München-Hadern: Eklat an Montessorischule führt zum Rauswurf der Schulleiterin

250 Schüler, Eltern und Lehrer gehen gegen den Rauswurf der Rektorin der Montessorischule in Großhadern auf die Straße. Ein zerrüttetes Vertrauensverhältnis mit dem Betreiber der Inklusionsschule soll zur Kündigung von Dagmar Frohn geführt haben.
Nina Job
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Schüler der Montessorischule demonstrieren am Freitag vor der Montessorischule mit Eltern und Lehrern.
Schüler der Montessorischule demonstrieren am Freitag vor der Montessorischule mit Eltern und Lehrern. © Nina Job

Großhadern - Mit Trillerpfeifen und Plakaten sind am Freitag etwa 250 Schüler, Eltern und Lehrer nach Schulschluss durch die Heiglhofstraße in Großhadern gezogen. Sie demonstrierten gegen den Rauswurf ihrer Rektorin Dagmar Frohn.

Die beliebte Leiterin der privaten Montessorischule (600 Kinder, rund 100 Lehrer) muss zum Ende des Schuljahres gehen: gegen ihren Willen und gegen den Willen von Schülern, Lehrern und Eltern.

Vorsitzender des Schulbetreibers spricht von beschädigtem Vertrauensverhältnis

Walter Hasselkus, Vorstandsvorsitzender der "Aktion Sonnenschein – Hilfe für das mehrfach behinderte Kind", die das Montessori-Zentrum betreibt, sagte am Freitag zur AZ: Das Vertrauensverhältnis zwischen der Schulleiterin auf der einen Seite und der Stiftung und dem Vorstand auf der anderen sei "irreparabel beschädigt".

Es habe "erhebliche Schwierigkeiten in der Kommunikation" gegeben. "Im pädagogischen Bereich hat Frau Frohn sehr gute Arbeit geleistet", so der ehemalige BMW-Manager (81).

Lehrer halten Buchstaben mit dem Vornamen der geschassten Schulleiterin nach oben.
Lehrer halten Buchstaben mit dem Vornamen der geschassten Schulleiterin nach oben. © Nina Job

Montessori-Schule in Großhadern: Stelle der Rektorin wird nicht neu besetzt

Die Schulleiterin ist bereits abberufen worden. Im nächsten Schuljahr sollen ihre Stellvertreter die Schule leiten. Der Posten der Rektorin soll laut einer Mitteilung der Stiftung nicht neu besetzt werden.

Doch das wollen Lehrer, Schüler und Eltern nicht hinnehmen. Sie kämpfen für die Rektorin. "Frau Frohn soll bleiben" und "Frohn 4 Future" steht auf selbstgemalten Plakaten, die Kinder am Freitag hochhalten. Am Ziel des Demonstrationszuges, direkt vor ihrer Schule, singen sie sogar für sie.

Schüler und Elternbeirat wollen Schulleiterin Frohn halten

"Sie hat der Schule gutgetan. Sie muss bei uns bleiben", meint eine 15-Jährige zur AZ. Ein Klassenkamerad (16) ergänzt: "Wir Schüler wollen auch mitreden bei so einer Entscheidung!" In der Sekundarstufe hatten die Schüler vor einigen Tagen schon eine Unterschriftenliste rumgehen lassen.

Auch Thomas Klenner, der im Elternbeirat sitzt, ist voll des Lobes für die Schulleiterin: "Wir verstehen uns gut mit ihr. Sie ist immer präsent und ansprechbar, auch für Kritik." Frau Frohn habe die Schule gut durch die Coronakrise geführt, vieles vorangebracht und dafür gesorgt, dass alle wieder enger zusammengerückt seien. "Wir sind wieder eine Schulfamilie geworden", sagt der Vater.

 

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Lehrer demonstrieren für Verbleib der Montessori-Schulleiterin

Sogar Lehrer haben sich der Demo angeschlossen. Vier von ihnen stehen etwas abseits, halten selbstgebastelte Buchstaben hoch, die zusammen den Vornamen "Dagmar" ergeben. Einige Lehrer vermuten, dass ihre Rektorin gegenüber der Stiftung und dem Vorstand Missstände an der Schule angeprangert habe und deshalb unbequem geworden sei. Fakt ist: Ein tiefer Riss geht durch die Schule und Betreiber.

Die Einrichtung, die nur wenige Minuten vom Klinikum Großhadern entfernt ist, ist das größte Montessori-Förderzentrum in Bayern. Dazu gehören ein Inklusionskindergarten und eine heilpädagogische Tagesstätte. Rund 600 Kinder werden von fast 100 Lehrern unterrichtet.

In der Heiglhofstraße in Hadern demonstrieren Kinder gegen den Rauswurf ihrer Schulleiterin.
In der Heiglhofstraße in Hadern demonstrieren Kinder gegen den Rauswurf ihrer Schulleiterin. © Nina Job

An Montessori-Schule in Hadern: Behinderte und nicht behinderte Kinder lernen zusammen

Die Hälfte der Schüler hat geistige und körperliche Behinderungen und erhöhten Förderungsbedarf, zum Beispiel aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten, sprachlichen oder Lernschwierigkeiten, einige sind mehrfachbehindert. Das Schulgeld liegt bei 250 Euro.

Als 1970 der Kinderarzt Theodor Hellbrügge in München die Sonnenschein-Stiftung und die erste Grundschulklasse gründete, war es ein absolutes Novum und bis dahin verboten, dass behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet werden.

Inzwischen hat das Konzept längst einen großen Ruf. Viele bekannte Persönlichkeiten sind voll des Lobes für das Konzept. Schirmherr der Stiftung ist Ex-Fußballnationalspieler Paul Breitner. Zum 50. Geburtstag vor drei Jahren gab's Grußworte von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und OB Dieter Reiter (SPD).

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8 Kommentare
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  • Helge Salzburg am 16.05.2023 20:20 Uhr / Bewertung:

    Für Interessenten gab es einen livestream der Demo, welcher gespeichert ist.

    https://www.youtube.com/live/tVPPRH4ZVbE?feature=share&t=35

  • Der wahre tscharlie am 16.05.2023 17:25 Uhr / Bewertung:

    "Es habe "erhebliche Schwierigkeiten in der Kommunikation" gegeben. "Im pädagogischen Bereich hat Frau Frohn sehr gute Arbeit geleistet", so der ehemalige BMW-Manager (81)."

    Und ich dachte immer, die pädagogische Arbeit steht im Vordergrund, weniger die Kommunikation.
    Erinnert mich ein bischen an den "Club der toten Dichter".

  • Witwe Bolte am 16.05.2023 07:45 Uhr / Bewertung:

    Und was macht Frau Rektorin Frohn jetzt beruflich nach ihrer Absetzung: neuer Job oder Frühpensionierung?

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