9 Kosten von zwei bis drei Milliarden Euro zukommen, vom Bund wird es nämlich wohl nicht komplett gefördert. Nicht nur in aktuellen Zeiten bedeutet das eine enorme Belastung fürs Stadtsäckel. Dass sich der Freistaat an den Kosten für die U9 beteiligt, scheint eher unwahrscheinlich. Denn bereits für die Zweite Stammstrecke muss mehr gezahlt werden, hier sind die Kosten von anfangs angedachten 3,8 Milliarden Euro mittlerweile auf rund sieben Milliarden Euro gestiegen.
Eine verzwickte Lage für die Stadt, soviel steht fest. Noch in diesem Jahr möchte der Stadtrat über den Bau oder Nicht-Bau der U9 entscheiden. Was aber ebenfalls klar ist: Noch sind viele Fragen offen.