Tram durch den Englischen Garten in München: Letzte Chance?

Seit sieben Jahren plant die Stadt München an einer Trasse durch den Park. Eigentümer ist der Freistaat und der stoppte das Projekt. Doch es gibt noch eine letzte Chance.
von  Christina Hertel
Kein Rasengleis, keine Oberleitungen, keine Absperrungen: die Tram durch den Englischen Garten soll nicht auffallen. Die CSU glaubt, das klappt so nicht ‒  und am Ende wird es ein tiefer Einschnitt in den Park.
Kein Rasengleis, keine Oberleitungen, keine Absperrungen: die Tram durch den Englischen Garten soll nicht auffallen. Die CSU glaubt, das klappt so nicht ‒ und am Ende wird es ein tiefer Einschnitt in den Park. © MVG

München – Es gibt noch ein Fünkchen Hoffnung für die Tram durch den Englischen Garten: Am Mittwoch entscheidet der Landtag final über das Projekt. Zur Erinnerung: Seit sieben Jahren plant München an der Trasse. Die Pläne sind so gut wie fertig. Doch der Eigentümer des Parks ist der Freistaat – und der legte Anfang März ein Veto ein: Der Eingriff sei zu groß. Für das grün-rot regierte Rathaus war das ein Schock. Schließlich ist die Tram durch den Park ein Teilstück der Tram-Nordtangente, die Bogenhausen mit Neuhausen verbinden soll.

Die Landtagsfraktionen Grüne und SPD wollen nicht aufgeben. Sie stellten Anträge, dass der Freistaat seine pauschale Ablehnung zurücknehmen und an den Verhandlungstisch zurückkehren solle. Doch das lehnten CSU, Freie Wähler und AfD im Verkehrsausschuss im April ab. Eine klitzekleine Hoffnung bleibt.

CSU verhindert ÖPNV-Ausbau im Englischen Garten

Grüne und SPD setzten durch, dass das Plenum die Anträge behandeln muss. "Wir wollen das Ganze auf großer Bühne diskutieren, weil wir der Öffentlichkeit zeigen wollen, dass die CSU dem ÖPNV-Ausbau einen Prügel zwischen die Beine wirft. Jetzt hat sie die Möglichkeit, ihre Meinung zu revidieren", sagt der Landtagsabgeordnete Markus Büchler. Er ist in der Grünen-Fraktion für Verkehr zuständig.

Grüne: "Der Freistaat soll die ausgestreckte Hand Münchens ergreifen"

Doch hält er das ernsthaft für realistisch? "Wir fordern mit unseren Anträgen ja nicht, dass morgen die Tram gebaut wird, sondern nur, dass der Freistaat die ausgestreckte Hand Münchens ergreifen und noch einmal über das Projekt sprechen soll", antwortet Büchler darauf. Die Stadt sei schließlich bereit, die Pläne anzupassen. Ändern wird die CSU ihre Haltung allerdings nicht, sagt der CSU-Abgeordnete und ehemalige Bürgermeister Josef Schmid zur AZ: "An der Faktenlage hat sich nichts geändert."

Geplant ist, dass die Trasse im Park ohne Oberleitungen auskommen soll,weil sie mit einem Akku betrieben wird. Es soll keine Geländer geben. Die Tram wird nicht im Rasengleis geführt, sondern ebenerdig. Radler, Fußgänger und Tram teilen sich also den Platz. Dass es am Ende wirklich ohne Schutz für die Verkehrsteilnehmer klappt, bezweifelt Schmid: "Das wird eben nicht locker und luftig, sondern ein tiefer Einschnitt."

Er bezweifelt zudem, dass weitere Gespräche etwas bringen. "Die jetzige Planung dauert schon so lange. Was soll nach weiteren Gesprächen anders werden?", fragt er und erinnert: "Der Münchner Kämmerer warnt doch selbst, dass kein Geld mehr da ist, Projekte zu finanzieren." Dass Grüne und SPD trotzdem an der Tram festhalten, sei pure Ideologie.

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