TV-Film "Udo Honig": Ein Satire-Denkmal für Uli Hoeneß

München - Mit ernster Miene steht er an der Pforte zum Knast, Deutschlands erfolgreichster Fußballmanager. Seine Frau nimmt Abschied. „Vielleicht ist das ja auch eine Chance für dich“, sagt sie, zögert kurz und fügt dann an: „Für uns.“
Kurz darauf sitzt der millionenschwere Betrüger in seiner Zelle und schaut zu Boden. „Schöne Scheiße“, sagt er. Später wird er dort hin und hergehen, mit einem Weißbier in der Hand, und mit seinem Zellengenossen über seine Pläne sprechen. Auch hinter Gittern hört er nicht auf, nach oben zu streben.
Erste Szenen aus dem Film „Udo Honig – Kein schlechter Mensch“, den die Firma UFA Fiction gestern für Sat.1 fertig gedreht hat. Es ist eine Satire, die Aufstieg und Fall des ehemaligen Bosses des FC Bayern München, Uli Hoeneß, zum Thema hat. Der Film wird im Herbst im Fernsehen ausgestrahlt. Zum Ende der Dreharbeiten haben die Macher gestern einen ersten Einblick in ihr Werk gewährt.
Udo Honig heißt Hoeneß’ Pendant im Film, gespielt wird er von Uwe Ochsenknecht. Der sagt bei der Vorstellung der ersten Bilder: „Ich habe seit längerer Zeit die Hosen voll, wie die Reaktionen sein werden. Wir wollten eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und Unterhaltsamkeit. Und wir haben uns viel Mühe gegeben.“
Das Ergebnis soll eine Satire sein, die nicht boshaft ist, die zum Lachen bringt, aber kein Klamauk ist. „Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir uns lächerlich machen“, sagt Ochsenknecht.
Schauplatz des Films wird vor allem das Gefängnis sein. Die Handlung dort ist ausgedacht. In Rückblenden werden prägende Szenen aus Uli Hoeneß' Leben wiedergegeben.
Und es geht darum, dass Hoeneß’ Drang zu wirken nicht nachlässt, nur weil er hinter Gittern ist. Unter anderem gibt er dem Leiter der Justizvollzugsanstalt (gespielt von Heiner Lauterbach) Tipps, wie man „den Laden“ auf Vordermann bringen könnte und versorg auch den Ministerpräsidenten (gespielt von Wolfgang Krebs) mit Ratschlägen.
Gedreht wurde der Film zum einen in der Bavaria Filmstadt in Grünwald, zum anderen aber vor allem in Berlin. Zwar wurden auch eine Meisterfeier am Rathausbalkon gestellt und dafür der Marienplatz gesperrt (AZ berichtete), Szenen in einer Kneipe in der Feilitzschstraße gefilmt sowie eine Metzgerei in Fürstenfeldbruck für Aufnahmen genutzt, doch an die Originalschauplätze des FC Bayern wagte man sich nicht. „Wir haben gar nicht gefragt, weil klar war, wie die Antwort aussehen würde“, sagt Regisseur Uwe Janson. Stattdessen ging man ins Berliner Olympiastadion und drehte dort.
Auch ein Haus am Tegernsee ist im Film zu sehen. „Bei uns stehen nur noch Reporter vor der Haustür“, sagt Udo Honigs Frau Marion, gespielt von Gisela Schneeberger. Abseits von einigen Dialogen zwischen dem Ehepaar soll Hoeneß’ Privatleben aber nicht groß thematisiert werden.
Es geht dem Filmteam um etwas anderes: „Uli Hoeneß ist eine ikonische Figur, deren Kraft uns alle beeindruckt“, sagt Regisseur Janson. Er habe enorm viel Gutes geleistet, ohne sich groß damit zu brüsten. „Gleichzeitig gibt es da aber diese Zerbrochenheit, diese Irrfahrt, diese Widersprüche und die vom Gericht festgestellte Spielsucht.“ Das alles führe zu der Frage, die den Film spannend mache: „Kann jemand, der in so einer Hybris lebt, sich verändern?“
Fierek: „Uli Hoeneß wird sich sicher über den Film amüsieren“
Wolfgang Fierek, der Paul Greitner als Entsprechung zu Paul Breitner spielt, sagt dazu: „Man soll jedem Menschen eine zweite Chance geben, egal, was er gemacht hat. Hoeneß ist ein toller Typ, ein guter Mensch.“ Er sei sich sicher, dass Hoeneß sich über den Film amüsieren werde. Und Uwe Ochsenknecht meint, dass er sich trotz der Rolle jederzeit vorstellen könne, mit Uli Hoeneß ein Bier zu trinken.
Als die Meinungen der Runde gar zu kuschelig werden, sagt der Produzent Joachim Kosack, dass es hier schon um eine kritische Satire gehe. „Aber trotzdem kann man am Ende des Films eine liebevolle Beziehung zu der Figur finden.“
Polarisieren wird der Film damit schon mal gewiss.