Uwe Timm über den neuen Luxus

Die Zukunft des Lehel: Die Mietwohnungen sind abgerissen, die Zamperl sind weg, die Bugattis kommen
Volker Isfort |
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Der Schriftsteller Uwe Timm
Der Schriftsteller Uwe Timm

 

Der Schriftsteller Uwe Timm wurde in Hamburg geboren, wohnt aber seit Jahrzehnten im Lehel in der Oettingenstraße. Das Viertel verändert sich zur Zeit sehr stark, die normalen Mieter werden verdrängt

Uwe Timm, der diese Woche den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt erhält, spricht drüber in der Abendzeitung:

Ich schaue aus dem Fenster auf Wohnungen, die 11 000 Euro den Quadratmeter gekostet haben. Vieles hat sich verändert, das sieht man schon an Alltagsdetails wie den neuen Hunden hier. Diese edlen Jagdhunde mit bläulichem Fell, dafür sind die ganzen Zamperl weg. Plötzlich steht hier ein Bugatti auf der Straße, meistens im Halteverbot, und diese teuren Panzer fahren durch die Gegend. Und hundert Meter die Straße runter geht es weiter: Park Avenue. Das war ein normales, nettes Mietshaus, das abgerissen wurde, jetzt werden die Wohnungen angeblich für 20 000 Euro den Quadratmeter angeboten. Da muss ich mich schon manchmal im Sessel festhalten, wie sich das Lehel hier verändert. Der Wohnwahnsinn ist ein zentrales Thema im Münchner Kommunalwahlkampf, aber kann Politik solche Prozesse überhaupt steuern? Politik ist eben dafür da, das Mögliche auch zu machen. Sie muss reagieren. In Hamburg wird jetzt beispielsweise versucht, eine Mietpreisobergrenze einzuführen - und natürlich hat die FDP gleich laut „Kommunismus“ gerufen. Meine Tochter, die als Ärztin in Bogenhausen arbeitet , erzählt mir, dass die Krankenschwestern kaum mehr Wohnungen in München finden, die haben dann alle einen Hin- und Rückweg zur Arbeit, der wahnsinnig lang und teuer ist. Das ist einfach eine unglaublich kalte Gesellschaft geworden. Es gibt doch keinen Grund dafür, dass Posten im Finanzsektor irrsinnig gut bezahlt werden, aber sobald sie mit Menschen arbeiten, im sozialen Bereich, verdienen sie nur einen Bruchteil.

 

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