Münchner Paar sammelt Spenden für Südafrikas Bedürftige

Wiete Schultheiß und Morolong Mokoena, ihr Partner, sammeln Spenden für Südafrikas Bedürftige und verteilen Lebensmittel in der Krise.
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Eine Frau schlägt die Hände zusammen – vor Freude über die Lebensmittel.
Privat Eine Frau schlägt die Hände zusammen – vor Freude über die Lebensmittel.

München - Eine Südafrikanerin hat ihr Baby auf den Rücken gebunden und hüpft von einem Bein auf das andere. Sie bewegt die Arme, wiegt ihren Körper hin und her. Ein Freudentanz! Vor ihr steht ein Schubkarren, beladen mit Maismehl, Bohnen und mehr. Eine Flasche Olivenöl legt sie noch dazu, dann schiebt sie alles stolz, als wäre es ein Schatz, davon. Dank dieser Lebensmittel muss ihre Familie in nächster Zeit nicht hungern.

Eine andere Frau holt sich auch Grundnahrungsmittel ab, sie weint, kann kaum reden vor Überwältigung. Eine weitere sagt in dem Video: "Der Präsident will, dass wir immer wieder die Hände waschen – aber wenn wir doch gar keine Seife haben!" Auch eine solche erhält sie hier.

Harlachinger Helden sammeln für Südafrika

Die vollen Schubkarren hat nicht die Regierung Südafrikas organisiert, sondern ein Paar aus Untergiesing-Harlaching. Es ist eine Liebesgeschichte, die jetzt vielen Familien in Afrika hilft: Wiete Schultheiß (31) hat ihr Herz 2016 Morolong Mokoena (27) aus Südafrika geschenkt. Seit vier Jahren sind die beiden glücklich zusammen. In der Corona-Krise wollen sie jetzt den Heimatort des 27-Jährigen unterstützen und sammeln in Deutschland Spenden für die Menschen aus Phuthaditjhaba (Bundesland Free State; Einheimische nennen es auch QwaQwa).

Morolongs Eltern Mamotshidisi und Esau wiederum besorgen vor Ort für das gesammelte Geld Lebensmittel und auch Hygienartikel. Für diejenigen, die es jetzt in der Corona-Krise noch schwerer als sonst haben.

Eine Frau schlägt die Hände zusammen – vor Freude über die Lebensmittel.
Eine Frau schlägt die Hände zusammen – vor Freude über die Lebensmittel. © Privat

Rund 20 Euro reichen aus, um eine Familie drei Wochen zu versorgen, erklärt Schultheiß der AZ. Sie händigen dafür unter anderem Maismehl, Tee, Zucker, Salz, Dinkelkörner, Sonnenblumenöl, ein Gewürz mit Fleischgeschmack für Suppe, Rote Bohnen, Dosenfisch, Zahnpasta und Seife aus. Teils auch Kartoffeln und Kohl – je nachdem, was verfügbar ist.

Auf die Idee sind sie gekommen, als sie von vielen Hilfsaktionen rund um die Metropole Johannesburg gehört hatten. Ihr Freund habe daraufhin gesagt: "Warum machen wir das nicht für meinen Heimatort? Bei uns gibt es nichts."

Die Not vor Ort ist groß

Zur Einordnung: Der Ort liegt bei den Drakensbergen, wo Urlauber gerne Natur und Aussicht bestaunen. In die Gegend selbst verirrt sich dagegen kaum ein Tourist, wie Schultheiß erzählt. "Das ist der Vorteil der ärmlichen Gegend, dass sich kein Tourist und niemand dafür interessiert und man hoffen kann, dass Corona dort vielleicht nicht ankommt."

Dennoch ist die Not vor Ort groß: Die Ausgangsbeschränkungen in Südafrika sind streng, nicht einmal zum Spazierengehen darf man raus. Dazu kommt: Viele sind ohnehin schon arm, haben keinen Job. Wer vorher noch als Tagelöhner gearbeitet hat, ist jetzt in der Krise arbeitslos. Kein Job, kein Geld, kein Essen.

Schon über 4.600 Euro gesammelt

Rund 4.645 Euro hat das Paar schon auf verschiedenen Wegen gesammelt, damit wurden 144 Familien versorgt. Für weitere 24 Familien wurde schon eingekauft und Geld für weitere ist auf dem Weg nach Südafrika, so Schultheiß gestern zur AZ. "Es ist so schön zu hören, wie dankbar die Menschen dafür sind. Mein Freund ist dort jetzt ein Held", sagt die 31-Jährige und lacht. Ihre Kampagne über die Plattform Gofundme soll weiterhin dazu beitragen, dass noch mehr Geld zusammenkommt. Die Mutter ihres Freundes betreibt einen Kindergarten, kennt dadurch viele Familien und weiß, wer bedürftig ist. Schultheiß sagt: "Es gibt noch so viele Familien, die Unterstützung brauchen."

Sie stimmt es nachdenklich, wenn viele hierzulande jetzt über die Einschnitte jammern. "Die Wiesn fällt aus und man weiß nicht, ob man baden gehen kann – aber das tangiert mich alles gar nicht, obwohl ich auch ein riesiger Wiesn-Fan bin. Vielmehr denke ich jetzt an diese Menschen in Südafrika." Sie fügt an: "Ihre Probleme werden wir in Deutschland nie haben. Wir werden immer ein Dach über dem Kopf und immer Essen auf dem Teller haben."

Lesen Sie hier: Tierpark Hellabrunn - Umbaupläne könnten wegen Corona-Krise scheitern

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