Tempo 30 auf der Autobahn? Deshalb sind Umweltschützer gegen den Ausbau

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Die Autobahn A99 im Münchner Westen soll ausgebaut werden. Auf jeder Seite wird ab 2028 eine Spur dazu gebaut. Wenn alles fertig ist, gibt es insgesamt sechs Spuren. 120.000 Fahrzeuge werden dort ab 2035 an Werktagen unterwegs sein, prognostiziert die Autobahn GmbH, die diesen Ausbau vorantreibt.
Dieser ganze Verkehr wird wahrscheinlich zu mehr Abgasen in der Luft führen. Und dazu, dass die Grenzwerte für Schadstoffe nicht mehr eingehalten werden. So schildert es der Bund Naturschutz in einer Mitteilung. Er beruft sich auf eine Untersuchung, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Schadstoffwerte nach dem Ausbau der Autobahn an Gebäuden im Neubau-Viertel Freiham bei bis zu 27,1 μg/m³ für Stickstoffdioxid liegen werden.
Ab 2030 gelten neue schärfere Grenzwerte
Momentan gilt ein Grenzwert von 40 μg/m³. Allerdings hat die EU entschieden, dass ab 2030 halb so hohe Grenzwerte gelten sollen. Auch im neuen Landschaftspark, der bei der Autobahn entstehen soll, werden diese neuen Grenzwerte nicht eingehalten, schreibt der Bund Naturschutz. Dabei solle dieser doch der Erholung und der Gesundheit dienen. Die Umweltschützer lehnen deshalb den Ausbau der Autobahn ab.
"Es ist nicht zielführend, sehenden Auges Wohnungen dort zu bauen, wo die Luft zu dreckig ist", sagt der Chef des Bund Naturschutz in München Christian Hierneis (Grüne). Aus seiner Sicht sind es die Menschen leid, gesundheitlichen Risiken durch zu viel Luftschadstoffe ausgesetzt zu sein. Klagen sind deshalb absehbar, meint er und fragt: "Kommt dann Tempo 30 auf der Autobahn?"

Dieses Tempo-Limit hat die Stadt auf einem Abschnitt der Landshuter Allee erlassen, weil auch dort die Luft zu schmutzig ist. Ist dieses Szenario für die neue Autobahn realistisch? Veranlassen könnte die Stadt ein solches Tempo-Limit jedenfalls nicht, antwortet das Klimareferat auf eine Anfrage der AZ. Das müsste die Autobahn GmbH als verkehrsrechtliche Behörde tun.
Doch insgesamt wird sich die Stadt noch mit den neuen Grenzwerten beschäftigen müssen. Wenn sich nächstes Jahr andeutet, dass diese bis 2030 nicht eingehalten werden können, muss die Stadt laut dem Referat "Luftqualitätsfahrpläne" erstellen, die Maßnahmen beinhalten. In Zusammenarbeit mit der Regierung von Oberbayern und dem Freistaat werde derzeit geklärt, was die schärferen Grenzwerte für längerfristige Bauvorhaben bedeuten.