Trauer um Otto: Tödliches Virus wird dem kleinen Elefanten trotz Impfung zum Verhängnis

Der junge Elefantenbulle Otto ist tot, er starb an den Folgen einer Infektion mit dem Herpes-Virus. Wie geht es den anderen Tieren der Gruppe und gibt es Pläne in Hellabrunn, einen Ersatz für Otto zu holen?
von  André Wagner
Klein-Otto, hier mit seinem Vater Gajendra. Der Jungbulle erlag am Montagmorgen einer Herpes-Infektion.
Klein-Otto, hier mit seinem Vater Gajendra. Der Jungbulle erlag am Montagmorgen einer Herpes-Infektion. © Birgit Mohr

Einen Tag nach dem Tod des jungen Otto ist die Trauer im Tierpark Hellabrunn immer noch groß. Trotz größter Bemühungen der Ärzte und Pfleger erlag der junge Elefantenbulle am Montagmorgen einer Infektion mit dem Herpes-Virus EEHV 1.

Nichts hat man am Wochenende im Tierpark unversucht gelassen, um das Jungtier zu retten, es wurde mit Blutplasma, Schmerzmitteln und antiviraler Medikation behandelt. Auch mit einem neu entwickelten Impfstoff wurde Otto behandelt, doch der konnte seine volle Wirkung noch nicht entfalten.  

3,5 Wochen vor seinem Tod bekam Otto eine erste Impfung gegen das Virus

"Otto hatte die erste von drei möglichen Impfungen vor 3,5 Wochen bekommen. Der Impfstoff aus den Niederlanden ist noch sehr neu und es gibt noch keinerlei Datenmengen über den Aufbau einer belastbaren Immunität", so Tierpark-Sprecher Dennis Späth zur AZ.

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Nachdem der Jungbulle am Samstagmorgen zunehmende Erschöpfungserscheinungen und Unwohlsein gezeigt hatte, stand nach einer Blutprobe fest, dass sich Otto mit dem für Elefanten oftmals tödlichen Herpes-Virus EEHV 1 infiziert hatte. Wie und wo genau sich das viereinhalb Jahre alte Tier mit dem Virus angesteckt hat, ist nicht bekannt.

"Das lässt sich im Nachhinein nie genau feststellen, da der Infektionsweg oftmals über Körperflüssigkeiten wie insbesondere Speichel oder Nasensekrete laufen kann. Da Elefanten untereinander oftmals intensiven Körperkontakt z. B. beim häufigen Rüsseln haben, kann eine genaue zeitliche Verortung unter einzelnen Tieren nicht rückwirkend nachvollzogen werden", so Späth.

Das Problematische am Herpes-Virus EEHV 1 ist, dass ältere Elefanten durchaus Träger sein können, ohne daran zu erkranken, den Erreger aber weitergeben können. Das Virus verbirgt sich in den Organen der Tiere und ist, sofern die Krankheit nicht ausbricht, auch nicht nachweisbar. 

Virenübertragung durch Besucher kann ausgeschlossen werden 

Was man in Hellabrunn ausschließen kann ist, dass der Herpes-Virus von Besuchern in den Tierpark geschleppt und kontaminiert wurde. "Diese speziellen Elefanten-Herpes-Viren werden ausschließlich unter den Tieren übertragen, nicht aber von Mensch zu Tier oder umgekehrt. Jungtiere zwischen zwei und zehn Jahren keine maternalen Antikörper mehr und müssen eine eigene Immunität aufbauen. Solange diese nicht besteht, können die Tiere in ihrer 'Kindheit' an Herpes-Viren erkranken", erklärt Dennis Späth der AZ.

Beim Tierpark-Personal ist die Stimmung nach dem Tod des jungen Otto verständlicherweise gedämpft und auch an den anderen Elefanten ist der Verlust des Jungbullen nicht spurlos vorbeigezogen, dennoch scheint es innerhalb der Gruppe im Moment keine negativen Auffälligkeiten zu geben. "Natürlich trauern sie und merken, dass jemand fehlt, aber der Gruppe geht es soweit gut und sie zeigen sich auch schon wieder im Freien, auch sein Vater Gajendra lässt sich außerhalb des Elefantenhauses blicken", so Späth über den aktuellen Gemütszustand im Elefantenhaus.

Vorerst wird es keinen Nachfolger für Otto geben

Es ist noch keinen Monat her, da gab es Zuwachs bei den Elefanten in Hellabrunn. Am 20. Mai zogen die 15-jährige Elefantenkuh Rani und ihre zweijährige Tochter Savani, im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms, vom Leipziger Zoo nach München. Der Verlust des jungen Otto wird aber auf die Eingliederung der beiden neuen Tiere keine Auswirkung haben. "Die Eingewöhnung von Rani und Savani hat bisher sehr gut funktioniert, daher wird es nach dem Tod von Otto vorerst keine Veränderungen von menschlicher Seite bei diesem Prozess geben", so Späth.

Eine erneute Erweiterung der Gruppe mit einem möglichen neuen Spielgefährten für die junge Savani steht nach dem Tod des Jungbullen Otto vorerst nicht an. "Im Moment ist das nicht geplant und die Gruppe bleibt vorerst so bestehen. Die Erweiterung einer bestehenden Gruppe hat ja auch etwas mit dem Erhaltungszuchtprogramm zu tun, so wie es auch bei Rani und Savani der Fall war, die vom Leipziger Zoo nach München gekommen sind."

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