Hellabrunn trauert um den kleinen Otto: Elefant erliegt Herpes-Virus
Vor wenigen Wochen freute man sich im Münchner Tierpark Hellabrunn noch über die erfolgreiche Eingliederung der beiden Asiatischen Elefanten Rani und Savani, doch nun macht sich große Trauer breit im Elefantenhaus und dem gesamten Tierpark.
Trauer um Otto: Jungbulle stirbt am Montagmorgen
Der viereinhalbjährige Elefantenbulle Otto erlag am Montagmorgen, trotz umgehend seit Samstagmorgen ergriffenen akutmedizinischen Maßnahmen und einer bereits vorangegangenen Impfung, seiner Infektion mit dem Herpes-Virus EEHV 1.
"Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, der trotz intensivster Bemühungen unseres Notfallteams, bestehend aus Tierärzten, Tierpflegern und den kooperierenden Laboren im Lichte dieser schweren Infektion leider nicht mehr gewonnen werden konnte", erklärt Rasem Baban, Vorstand und Tierparkdirektor in Hellabrunn.
Bereits am Samstagmorgen zeigte der junge Elefantenbulle zunehmende Erschöpfungserscheinungen und Unwohlsein, woraufhin die Hellabrunner Veterinäre und Zoologen ein sofortiges Notfallprogramm einleiteten. Nach umfassenden Untersuchungen und einer Blutprobe stand fest, dass sich Otto mit dem, für Elefanten oft tödlichen endenden Herpes-Virus EEHV 1 infiziert hat.
Vor Kurzem wurde Otto noch gegen den Herpes-Virus geimpft
Besonders tragisch: Kurz vor seiner Infektion wurde Otto noch mit einem neu entwickelten Impfstoff versorgt, um einen möglichst schnellen Schutz des Tieres zu gewährleisten. Zudem wurde das Jungtier im Elefantenhaus mit Blutplasma, Schmerzmitteln und antiviraler Medikation behandelt. Doch der Einsatz von Tierärzten und Pfleger sollte am Ende nicht belohnt werden. Am Montagmorgen machte der junge Otto seinen letzten Atemzug.
"Wie bereits kommuniziert, haben wir versucht, das Risiko einer Herpes-Infektion bei Otto möglichst kleinzuhalten. Der vorab verabreichte Impfstoff aus den Niederlanden war dabei ein erster, wichtiger Schritt. Jungtiere wie Otto haben keine eigenen Herpes-Antikörper und sind daher besonders gefährdet. Im Hinblick darauf haben wir vorsorglich in den letzten Wochen und Monaten von seinem Vater entsprechende Blutplasmareserven genommen, die am Wochenende auch bei der Notfallversorgung von Otto zum Einsatz kamen. Leider haben alle präventiven und akutmedizinischen Maßnahmen am Ende Otto’s Leben nicht retten können, sodass er in den frühen Morgenstunden des heutigen Montags dieser schweren Infektion erlegen ist", so der Hellabrunner Tierarzt und stellvertretende zoologische Leiter Dr. Hanspeter Steinmetz.
Herpes-Virus: Elefanten können Träger sein, ohne zu erkranken
Egal ob in freier Wildbahn oder in zoologischer Ex-Situ-Haltung, bei einer Infektion mit dem Herpes-Virus EEHV 1 sind die reelen Überlebenschancen für Elefanten-Jungtiere sehr gering. "Wenn man die ersten Symptome beim Tier entdeckt, ist es oftmals schon zu spät. Auch sofort eingeleitete medizinische Maßnahmen können den zumeist tödlichen Verlauf der Erkrankung nicht aufhalten." so Steinmetz.
Das Problematische am Herpes-Virus ist, dass Elefanten Träger sein können, ohne daran zu erkranken, es aber weitergeben können. Das Virus verbirgt sich in den Organen der Tiere und ist, sofern die Krankheit nicht ausbricht, auch nicht nachweisbar.
Dass Elefanten in Tierparks an dem Herpes-Virus sterben, kommt zwar nicht sehr häufig vor, ist aber auch keine Seltenheit. Laut dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) sind in den vergangenen 40 Jahren in europäischen Zoos fast 40 Asiatische Elefanten an Herpes gestorben. So sind im Jahr 2018 zwei Jungtiere im Hamburger Tierpark Hagenbeck und 2021 ein Elefantenbulle im Leipziger Zoo dem Virus zum Opfer gefallen.
Elefantengruppe hat sich von Otto verabschiedet
"Hellabrunn verliert mit Otto eine charismatische und äußerst beliebte Tierpersönlichkeit. Sein früher Tod muss nun insbesondere von der Elefantengruppe verarbeitet werden. Auch sein engagiertes Tierpfleger-Team und die gesamte Hellabrunner Belegschaft sind sehr traurig über diesen Verlust!", so Baban.
Die Hellabrunner Elefantengruppe hat sich – wie bei Elefanten üblich – von Otto, der am 11. November 2020 im Münchner Tierpark zur Welt kam, verabschiedet. Ottos Körper wurde in die tiermedizinische Pathologie verbracht, wo eine Obduktion zur Feststellung der genauen Todesursache durchgeführt wird.
Bürgermeisterin Dietl trauert um Otto
Auch Münchens Bürgermeisterin und Hellabrunner Aufsichtsratsvorsitzende Verena Dietl trauert um den Jungbullen. "Otto war trotz seiner jungen Jahre schon ein sehr prägender Elefant! Er hat unzähligen Tierparkbesuchern und Elefantenfans so viel Freude und Tierbegeisterung vermittelt; damit seine Rolle als Botschafter der bedrohten Asiatischen Elefanten perfekt ausgefüllt. Sein plötzlicher Tod hat nicht nur mich, sondern auch viele Tierparkfreunde sehr bestürzt. Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen Hellabrunner Tierpflegern und Veterinären, die wirklich alles versucht haben, das Leben von Otto zu retten. Aber wie so oft hat auch hier die Natur das letzte Wort – dem müssen wir uns beugen."
Den verbleibenden Tieren der Münchner Elefantengruppe geht es gesundheitlich gut. Sie verfügen über einen entsprechenden Schutz durch Antikörper, beziehungsweise im Falle der zweijährigen Savani über die Muttermilch einen maternalen Schutz.
Am Montag bleibt das Elefantenhaus noch geschlossen, am Dienstag wird es für den Besucherverkehr aber wieder geöffnet.
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