Stalking-Anklage in München: Mann bedrängt Psychiaterin

Peilsender am Auto, tägliche Anrufe, überraschende Besuche: Die Nachstellungen machten das Opfer krank, nun stand der Stalker in München vor Gericht.
München - Die Nachstellungen waren massiv. Hans K. (28, Name geändert) soll laut Anklage über Monate seiner Psychiaterin nachgestellt haben. Er habe sie verfolgt, unter anderem an ihrem Auto einen Peilsender angebracht und ihr mit mysteriösen Andeutungen Angst gemacht.
Mit schlimmen Folgen für das Familienleben des Opfers. Die Tutzinger Ärztin musste mit den Kindern zu ihren 100 Kilometer entfernt lebenden Eltern ziehen. Ihr Mann zog berufsbedingt zu einem Freund nach München. Die Psychiaterin litt unter Appetitlosigkeit, innerer Unruhe und Schlaflosigkeit, musste sich vorübergehend sogar krank melden.
Liebesgeständnis beim ersten Treffen
Beim Prozessbeginn am Freitag redet der vorbestrafte Hans K. freimütig über seine früheren Beziehungen. Und dass er sich in die Psychiaterin verliebt habe. Laut Anklage gestand er der Ärztin im Frühling 2017 seine Liebe. Er habe sich gleich beim ersten Treffen – das war 2014, als er wegen des Verdachts, er könne sich umbringen, in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurde – in sie verliebt.
Sie machte ihm aber klar, dass sie ihm zwar Lebenshilfe und unterstützende Gespräche bieten könne – mehr jedoch nicht. Das wollte er nicht akzeptieren, redete weiter bei ihren Therapiesitzungen von einem gemeinsamen Leben und Sex. Die Psychiaterin fragte gezielt nach, ob er sie stalken wolle. Er stritt das ab.
Staatsanwalt sieht eingeschränkte Schuldfähigkeit
Und begann mit der Nachstellung: Die Frau erhielt täglich Anrufe auf ihrem Handy. Per Whatsapp erklärte er ihr: "Ich habe keine Lust mehr, mich in Therapien zu verstellen, denn eigentlich bin ich ein ganz Böser." Sie blockierte ihn daraufhin bei Whatsapp. Doch erst als Hans K. im Februar 2018 verhaftet wurde, kehrte Ruhe ein.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 28-Jährige unter einer wahnhaften Störung mit psychotischen und narzisstischen Zügen leidet. Er sei deshalb nur eingeschränkt schuldfähig und soll in der Psychiatrie untergebracht werden. Der Prozess wird fortgesetzt.
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