Unbebautes Grundstück: „Als hätten alle darauf gewartet“
"Was ist denn hier los?“ steht auf der schwarzen Schiefertafel, die auf dem unbebauten Grundstück an der Schleißheimer Straße aufgestellt worden ist. So einiges, entnimmt man dem Wochenplan, der darunter notiert ist: Dienstag: Straßentheater, Mittwoch: Yoga und Donnerstag: Filmvorführung. Der Blick auf den vollen Kalender lässt die vier Münchner Architekturstudenten, die hinter dem Projekt stecken, strahlen.
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„Anfangs haben wir uns Sorgen gemacht, immer Werbung machen zu müssen“, sagt Leila Unland (22), „Aber seit der Eröffnung (am 2. Juli, Anm. d. Red.) kommt täglich eine Flut von Mails.“ „Es ist, als hätten alle auf die Lücke gewartet“, sagt Mitstreiterin Sophie Ramm (22). Die Idee für das Projekt „Lückenfülle“ entstand im Rahmen des Studiums. „Unsere Professorin hat uns das am Anfang nicht zugetraut, schon allein wegen der Genehmigung“, erzählt Maria Schlüter (24) – doch die Grundstücksbesitzer fanden die Idee interessant und ließen die vier Münchner Studenten einfach gewähren.
„Der Ort löst unsere Probleme, er gibt uns etwas zurückt“, sagt Leila Unland. Zum Beispiel, als sich die vier über den Abtransport der alten Ziegel den Kopf zerbrachen – und ein Passant sie schließlich auf die Idee brachte, die Ziegel, in Stücke gebrochen, als Boden weiterzuverwenden. „Ein Nachbar kam vorbei und hat uns gezeigt, wie man den Bohrhammer hält“, erinnert sich Sophie Ramm mit einem Schmunzeln.
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Bei den Anwohnern kommt das Projekt gut an. Sie kennen die vier Studenten und kommen gerne mal zum Ratschen vorbei. Inzwischen grüßt man sich in der Nachbarschaft. „Unser Hauptpublikum sind Passanten“, sagt Nick Förster. Die bleiben meist aus Neugierde stehen. Er erklärt weiter: „München ist eigentlich eine lückenlose Stadt, ständig wird gebaut. Lücken sind hier höchstens temporäre Orte.“ So eben auch diese Lücke an der Ecke Rottmann-/Schleißheimer Straße.
Ab Ende August wird dort gebaut. „Zuerst haben uns die Leute gefragt, wann hier wieder ein Haus hinkommt. Inzwischen wollen sie wissen, ob die Lücke nicht bleiben kann“, sagt Leila Unland und lächelt. Lücken können glücklich machen.
Das Programm gibt’s vor Ort und auf Facebook: „Lückenfülle“.
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