München/Dreimühlenviertel: Anwohner protestieren gegen Stickoxid-Belastung

Lokalpolitiker fordern von der Stadt "gesundes Spielen" für die Kinder im Dreimühlenviertel.
von  Eva von Steinburg
Jeden Tag endloser Verkehr, Abgase und Gestank: Den Bürgern am Roecklplatz reicht es schon längst.
Jeden Tag endloser Verkehr, Abgase und Gestank: Den Bürgern am Roecklplatz reicht es schon längst. © AZ-Archiv

Die Luftqualität in München gehört zu den schlechtesten in ganz Deutschland. Lokalpolitiker fordern von der Stadt "gesundes Spielen" für die Kinder im Dreimühlenviertel.

Isarvorstadt - Kinder malen mit Kreide Blumen auf die Straße. Ende Juli 2017 blockieren rund 250 Anwohner aus dem Dreimühlenviertel eine Stunde lang die Isartalstraße: manche tragen Mundschutz, andere halten "Save-the-world"-Schilder hoch.

Mit ihrer angemeldeten Straßenblockade - zwischen Roecklplatz und Schäftlarnstraße - protestierten Erwachsene und Kinder gegen den krassen Abgasdreck in ihrem Viertel. Die Schadstoffkarte zeigt für die Isartalstraße eine Stickoxid-Belastung zwischen 50 und 60 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.

Fast ein Jahr später ist der Spielplatz am Roecklplatz immer noch stark dem Abgasdreck ausgeliefert. Im Sand sitzen Kleinkinder mit Schaufel und Eimerchen. Beim Spielen an der frischen Luft atmen sie ungefiltert Feinstaub ein - hergeblasen von den Autos und Lkw auf der stark befahrenen Isartalstraße, die direkt vorbeiführt. "Man gewöhnt sich daran. Aber wenn meine Mutter mit den Kindern hier am Spielplatz war, hat sie die nahe Straße irritiert", sagt der frühere Anwohner Andreas Bier, der mit den vier und sechs Jahre alten Kindern an den Stadtrand gezogen ist. Christian Klaus (50), Bewohner und Hausmeister der Isartalstraße 26, schimpft: "Der ganze Verkehrsfluss ist zum Kotzen. Wir haben etliche Kinder mit Allergien und Atemproblemen im Haus. Das war mit ein Grund für unsere Demo."

"Kinder haben ein Recht auf gesundes Spielen"

Die Kinderbeauftragte im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt fordert: "Die Kinder haben ein Recht auf gesundes Spielen." Beate Bidjanbeg (SPD) fordert mit anderen Lokalpolitikern Abhilfe von der Stadtverwaltung. Deren Vorschlag - eine hohe Lärmschutzwand zwischen Straße und Spielplatz - empfinden Bürger und BAler aber "absurd": "Das macht die schöne Optik hier komplett kaputt. Eine Wand bringt auch nichts. Der Feinstaub und die Stickoxide kommen mit der Luft von oben weiter durch", sagt Beate Bidjanbek.

Was jetzt die Bürger zusammen mit ihren lokalen Politikern allerdings erreicht haben: Tempo 30 kommt - zwischen Roecklplatz und Auenstraße. Der Wermutstropfen dabei: Die Frage ist wann? Denn das KVR schreibt am 17. Januar dieses Jahres: "Bis zur Umsetzung dieser Maßnahme bittet das KVR noch um etwas Geduld." Beate Bidjanbek verspricht: "Den Sommer über sollte das passieren, sonst haken wir nach."

Der schöne Roecklplatz- er wird von vielen genutzt, er liegt vielen am Herzen: Seine alten Kastanienbäume, sein legendäres italienisches Eiscafé und eben der beliebte Spielplatz, auf dem oft ein Kindergeburtstag gefeiert wird. "Die Stimmung am Platz ist familiär. Viele kennen sich aus den Elterninitiativen. Manche sind jeden Tag hier", beschreibt Architekt Andreas Bier den Alltag. Das Dreimühlenviertel ist für ihn besonders "heimelig", mit seinen Lokalen, wie dem Valentin-Stüberl, dem Bavarese und tollen Straßenfesten.

Erleichternd für Familien, die rund um den Roecklplatz wohnen: Gerade hat das Baureferat den alten, Abgas-verschmutzten Spielsand am Kinderspielplatz ausgetauscht. Die Idee, schaukelnde oder wippende Kinder mittels einer neuen, dichten und grünen Hecke innerhalb des Spiel-Areals besser von den Schadstoffen abzuschirmen und zu schützen, wollen die Lokalpolitiker extra verfolgen.

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