Studenten bringen Wissenschaftler an den Wirtshaustisch

München - Es ist erst kurz vor sieben, doch im Augustiner Bürgerheim an der Bergmannstraße sind schon längst alle Tische besetzt. Wer jetzt noch einen Platz will, quetscht sich irgendwo dazwischen. Der Grund für all die Menschen nennt sich „Auf Augenhöhe“, eine Veranstaltung, die Wissenschaftler, Experten und interessierte Laien zusammenbringen will – am Wirtshaustisch.
„Mit so vielen hätten wir gar nicht gerechnet“, sagt Lisa Krammel. Die 26-Jährige studiert Technik- und Wissenschaftsphilosophie an der TU und hat die Veranstaltung mitorganisiert: Heute schon zum dritten Mal. Die Idee hinter dem „Science Café“, zu deutsch „Wissenschaftscafé“: Zu einem bestimmten Thema wie Datenschutz oder Lebensmittel werden vier Referenten eingeladen, die kurz etwas zu ihrem Fachgebiet vortragen.
Soweit, so normal. Spannend ist, was nach den Vorträgen kommt: Dann setzen sich die Referenten eine Stunde lang zu den Zuhörnen an den Tisch und diskutieren, wie der Veranstaltungstitel verspricht, „auf Augenhöhe“.
„Auf Kongressen sprechen Wissenschaftler in ihrer Sprache, hier wird ihre Rolle aufgeweicht“, erklärt Paul Zasche (25), ebenfalls im Organisationsteam. So können Leute mitdiskutieren, die keinen wissenschaftlichen Hintergrund haben, sondern sich einfach für ein Thema interessieren.
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Wie etwa für das Thema des heutigen Abends: die Vermischung von Mensch und Maschine durch Medizintechnik. Das „Science Café“ hat dafür einen Ethiker, einen Ingenieur, einen Orthopädietechniker und einen ehemaligen Gehörlosen eingeladen, der durch ein Cochlea-Implantat wieder hören kann: Enno Park, ein Berliner, der sich selbst als „Cyborg“, also eine Art Mensch-Maschine bezeichnet.
Sie alle haben schon ihre Vorträge gehalten, exakt zehn Minuten, mehr ist nicht erlaubt. Jetzt sitzen sie an verschiedene Tische verteilt und unterhalten sich angeregt mit dem vorwiegend jungen Publikum. Beim nächsten „Science Café“ könnten ruhig noch ein paar Ältere dazu kommen, findet Lisa Krammel: „Wir wollen ja alle möglichen Leute ansprechen, nicht nur Stundenten.“
Sonst ist sie mit dem Abend zufrieden, auch wenn in der Spendenbox noch nicht so viel Geld gelandet ist. Die TU schießt den Organisatoren ein bisschen Geld zu, das Budget ist trotzdem klein.
Für das Team vom „Science Café“ ist das kein Hindernis. Sie planen schon für die nächste Veranstaltung in zwei Monaten. Das Thema ist noch geheim.