Streit ums Billig-Wohnen in München: Warum es so viele Gegner gibt
München - München ist ein gieriges Mietmonster. Offiziell muss man im Schnitt mittlerweile über elf Euro pro Quadratmeter hinlegen – kalt und im Zweifel auch für eine Bruchbude. Der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum ist deshalb lauter denn je. Vor der eigenen Haustür will die Billigwohungen dann aber doch niemand haben.
Eigentlich sollten noch heuer über 600 neue Wohnungen mit dem Stempel "Wohnen für alle" entstehen. Doch das Schnellbauprogramm der Stadt für günstigen Wohnraum ist nicht unumstritten.
Zum einen werden dabei lieb gewonnene Freiräume zugebaut. Und zum anderen: Wer weiß schon, wer da dann einzieht. Flüchtlinge? Obdachlose? Die Betuchten werden es jedenfalls nicht sein.
Der Plan: 3000 geförderte Wohnungen bis 2020
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist derzeit deshalb in einer schwierigen Mission unterwegs: Er muss den Münchnern erklären, warum es keine wirkliche Alternative zu "Wohnen für alle" gibt.
"Ich kann gut verstehen, dass neue Bauvorhaben vor Ort nicht gerade für große Begeisterung sorgen", sagt der OB. Es suchten aber nunmal viele Münchner nach einer Wohnung, die sie sich aus leisten könnten. Am Bauprogramm der Stadt führe deshalb kein Weg vorbei.
Bis 2020 sollen etwa 3000 geförderte Wohnungen für einkommensschwache Mieter entstehen. Der OB verspricht eine Bebauung mit Augenmaß. Allerdings hat es bei den meisten der bereits angelaufenen Projekte auch schon geknirscht. Nicht selten wurden die Zielzahlen gesenkt. Die Unnützwiese in Trudering wurde nach Anwohnerprotesten als Bauplatz sogar ganz einkassiert. Von den angepeilten 600 neuen Wohnungen für dieses Jahr hat die Stadt inzwischen jedenfalls Abstand genommen.
Wo es Ärger gegeben hat und warum, das dokumentiert die AZ auf dieser Karte:
Noch geplante Projekte: Auch hier gibt’s Reibereien
Gewofag und GWG suchen immer nach neuen Grundstücken, die sich für "Wohnen für alle"-Projekte eignen. Einige sind schon in Planung – auch nicht immer reibungslos:
Lochhausener Straße: Eine konkrete Planung für das Projekt in Obermenzing gibt es nicht. "Die GWG hatte zugesagt, diese im zuständigen Unterausschuss vorzustellen", sagt Romanus Scholz, Vorsitzender des BA 21 (Pasing-Obermenzing). "Das ist bisher nicht erfolgt." Erst danach werde der BA an die Öffentlichkeit treten.
Fortnerstraße: Für den Bau in der Grohmannstraße im Hasenbergl gab es eine Anwohnerversammlung, für das ins Auge gefasste Projekt in der Fortnerstraße nicht – noch nicht, heißt es vom BA 24 (Feldmoching-Hasenbergl).
Franz-Albert-Straße/Naßlstraße: Die Gewofag will etwa 85 neue "Wohnen für alle"-Wohneinheiten errichten – davon 47 Einraumwohnungen. In der Infoveranstaltung Ende März äußerten die Anwohner massive Bedenken – angefangen von der Belegung der Häuser über die Bewohnerstruktur, das Verkehrsaufkommen, fehlende Keller, die geplante Anzahl der Stellplätze bis hin zu einem befürchteten Wertverlust von Immobilien.
Lesen Sie hier: Neues Umweltreferat – Protest gegen den Neubau-Plan
- Themen:
- Dieter Reiter
- Gewofag
- SPD