Streit um Gleisausbau: Tunnel zum Schutz der Anwohner

Streit um den geplanten Gleisausbau in Daglfing und Trudering. Die SPD hat klare Forderungen und kritisiert die Bahn in ihrem Vorgehen scharf.
von  Emily Engels
Die Truderinger Stephan Rehme, Peter Grotz und Thomas Ehlert zeigen SPD-Stadtrat Andreas Schuster (von links) die Situation vor Ort..
Die Truderinger Stephan Rehme, Peter Grotz und Thomas Ehlert zeigen SPD-Stadtrat Andreas Schuster (von links) die Situation vor Ort.. © SPD/Volt

München - Für den viergleisigen Ausbau der Strecke Daglfing-Johanneskirchen liegt nun die Einschätzung der Verwaltung zu den drei Varianten vor. Ausgewertet werden eine ebenerdige und eine Trog- und Tunnellösung. Obwohl das Planungsreferat um Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) für eine endgültige Empfehlung die Feinuntersuchungen abwarten möchte, tendiert es zu einer Tunnellösung.

Diese ist zwar mit 2,4 Milliarden Euro erheblich teurer als etwa eine ebenerdige Variante (knapp 900 Millionen Euro), sobald er aber da sei, werde er als beste Lösung gesehen, auch aufgrund des Lärm- und Umweltschutzes .

Hintergrund: Ist die Strecke einmal viergleisig ausgebaut, will der Bund künftig hier den Güterverkehr zum Brennerbasistunnel fahrenlassen, der Freistaat plant derweil eine Express-S-Bahn zum Flughafen - es ist also mit viel Verkehr zu rechnen. Trotzdem favorisiert die Bahn eine oberirdische Lösung. Das sorgt für Ärger bei der SPD/Volt-Fraktion.

Gleisausbau: "Das geht nur mit dem Tunnel"

Für sie kommt nur eine Tunnellösung in Frage. "Auf Kosten der Anwohner darf nicht gespart werden", heißt es aus der Fraktion. Deshalb werde die Fraktion auch beantragen, dass die Stadt mit rund sechs Millionen Euro die Untersuchung für die Tunnellösung mitfinanziert. "Nur durch einen 100-prozentigen Lärmschutz kann die geplante Wohnbebauung am neuen S-Bahn-Knotenpunkt realisiert werden", begründet die Fraktion in ihrem Antrag.

SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl sagt dazu: "Oberirdische Planungen sind ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die im Münchner Osten wohnen. Wir erwarten von der Bahn eine zukunftsfähige Planung. Das geht nur mit dem Tunnel."

Truderinger Spange: Anwohner-Vorschlag abgelehnt

Im Mobilitätsausschuss am Mittwoch werden auch die Pläne für das Großprojekt Truderinger-/Daglfinger Kurve besprochen — ebenfalls ein riesiges Streitthema. Auch hier stehen drei Varianten im Raum.

Die Anwohner hatten eine Alternative zu den Bahn-Vorschlägen geäußert. Hier würde die Trasse 300 Meter weiter westlich verlaufen. Das jetzt noch neben den Grundstücken verlaufende Gleis könne dann sogar komplett stillgelegt werden. Technisch nicht umsetzbar, hieß es dazu bei der Bahn.

Kritik: Keine Beteiligung auf Augenhöhe

Die SPD/Volt-Fraktion kritisiert jetzt die ihrer Meinung nach undurchsichtige Planung und mangelhafte Kommunikation der Bahn. So wollte das Bundesverkehrsministerium eine Entscheidung für eine der Varianten ohne Rücksprache mit der Stadt am 21. September veröffentlichen, zog dies aber nach Protest von OB Dieter Reiter (SPD) zurück. Die SPD prangert an: "Bis dato fehlten der Stadt prüfbare Unterlagen. Ebenso hat die Bahn entgegen aller Ankündigungen die Bürger am Verfahren nicht beteiligt."

Die örtliche Bundestagsabgeordnete Claudia Tausend (SPD) schimpft: "Was die Bahn bisher an Kommunikation geliefert hat, spricht eher für Hinterzimmerentscheidungen als für eine Beteiligung auf Augenhöhe. Nicht nur sie hat sich für die Anwohner eingesetzt, sondern unter anderem auch CSU-Generalsekretär Markus Blume, auch aus dem Münchner Osten. Die CSU-Fraktion will das Thema am Montag intern diskutieren.

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