Teurer Kulturstrand in München? "Die Preise sind zum Teil schon heftig"
München - München ist eine teure Stadt. Das merkt man nicht nur, wenn jeden Monat die Miete vom Konto abgeht, sondern auch am Wochenende.
Wer sich nicht bloß auf ein (mitgebrachtes) Bier an der Isar ins Gras setzen mag, sondern irgendwo hinwill, wo Musik spielt, ist schnell viele Scheine los. Sogar unter freiem Himmel, auf dem Boden der Stadt.
Vor mehr als 15 Jahren hatte Benjamin David eine Idee: Er wollte den Strand nach München bringen. 52 Tonnen Sand ließ er 2006 mit seiner Initiative, den Urbanauten, auf dem Isarbalkon an der Corneliusbrücke auskippen – und in den Folgejahren auch an anderen Orten der Stadt.

Auch in diesem Sommer kann man an der Corneliusbrücke die Zehen im Sand vergraben, dabei einen Aperol Spritz trinken und Musikern zuhören. Zumindest, wer genug Geld hat. Neun Euro kostet der Spritz, vier Euro das Bier in der 0,33 Liter Flasche. Für den kleinen Spezi muss man 3,50 Euro bezahlen.
So begründet der Kulturstrand-Veranstalter die Preise
"Die Preise sind zum Teil schon heftig", sagt Marie Burneleit. Sie sitzt für die "Partei" im Stadtrat und bildet dort eine Fraktion mit der Linken. Aus ihrer Sicht sollte die Stadt, wenn sie solche öffentlichen Flächen vergibt, auch darauf achten, dass die Preise sozialverträglich bleiben.
Der Kulturstrand-Veranstalter hält dagegen: "Alleine für den Aufbau und die Genehmigungen müssen wir jedes Jahr 80.000 Euro zahlen." Dazu kommen Löhne für die Mitarbeiter, Gagen für die Künstler, Kosten für Licht und Ton – und am Ende des Jahres eine Miete für die Lagerung seines Mobiliars. Eine Förderung von der Stadt bekomme er nicht. "Viele denken, ich würde mir eine goldene Nase verdienen", sagt David. "Aber das ist nicht so."
"Bei den Preisen habe ich kein schlechtes Gefühl", sagt David außerdem. "Bei uns gibt's auch nur Prosecco und keinen Champagner." Und das sehe man dem Publikum, das den Kulturstrand besucht, auch an. Und immerhin: Eintritt müssen die Besucher nicht bezahlen, wenn sie mit Blick auf die Isar den DJs zuhören wollen.
Münchner demonstrieren für mehr Freiflächen zum Feiern
Flächen, wo man bis in die Nacht hinein draußen tanzen könnte, gibt es allerdings an anderen Orten der Stadt kaum. Das stört nicht nur Stadträtin Marie Burneleit. Sondern auch die etwa 5.000 Münchnerinnen und Münchner, die vor kurzem mit einer Krachparade für mehr Freiflächen zum Feiern demonstrierten.

Ihre Kritik: Feiern, ohne dass am Ende jemand Profit macht, sei in München nicht erwünscht. Die Kollektive veranstalten ihre Raves deshalb dort, wo sie keiner entdeckt – unter Brücken, in Wäldern. Für den Drink steckt man Geld in eine Spendenkasse. Doch wenn die Polizei kommt, ist alles vorbei.
Nicht-kommerzielle Veranstaltungen: Vorbild-Stadt Leipzig?
In Leipzig sei das anders, sagt Burneleit. Dort gibt es nicht nur eine Fläche, die jedes Jahr dieselbe Initiative bekommt, weil sie inzwischen das Verwaltungsdeutsch beherrscht. In Leipzig hat das Rathaus elf Flächen für nicht-kommerzielle Open-Air-Veranstaltungen festgelegt. Zuvor erstellte die Verwaltung Schallschutzgutachten, um herausfinden, wie und wo die Kollektive ihre Anlagen aufbauen müssen, damit es für Anwohner nicht zu laut wird.
Auf der Homepage der Stadt steht genau, wann im Jahr Veranstaltungen möglich und wie viele Menschen erlaubt sind. Sogar Hinweise zu Versicherungen stehen dort. Es wirkt, als bräuchte man keine Verwaltungsausbildung, um das alles zu verstehen.
Burneleit wünscht einen solchen unkomplizierten Umgang mit feiernden Menschen auch in München. Es bräuchte aus ihrer Sicht mehr "Lärm-Orte", wo die Münchner wild und laut sein dürfen – und zwar länger als 22 Uhr und nicht nur auf einer einzigen Brücke an der Isar.
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