Nach tödlichem Haltestellen-Unfall: Was von der Stadt München nun gefordert wird

Nach dem schrecklichen Unfall an einer Tram-Haltestelle in Neuhausen ist eine 22-jährige Studentin ihren schweren Verletzungen erlegen. Nun fordert der Straßenbahnfreunde e. V. von der Stadt Maßnahmen, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholt.
André Wagner |
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Das Auto fuhr in ein Haltestellenhäuschen nahe der Donnersbergerbrücke.
Das Auto fuhr in ein Haltestellenhäuschen nahe der Donnersbergerbrücke. © Felix Hörhager/dpa

Am 7. Mai raste ein SUV nahe der Donnersbergerbrücke an einer viel befahrenen Kreuzung in eine Straßenbahn-Haltestelle. Sieben Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, drei davon schwer. Sechs Tage später erlag eine 22-jährige Studentin im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.

Wie die Polizei der AZ bestätigte, wird gegen den 52-jährigen Fahrer jetzt wegen fahrlässiger Tötung. Wie genau es zu dem tragischen Unfall kommen konnte, ist noch nicht abschließend geklärt. 

Unweigerlich wird auch die Frage aufgeworfen, ob man sich als wartender Fahrgast an einer Haltestelle im Straßenverkehr noch sicher fühlen kann. "Rücksichtslose Autofahrer machen Straßen und deutlich abgegrenzte Bereiche für Fahrgäste zur gefährlichen Kampfzone. Es ist innerhalb von zwei Jahren der zweite tödliche Unfall an einer Trambahnhaltestelle", wird ist Nikolaus Breitner, 1. Vorsitzender des Straßenbahnfreunde e. V. in einer Pressemitteilung deutlich.

Breitner moniert, dass es bei anderen Unfällen sofort öffentliche Debatten über politische Maßnahmen zur Eindämmung gibt, bei schweren Autounfällen aber der Mantel des Schweigens gehüllt wird.

Nach tödlichem Unfall an Tram-Haltestelle: Münchner Verein fordert Maßnahmen

Damit eine ÖPNV-Haltestelle nicht zur Todesfalle wird, gibt es laut Breitner zahlreiche technische Möglichkeiten, welche die Gefahr für wartende Fahrgäste verringert. So nennt Breitner u. a. in den Boden eingelassene Poller, die in verkehrsberuhigten Bereichen installiert werden können. Diese Poller sind in der Lage, im Falle eines Unfalls, die kinetische Energie eines Autos aufzufangen.

Weiter nennt der Verein die Möglichkeit, Fahrbahnen im Haltestellenbereich zu verschmälern, um damit die Fahrer zu einer geringeren Geschwindigkeit zu zwingen. Auch eine Diskussion über eine eingeschränkte Nutzung von SUV und Jeeps im Stadtgebiet bringt Nikolaus Breitner ins Spiel. Zudem appelliert er an die verantwortlichen Behörden, die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung zu stärker zu kontrollieren und Fehlverhalten konsequent zu ahnden. Breitner weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es in der Stadt täglich an Haltestellen zu beobachten sei, wie Autos stehende Busse und Bahnen verbotswidrig links auf der Gegenspur überholen.

Verein fordert Tempo 30 in ganz München

Als weitreichendste Maßnahme nennt Breitner die Einführung von Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet. "Das Rathaus muss sich vom Credo, dass nur eine autofreundliche Stadt eine für die Wirtschaft attraktive Stadt ist, verabschieden", fordert Ralf Gruber, 2. Vorsitzender der Straßenbahnfreunde München e. V.

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Die Gitter, die mittlerweile an den Haltestellen errichtet werden, um wartende Fahrgäste vor dem Straßenverkehr zu schützen, hält man indes für ungeeignet. Vielmehr sieht man darin eine Erhöhung der Gefahr schwerer bis tödlicher Verletzungen, sollte ein Auto mit hoher Geschwindigkeit gegen diese Gitter prallen. Zudem sieht Breitner darin die Gefahr, dass solche Gitter die Autofahrer zu rücksichtsloserem Verhalten verleiten könnte.

"Die Trambahn gehört zu den sichersten Verkehrsmitteln. Dieser umweltfreundliche Vorteil darf nicht geopfert werden, weil das Recht des Stärkeren gewichtiger ist", appelliert Nikolaus Breitner an die Verantwortlichen im Rathaus und in den zuständigen Behörden.

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  • 30 in Bayern am 16.05.2025 15:09 Uhr / Bewertung:

    "Zudem appelliert er an die verantwortlichen Behörden, die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung zu stärker zu kontrollieren und Fehlverhalten konsequent zu ahnden."

    In diesem Punkt liegt ein sehr wichtiger Punkt. Heute stand ich erst wieder von der Donnersberger Brücke abfahrend an genau dieser Stelle "im Stau" wartend. Man fährt zweispurig von der Donnersberger Brücke ab, aber die linke Spur ist eine Busspur. Ich habe gezählt, während ich gewartet habe, sind sieben Autos an mir vorbei über die Busspur "gedonnert". Da geht es bereits los.
    Es braucht endlich eine konsequente, häufige und automatisierte Verkehrsüberwachung und Ahndung von Fehlverhalten. Dann würde sich das Problem der Unfälle schnell von selbst minimieren.

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