"Wie ein Militärkommando": Rotlicht-Razzia in der Schillerstraße

Ludwigsvorstadt - Grellbunte Lichtreklame, aufreizend spärlich gekleidete Frauen, schummrige Beleuchtung und Hochprozentiges: Am Wochenende herrscht Hochbetrieb in den Nachtclubs, Erotikläden und Spielhallen im Bahnhofsviertel. Mitten in diesem Amüsier-Trubel hat die Polizei in der Nacht zum Samstag den vorderen Teil der Schillerstraße (ab Bayerstraße) sechs Stunden lang für den Verkehr gesperrt.
Der Grund war eine Aufsehen erregende Rotlicht- und Drogen-Razzia in einem Club, der vor allem von arabischen und nordafrikanischen Gästen besucht wird. Die „Sesame Bar n Club“ wirbt mit dem Slogan „Orient meets Occident“ und lädt regelmäßig zu Bauchtanz-Wettbewerben ein. Hier gibt es Yalla Yalla-Partys und stundenweise Shishas im Doppelpack zum Sonderpreis.
Das Kommissariat 35 – zuständig für Ermittlungen wegen Menschenhandels, Prostitution und Zuhälterei – hatte „Erkenntnisse, dass es in dem Nachtlokal zur Anbahnung und Ausübung der verbotenen Prostitution kommt“, wie Polizeisprecher Markus Ellmeier am Sonntag erklärte. „Auch gab es Hinweise, dass dort Drogen konsumiert und verkauft werden sollen.“
„Die kamen rein wie ein Militärkommanodo“
Gegen Mitternacht stürmten mehrere Dutzend Polizisten den Club. „Die kamen rein wie ein Militärkommanodo“, beschrieb es Geschäftsführer Baha Malak im Nachhinein. Etwa 60 bis 65 Gäste plus Personal waren zu diesem Zeitpunkt da. „Wir durften uns nicht bewegen, bis wir durchsucht worden sind“, so der in Tripolis geborene Club-Chef zur AZ.
Für die Kontrollen bauten die Rotlicht-Ermittler, die von Bereitschaftspolizisten und Beamten vom Zoll unterstützt wurden, auf der Schillerstraße zwei Großraum-Zelte auf. „Dorthin wurden die Frauen geführt und durchsucht“, sagt Bahak Malak. Auch ein Drogenhund sei im Einsatz gewesen. Frieren mussten die Frauen nicht, die Zelte waren beheizt.
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Nach der „Schwerpunktkontrolle“ zog die Polizei gestern folgende Bilanz: „Bei 24 Frauen liegt der Verdacht nahe, dass sie der unerlaubten Prostitution nachgehen. Bei einem Mann ergaben sich stichhaltige Hinweise, dass er als Zuhälter für die Damen fungiert“, sagt Polizeisprecher Markus Ellmeier. Vier Personen wurden festgenommen, weil sie Drogen bei sich hatten: ein Briefchen mit Kokain, in Alu verpacktes Marihuana und ein Brocken Hasch.
Dem Betreiber droht laut Polizei ein Bußgeld von mehreren 10 000 Euro wegen Schwarzarbeit und Verstößen gegen den Mindestlohn sowie das Jugendschutzgesetz: Im Lokal hatte sich auch ein 15-jähriges Mädchen aus Sachsen aufgehalten. Es wurde seinem Bruder, der in München wohnt, übergeben.
Sesame-Chef Malak weist die Vorwürfe von sich. „Bei uns gibt es keine Prostitution. Viele Männer kommen mit Frauen, woher die kommen oder wohin sie gehen, weiß ich nicht“, sagte er zur AZ. Und was Drogen betrifft, sagt er: „Ja, es gab einen Verdacht. Aber wir dulden keine Gäste, die mit Drogen handeln. Wir haben sogar Kameras installiert, die die Zugänge zu den WCs filmen. In den Toilettenräumen dürfen wir ja nicht filmen.“ Er vermutet, dass ihn ein Konkurrent angeschwärzt hat