Stimmkreis Hadern: Neu-Kandidat gegen Neu-Papa

Im Stimmkreis Hadern hat sich viel verändert: Einige Stadtviertel sind weggefallen und Andreas Lotte (SPD) fordert zum ersten Mal den CSU-Mann Georg Eisenreich heraus.
von  Julia Lenders
Der Stimmkreis 101: Hadern, Schwanthalerhöhe, Sendling-Westpark, Ludwigsvorstadt, Forsten- und Fürstenried.
Der Stimmkreis 101: Hadern, Schwanthalerhöhe, Sendling-Westpark, Ludwigsvorstadt, Forsten- und Fürstenried. © Diehl

 Im Stimmkreis Hadern (München) hat sich viel verändert: Einige Stadtviertel sind weggefallen und Andreas Lotte (SPD) fordert zum ersten Mal den CSU-Mann Georg Eisenreich heraus.

Hadern (München) - Kann es für einen Landespolitiker in diesen Tagen irgendetwas Wichtigeres geben als Wahlkampf? Ja, es kann. Der CSU-Landtagsabgeordnete Georg Eisenreich (42) ist gerade zum ersten Mal Vater geworden. Nicola Marie heißt seine Tochter, die am vergangenen Mittwoch – also mitten im Wahlkampf-Endspurt – geboren wurde. Versteht sich von selbst, dass nun der ein oder andere Polit-Termin zurückstehen muss.

Georg Eisenreich sieht das ganz gelassen: „Die Bürger schauen nicht drauf, ob man eine Woche vor der Wahl da ist. Die stört nichts mehr, als wenn man nur alle fünf Jahre ein Lebenszeichen von sich gibt.“ Nachhaltige Arbeit während der Zeit zwischen den Wahlen – das sei es, was zähle.

Wie wählen die anderen? Mitmachen bei der Wahlwette Land

Bei der Landtagswahl 2008 war der Abstand zwischen Eisenreich und dem damaligen SPD-Kandidaten Ludwig Wörner nur dünn. Gerade mal 2,8 Prozentpunkte trennten die beiden. Eisenreich errang das Direktmandat mit 30,6 Prozent der Erststimmen.

Dieses Mal, bei seiner dritten Kandidatur, muss er es mit einem neuen Kandidaten aufnehmen: Andreas Lotte, 39 Jahre alt, SPD-Stadtrat und Gründungsberater an der LMU.

Lotte? Das ist der Politiker, der auf Plakaten zunächst versprach hinzuhören, dann hinzuschauen – und es letztlich anzusprechen. Nur: Was ist dieses „es“? Lotte lacht, als die AZ ihn das fragt. Seine Antwort: „Die Politiker hören den Bürgern definitiv zu wenig zu. Das ist wohl eine Berufskrankheit. Ich möchte bewusst anders sein.“ Das habe er in der Kommunalpolitik gelernt.

Lesen Sie hier: Alle Informationen zur Landtagswahl 2013

Das Ziel des SPD-Mannes: „Ich möchte unbedingt das Direktmandat gewinnen.“ Das dürfte jedoch nicht leicht werden. Denn erstens ist Lotte bei weitem noch nicht so bekannt, wie sein umtriebiger Vorgänger Ludwig Wörner es war. Und zweitens hat sich der Stimmkreis-Zuschnitt zu seinen Ungunsten verändert. So gehörten voriges Mal noch Altstadt und Lehel sowie die Isarvorstadt mit ihrer stark grünen und zumindest angeröteten Wählerschaft dazu. „Das beirrt mich nicht“, sagt Lotte, der eben umso fleißiger wahlkämpft. Schon seit November macht er Hausbesuche. Und er schreckte auch nicht davor zurück, eigenes Geld in seine Kampagne zu stecken.

Rund 105 500 Bürger dürfen am übernächsten Sonntag im Stimmkreis 101 wählen, zu dem Hadern (München), die Schwanthalerhöhe, Sendling-Westpark sowie Ludwigsvorstadt, Forstenried und Fürstenried gehören. Vor fünf Jahren waren es noch mehr als 130 000 Wahlberechtigte.

Was setzen die beiden aussichtsreichsten Bewerber für politische Schwerpunkte? Eisenreich ist im Landtag Vize-Vorsitzender des Bildungsausschusses. Er kritisiert: „Die Stadt München, die für die Gebäude sowohl der städtischen als auch der staatlichen Schulen zuständig ist, investiert viel zu wenig.“ An vielen Schulen herrsche Raumnot und Sanierungsstau. Vor Ort im Stimmkreis will er zum Beispiel mit dem „Bildungscampus Westpark“ Abhilfe schaffen. Gemeinsam mit Schulleitern hat er ein Konzept erarbeitet, das auch den Neubau eines Ganztagesgymnasiums vorsieht.

Andreas Lotte ist wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rathaus. Er fordert: „Wir brauchen ein Umwandlungsverbot von Mietwohnungen in Luxusobjekte und deutlich mehr Wohnungsbauförderung in Bayern.“ Außerdem gehört die Energiepolitik zu seinen Hauptthemen.

Ab Ende der Woche wird es übrigens eine weitere Lotte-Wahlwerbung geben. Mal sehen, ob’s dann nach dem Hinhören-, Hinschauen und Ansprechen-Plakat zum Beispiel heißt „Lotte löst’s“. Verraten will er noch nichts.

Apropos hinhören: Das will auch Eisenreich. Er sagt: „Jeder Bürger, der anruft und einen Termin will, kriegt auch einen – egal, wie viel Arbeit ich habe.“ Im Stadtbezirk 19 hat er gemeinsam mit einem CSU-Kollegen aus dem Stadtrat kürzlich ein Dialogprojekt ins Leben gerufen, damit Bürger bei der baulichen Entwicklung stärker mitreden können.

Und wenn Lotte und Eisenreich mal frei haben? Dann geht Lotte gerne mit seinem Entlebucher Sennenhund spazieren und Eisenreich feilt an seinem zweiten Kabarett-Programm. Im ersten ging es unter anderem um das Verhältnis von Männern zu Hausstaub.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.