Eisbach: Rampen-Bastler riskieren Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung

Die Rampensurfer vom Eisbach stehen ungewollt im Rampenlicht: Über 350 Mal wurde das Video geteilt, das dem Surf Club München laut einem Surfer "zugeschickt wurde". Es zeigt einen Surfer mit Stirnlampe am Eisbach. Uhrzeit: 1:13 Uhr. Der Grund, wieso sich der Wellenreiter wacker auf dem Brett hält: Einige Surfer haben eine Holzrampe gezimmert. Dank ihr konnte sich eine Welle entwickeln.
Eine Dauerlösung ist das auch nicht. Tagsüber bleibt der Eisbach wellenlos. Wie und wann geht es also weiter? Wäre eine solche Holzrampe eine langfristige Option? Wie beurteilt man inzwischen die Diagnose des Hamburger Professors Mario Oertel, der den Unterwasserstand verantwortlich machte?
Fragen über Fragen. Antworten bleiben beim Baureferat aus. Aufgrund des "hohen Anfrageaufkommens" verweist die Pressesprecherin auf ein Statement von letzten Donnerstag: "Das Ziel der Stadt München ist, die surfbare Welle ohne zusätzliche Einbauten so schnell wie möglich wieder herzustellen", heißt es da. Mit der lokalen Surf-Community sei man in "engem und regelmäßigen Austausch". Von den Rampen-Surfern steht im Statement kein Wort. Lediglich: "Der Einbau von lenkenden und steuernden Gegenständen ist in jedem Fall genehmigungspflichtig."

"Surf must go on"
Von Seiten der Stadt bleibt unklar, wie und wann es an der Prinzregentenstraße weiter gehen soll. Dafür werden die Surfer umso deutlicher. Die Interessengemeinschaft Surfen veröffentlicht ein Statement mit der Bitte an die Stadt, sich mit dem Strömungsmechaniker Prof. Robert Meier-Staude und der Firma Dreamwave zusammenzutun.
Das Unternehmen mit Sitz in Köln ist seit zwei Jahrzehnten auf Wellen spezialisiert. Der Ingenieur der Firma, Lasse Bauer, der in München lebt, meint: "Die Surfer haben bereits aufgezeigt, wie ein möglicher Lösungsweg aussehen könnte. Auch mit kontrollierter Kieszugabe könnte man den Status quo wieder herstellen." Er berichtet außerdem von geplanten Treffen zwischen Stadt, Surfclub und IGSM. "Surf must go on!", schreibt die Interessengemeinschaft am Ende ihres Statements.
Drauf hofft auch OB-Kandidat Clemens Baumgärtner (CSU). "Es wurde gezeigt, dass die Welle mit einfachen Mitteln wieder herstellbar ist", so Baumgärtner (CSU). Er betont jedoch: "Ich heiße die illegale Geheimaktion nicht für gut."
Rechtsanwältin: Rampenbauer riskieren fahrlässige Körperverletzung
Dass der Coup der Surfer illegal war, bestätigt Rechtsanwältin Astrid Spagl gegenüber der AZ. Angenommen, es würde zu einem Unfall kommen. Wer würde da haften? Spagl ist selber Surferin – allerdings nach eigener Aussage "zu schlecht" für den Eisbach. Vor sieben Jahren startete sie mit ihren Kindern einen Kurs im portugiesischen Surf-Hotspot Nazaré.

Privat schlägt das Herz der 56-jährigen Anwältin fürs Wellenreiten, beruflich muss sie den Surfern Einhalt gebieten: "Der illegale Umbau hat viele rechtliche Folgen für alle Beteiligte. Die Stadt muss sich überlegen, ob sie durch ihre Aufgabe für Sicherheit zu sorgen, nicht schärfer durchgreifen muss oder die Welle komplett schließt und absperrt." Die Rampen-Bastler könnten sich einer fahrlässigen Körperverletzung schuldig machen, wenn jetzt etwas passieren würde, so Spagl.
Am Kies soll es nicht scheitern
Die letzte Maßnahme des dreiteiligen OB-Plans zur Wiederbelebung der Welle, nämlich eine Kieszufuhr, steht noch aus. Am Kies soll es jedenfalls nicht scheitern. Ein Geschwister-Trio aus Weßling (Lkr. Starnberg) hat den letzten Eisbach-Post von OB Dieter Reiter (SPD) auf Instagram kommentiert. Ihr Vorschlag: "Konkret bieten wir an, die Arbeiten mit Kieslieferungen zu unterstützen." Das 1912 gegründete Kiesunternehmen "Gebrüder Klarwein" ist 2003 von Obersendling nach Weßling gezogen. Seit rund einem Jahr führen die Geschwister Christian, Katrin und Andreas in vierter Generation die Geschäfte.

Die drei sind bereit, "kostenlos so viel Kies wie nötig an den Eisbach zu liefern", so Geschäftsführer Andreas Klarwein. Der 40-Jährige, der selber nicht auf dem Board steht, hat vom wellenlosen Eisbach im Radio erfahren. "Die Welle entsteht, soweit ich weiß, durch den Untergrund. Mehr Kies könnte eine Lösung des Problems sein", so Klarwein zur AZ. Bislang haben die Klarweins nichts vom OB gehört: „Das Angebot steht nach wie vor.“