Teure Schätze: Das Deutsche Museum öffnet seine Bibliothek

Die Sammlung des Deutschen Museums hat eine halbe Million Euro teure Bücher, die für Besucher üblicherweise verborgen bleiben. Am Sonntag werden einige von ihnen zum Welttag des Buches ausgestellt. Viele darf man nur mit Handschuhen anfassen.
Julia Wohlgeschaffen
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Helmut Hilz zeigt das kleinste und das schwerste Buch der Sammlung. Die wertvollen Exemplare der Bibliothek dürfen nur mit Handschuhen berührt werden.
Daniel von Loeper 5 Helmut Hilz zeigt das kleinste und das schwerste Buch der Sammlung. Die wertvollen Exemplare der Bibliothek dürfen nur mit Handschuhen berührt werden.
Das kleinste Buch der Sammlung stammt aus dem Jahr 1896. Es wurde damals als Mitbringsel aus Berlin angefertigt.
Daniel von Loeper 5 Das kleinste Buch der Sammlung stammt aus dem Jahr 1896. Es wurde damals als Mitbringsel aus Berlin angefertigt.
Bibliotheksmitarbeiter Uwe Freudenreich kümmert sich um die seltenen und wertvollen Bücher der Sammlung.
Daniel von Loeper 5 Bibliotheksmitarbeiter Uwe Freudenreich kümmert sich um die seltenen und wertvollen Bücher der Sammlung.
Eva Bunge sieht sich das "Theatrum Orbis Terrarum", den ersten Atlas der Welt, von 1571 ganz genau an.
Daniel von Loeper 5 Eva Bunge sieht sich das "Theatrum Orbis Terrarum", den ersten Atlas der Welt, von 1571 ganz genau an.
Ein Blick in das Magazin der Bibliothek im 3. Stock. Hier sind die Bücher nicht nach Alphabet, sondern nach Größe sortiert, um Platz zu sparen.
Daniel von Loeper 5 Ein Blick in das Magazin der Bibliothek im 3. Stock. Hier sind die Bücher nicht nach Alphabet, sondern nach Größe sortiert, um Platz zu sparen.

München - Helmut Hilz, der Leiter der Bibliothek des Deutschen Museums, trägt weiße Baumwollhandschuhe und behandelt den kleinen Schatz in seinen Händen mit höchster Vorsicht. Für den Silber funkelnden Gegenstand, der vielleicht zwei Mal zwei Zentimeter misst, würden Sammler vermutlich mehrere Tausend Euro bezahlen.

Kleines Buch, großer Wert

"Das ist das kleinste Buch in der Sammlung unserer Bibliothek", erklärt Hilz. "Es stammt aus der Kaiserzeit." Das kleine Büchlein, das durch eine glänzende Hülle aus Blech geschützt wird, ist zur Gewerbeausstellung in Berlin Mitte der 1890er Jahr erschienen und zeigt berühmte Gebäude in der Mauerstadt.

"Das war dafür gedacht, dass Besucher ihrer Familie ein Andenken mitbringen können", erklärt der Bibliotheksleiter. Inzwischen ist das damalige Souvenir eine echte Rarität, es ist das letzte Exemplar, das in einer öffentlichen Sammlung ist. Und die Bibliothek des Deutschen Museums hat einige solcher wertvollen Sammlerstücke vorzuweisen.

15.000 seltene Bücher findet man auf der Museumsinsel

Diese seltenen Bände nennen sich "Libri rari" und im Moment befinden sich etwa 15.000 Bücher dieser Art auf der Museumsinsel. Für Besucher sind sie üblicherweise nicht zu sehen, da sie in einem separaten Raum sicher aufbewahrt werden. Bibliotheksmitarbeiter Uwe Freudenreich kriegt sie jedoch jeden Tag zu Gesicht.

"Es ist ein dreckiger Job", sagt der Bibliotheksmitarbeiter schmunzelnd und zeigt auf seinen verstaubten Mantel. "Die Bücher sind voller Staub. Wenn wir Schenkungen bekommen, sehen die Bücher manchmal nicht so toll aus. Da ist so ein grauer Mantel gar nicht schlecht, wenn man sauber nach Hause kommen will." Laut Freudenreich sieht jeden Tag ein Mitarbeiter gleich am Morgen im Raum mit den Libri rari nach dem Rechten, damit nicht etwa ein Feuer oder ein Wasserschaden zu spät entdeckt wird.

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Manche Bücher sind mehr als 500 Jahre alt und über eine halbe Million Euro wert

Manche dieser Bücher sind über 500 Jahre alt, wie zum Beispiel die Schedel'sche Weltchronik aus dem Jahr 1493. "Deshalb tragen wir Handschuhe. Wir wollen uns nicht mit Flecken verewigen", erklärt Helmut Hilz. In der Jahrhunderte alten Chronik ist etwa die erste gedruckte Stadtansicht von München zu sehen - und das lässt sich so mancher Buch-Liebhaber viel kosten: Ein anderes Exemplar der Schedel'schen Weltchronik sei schon für eine halbe Million Euro verkauft worden, erzählt Hilz. Es ist somit eines der wertvollsten Bücher der Bibliothek.

Das schwerste Buch der Sammlung wiegt 27 Kilo

Doch in den Regalen stehen noch weitere Superlative: Das schwerste Buch der Sammlung etwa wiegt ungefähr 27 Kilo. Es ist ein Band aus dem Jahr 1907, der die Geschichte der Germanen zeigt. Neben den 15.000 seltenen Exemplaren befinden sich jedoch noch viele weitere Bücher und Zeitschriften in der Bibliothek des Deutschen Museums. Insgesamt sind es nahezu eine Million Bände, was sie zur größten Museumsbibliothek Deutschlands macht. Und all die Exemplare finden auf unterschiedlichste Weise ihren Weg in die Regale des Bestands. "Bibliothekare betreiben ein Tauschgeschäft miteinander", erklärt Eva Bunge, die stellvertretende Leiterin der Bibliothek. Durch das Tauschen, das Einkaufen und durch Stiftungen von Büchern kam die Bibliothek über die Jahre zu ihrer beachtlichen Sammlung.

Ein Blick in das Magazin der Bibliothek im 3. Stock. Hier sind die Bücher nicht nach Alphabet, sondern nach Größe sortiert, um Platz zu sparen.
Ein Blick in das Magazin der Bibliothek im 3. Stock. Hier sind die Bücher nicht nach Alphabet, sondern nach Größe sortiert, um Platz zu sparen. © Daniel von Loeper

Der Scanner, mit dem die Bücher digitalisiert werden, hat so viel wie ein Auto gekostet

Einige der Exemplare sind inzwischen eingescannt worden und somit digital zu lesen. Vor allem um alte, fragile Bände nicht zu beschädigen, müssen die Bibliotheksmitarbeiter beim Scannen vorsichtig sein. Das Licht herkömmlicher Geräte kann manchen Büchern schaden, weshalb die Bibliothek einen besonders buchschonenden Scanner besitzt. "Der hat so viel wie ein gutes Auto gekostet. Das waren um die 80.000 Euro", sagt Hilz.

Einige der Bibliotheksschätze - wie etwa die Weltchronik -, die für Besucher normalerweise nicht zu sehen sind, werden am Sonntag zum Welttag des Buches im Bibliotheksfoyer ausgestellt. "Wir sind sehr stolz darauf, dass wir diese Schätze haben", sagt der Bibliotheksleiter und freut sich darauf, sie am Sonntag präsentieren zu können.

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3 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 24.04.2023 13:06 Uhr / Bewertung:

    Sehr informativ und interessant war dieser Tag der offenen Tür. Bitte öfters veranstalten und nicht nur alle paar Jahre.
    Ein Paradies für Leseratten. Allein die unzähligen Zeitschriften, die man dort lesen kann. AZ liegt allerdings nicht aus, nur die SZ.

  • Shelly am 25.04.2023 19:51 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    Das find ich recht vernünftig, auch wenn die SZ schon lange nicht mehr neutral berichtet.

  • Gelegenheitsleserin am 24.04.2023 10:11 Uhr / Bewertung:

    "Das kleine Büchlein, das durch eine glänzende Hülle aus Blech geschützt wird, ist zur Gewerbeausstellung in Berlin Mitte der 1890er Jahr erschienen und zeigt berühmte Gebäude in der Mauerstadt."
    Zur "Mauerstadt" wurde Berlin allerdings erst 1961, deshalb ist der Begriff in diesem Zusammenhang fehl am Platze. In den 1890er Jahren konnte man noch keine "Gebäude in der Mauerstadt" zeigen.

    "Hier sind die Bücher nicht nach Alphabet, sondern nach Größe sortiert, um Platz zu sparen."
    Das ist missverständlich, denn natürlich sind die Bände dort nach Signaturen sortiert.

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