Zwei historische Gebäude in München stehen seit Jahren leer: "Verstehe nicht, dass nichts passiert"

Zwei historische Gebäude im Westen von München stehen seit Jahren leer: Das "Dornröschenschloss" in der Neuburger Straße und das Laimer Schlössl.
Eva von Steinburg
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An der leerstehenden Villa mit der Adresse Neuburger Straße 8 lässt sich mit großem Staunen auch sehen, wie schnell und umfänglich sich die Natur alles Menschengemachte wieder zurückholen kann. Seit Jahren steht ein Baucontainer am Schmuckstück, aber es passiert nichts.
An der leerstehenden Villa mit der Adresse Neuburger Straße 8 lässt sich mit großem Staunen auch sehen, wie schnell und umfänglich sich die Natur alles Menschengemachte wieder zurückholen kann. Seit Jahren steht ein Baucontainer am Schmuckstück, aber es passiert nichts. © abz

München – Am Dornröschenschloss nagt die Witterung: Die leerstehende Villa in Laim, an der Neuburger Straße 8, hat ein undichtes Dach, Fenster sind eingeschlagen. "Die Villa ist eigentlich wunderschön, doch seit vielen Jahren ist in Haus und Garten alles tot", sagt Josef Mögele (SPD), der Bezirksausschuss-Chef von Laim: "Ich verstehe nicht, dass nichts passiert. Obwohl ich mehrfach gehört habe, der Eigentümer wolle das Haus renovieren."

Unter Denkmalschutz steht die prunkvolle Villa nicht, weil das Innere der Stadtvilla stark umgebaut worden ist. Das große Grundstück geht bis weit nach hinten. "Ich war nie drinnen", sagt Josef Mögele, "aber der Verfall tut mir weh. Ich finde, wir sollten nachfolgenden Generationen in Laim etwas von der Geschichte des Viertels hinterlassen."

Alles abgezäunt an der Neuburger Straße 8: Bezirkschef Mögele hat Sorge, dass irgendwann Gebäudeteile einstürzen könnten.
Alles abgezäunt an der Neuburger Straße 8: Bezirkschef Mögele hat Sorge, dass irgendwann Gebäudeteile einstürzen könnten. © abz

Vergessene Gebäude in München: Die Hoffnung, dass nichts einstürzt, bevor saniert werden kann

In der Ruine steht eine riesige Wohnfläche leer. Das Haus ließe sich in mehrere Appartements unterteilen, glaubt Mögele. "Dass sich hier nichts rührt, ist unschön. Ich hoffe, dass nicht geschieht, was am Pasinger Riegerhof geschehen ist oder der alten Schlosswirtschaft in Planegg: Man wartet so lange, bis ein Gebäudeteil einfällt, dann wird das Gebäude aus Sicherheitsgründen weggerissen", sagt Mögele. Ihm und anderen Lokalpolitikern aus Laim bleibt nur zu hoffen, dass der unbekannte private Eigentümer das "Dornröschenschloss" durch eine Renovierung noch rettet.

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Die zweite "heiße Kartoffel" (Mögele) im Viertel ist das hübsche Laimer Schlössl, das seit mindestens fünf Jahren leer steht. Ein Investor hat das über 300 Jahre alte Schlösschen samt dem parkähnlichen Garten gekauft. Der neue Eigentümer wollte es umbauen und Wohnungen in dem historischen Haus vermieten.

Eine Baugenehmigung hat er dafür im Januar 2023 erhalten. Doch Arbeiter rückten bis jetzt keine an, an der Agnes-Bernauer-Straße 112: "Das ist so traurig. Das historische Gebäude steht unter Denkmalschutz", sagt der SPD-Politiker.

Die Agnes-Bernauer-Straße 112: Schon 300 Jahre alt ist das Laimer Schlössl – und steht seit fünf Jahren leer.
Die Agnes-Bernauer-Straße 112: Schon 300 Jahre alt ist das Laimer Schlössl – und steht seit fünf Jahren leer. © abz

Aus dem 300-jährigen Schlössl könnte auch eine KVR-Außenstelle von München werden

Josef Mögele fordert, dass die Stadt das leerstehende Juwel kaufen soll – und zwar für eine öffentliche Nutzung: "Das Schlössl ist unheimlich schön, mit einem großen Treppenaufgang. Ideen, was hinein könnte, gibt es bereits." Beispiele für mögliche Nutzungen sind: Außenstelle des KVR, ein Alten- und Service-Zentrum fürs Viertel oder als Haus für die lokalen Vereine im Westen der Stadt.

Die Vorbesitzer hatten im Laimer Schlössl übrigens regelmäßig Kammerkonzerte mit Publikum veranstaltet. Seine Geschichte ist für Bayern bedeutend. Das Laimer Schlössl war Wohnsitz von Agnes Bernauer. Die als nicht standesgemäß angesehene Gemahlin des späteren Herzogs Albrecht III. fand jedoch ein schauriges Ende. Ihr Schwiegervater ließ sie in der Donau ertränken.

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  • Dr.Hasenbein am 28.05.2024 11:47 Uhr / Bewertung:

    Ich war da ca 2016 auch mal drin. in einem Zimmer im ersten Stock ist die Decke schon eingestürzt. Ich möchte nicht wissen, wie es mittlerweile dort aussieht. Mittlerweile dürfte das Betreten aber wirklich lebensgefährlich sein. In der alten Villa an der südlichen Auffahrtsallee war es ja ähnlich. Stand über 10 Jahre leer, innen totaler Verfall. Am Ende half nur der Abriss.

  • HBlein am 27.05.2024 16:33 Uhr / Bewertung:

    Vor ca. 20 Jahren war ein Bekannter aus Neugierde in der Ruine, da es dort noch keinen Zaun gab . Er wurde von einem Herrn "gestellt" und zur Laimer Polizei geschleppt. Diese hat dann Hausverbot erteilt. Der damalige Besitzer war der Polizei schon bekannt und wohnte augenscheinlich auch noch in dem verfallenen Haus. Reich sah er jedoch nicht aus! Wie sich die Verhältnisse heute darstellen, entzieht sich meiner Kenntnis, allerdings finde ich es sehr traurig, solch ein schönes Haus verfallen zu lassen. Natürlich können wir die Dinge auch der Natur überlassen, hier hätte ich kein Problem. Doch bevor weiter Flächen versiegelt werden, sollte man alle bebauten leerstehenden Flächen nutzen.

  • Christoph Strebel am 27.05.2024 11:05 Uhr / Bewertung:

    Das ist oft die Taktik bei Denkmalschutz: verfallen lassen, bis nichts mehr zu retten ist. Dann abreißen und das bauen, was man eigentlich wollte.
    Und sonst kommt natürlich die Baukriese dazu.

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