Polizei-Dolmetscherin warnte Heroin-Dealer

Maxvorstadt - Sie arbeitete für die Nato, im Bundestag und im Frühling 2008 auch für die Münchner Polizei. Mimoza M. (40) übersetzte für die Kripo Telefonate von albanischen Heroinhändlern. Sie leistete gute Arbeit, der Zugriff der Beamten stand kurz bevor. Doch am 2. Juni 2008 lief die Übersetzerin in die Schellingstraße, dem Treffpunkt der Dealer – und warnte die Männer vor der Polizei.
Ihr Motiv? Geltungssucht
Die Kripo kam ihr schnell auf die Schliche. Wegen Strafvereitelung wurde sie ein halbes Jahr später zu drei Jahren Haft verurteilt. Aufgrund ihrer Warnung flüchteten vier Bandenmitglieder nach Albanien. Unter ihnen Amarildo C. (27), dem seit Dienstag am Landgericht der Prozess gemacht wird. Von der Jugendstrafkammer, denn der Angeklagte war zum Zeitpunkt der Tat erst 18 Jahre alt und damit im Sinne des Gesetzes ein Heranwachsender.
Der 27-Jährige war im vergangenen Jahr verhaftet worden. Seit November sitzt er in U-Haft in Stadelheim. Die Anklage wirft ihm Handel mit Betäubungsmitteln in fünf Fällen vor. Sein Job war es das Rauschgiftgeschäft abzuwickeln, also das Heroin an die Kunden zu übergeben und dann zu kassieren.
Ein Ermittler berichtete gestern wie man der Bande auf die Schliche gekommen war. Das Heroin sei von durchschnittlicher Qualität gewesen, erinnert er sich im Zeugenstand, der Preis von 150 Euro für fünf Gramm damals durchaus marktüblich.
Die Prozessbeteiligten verständigten sich auf eine Haftstrafe von nicht mehr als vier Jahren – wenn der Angeklagte gesteht. Amarildo C. gab daraufhin die Anklage in vollem Umfang zu.