München: Giesinger Berg bekommt einen Pop-up-Radweg

Bei einem sind sich alle einig: Der Giesinger Berg in München ist für Radfahrer und Fußgänger nicht sicher. Sie haben wenig Platz und das muss besser werden. Nur wie? Nun kommt für ein Jahr erst einmal eine Zwischenlösung.
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So soll die Martin-Luther-Straße in München einmal aussehen – mit einem baulich getrennten Radweg.
So soll die Martin-Luther-Straße in München einmal aussehen – mit einem baulich getrennten Radweg. © Andreas Gregor/Grüne

Giesing - Darüber haben die Kommunalpolitiker in den vergangenen Wochen gestritten. Gleich zweimal setzte sich die SPD dafür ein, den Beschluss zu vertagen. Sie fürchtete lange Staus für Autofahrer Richtung Innenstadt. Denn mehr Platz für Radler und Fußgänger bedeutet auch an dieser Stelle: weniger Spuren für Autos und Busse.

Nun haben sich Grüne und SPD zu einer Lösung zusammengerauft: Statt gleich einen baulichen Radweg auf der Martin-Luther-Straße den Berg hinunter Richtung Innenstadt zu schaffen, kommt erst einmal ein gelb markierter. So wie bei den Pop-up-Bike-Lanes soll die Stadt testen, wie sich der Radweg auf den Verkehr auswirkt.

Neuer Pop-up-Radweg für den Giesinger Berg: Das Mobilitätsreferat warnt vor Stau

Momentan gibt es entlang der Martin-Luther-Straße in jede Richtung zwei Spuren für Autos und Busse. Das Mobilitätsreferat schlug vor, diese auf je eine zu reduzieren.

Gleichzeitig stellte das Referat aber fest, dass es zu Rückstau kommen könnte. Das Referat schlug deshalb vor, den Zufluss vom Giesinger Stadion Richtung Innenstadt mit Ampelschaltungen zu dosieren.

Gerade sieht die Martin-Luther-Straße noch so aus.
Gerade sieht die Martin-Luther-Straße noch so aus. © Andreas Gregor/Grüne

"Das kann auch massiv schief gehen", warnt SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl. Er spricht sich deshalb für einen Versuch aus, der sich rückgängig machen und anpassen lässt.

Weiterer Vorteil aus seiner Sicht: Schon im September könne der Radstreifen auf der Martin-Luther-Straße markiert sein. Das bestätigte Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos), wies aber daraufhin, dass seine Mitarbeiter nun zweimal einen Planungsaufwand haben.

Der Pop-up-Radweg am Giesinger Berg soll ein Jahr lang bleiben

Der gelb markierte Radweg soll ein Jahr lang bleiben. In dieser Zeit wird die Stadt Verkehrszählungen durchführen. Aber schon heute weiß das Mobilitätsreferat: Verglichen mit 2008 fahren dort 27 Prozent weniger Autos. Seit 2016 hat sich der Radverkehr verdoppelt.

Damit, dass sich aufgrund dieses Verkehrsversuchs das Projekt verzögert, rechnet Gradl nicht. Schließlich brauche das Baureferat für seine Detailpläne meistens ein bis zwei Jahre, bevor es mit dem Bau losgeht.

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Zumindest für einen großen Abschnitt kann das Baureferat mit dem Planen loslegen. Denn auch in der Silberhornstraße, in der Ichostraße und auf dem Giesinger Berg werden Radwege gebaut und Autospuren entfallen.

Hier sind sich Grüne und SPD einig, dass die baulichen Radwege notwendig sind. "Als einen guten Tag für die Mobilitätswende" bezeichnete Grünen-Stadtrat Christian Smolka den Beschluss deshalb.

Pop-up-Radweg in München: Skepsis beim Deutschen Fahrrad-Club

Ist das wirklich so? "Ich sehe die Gefahr, dass wir in einem Jahr vor demselben Problem stehen und uns immer noch fragen, wie man mit dem Autoverkehr umgehen soll", sagt Andreas Schön vom ADFC. Gleichzeitig freut er sich, dass es schon ab diesem Herbst einen Radweg an der Martin-Luther-Straße gibt.

Unzufrieden ist die CSU. Zwar hat sie dem Verkehrsversuch zugestimmt. Doch die anderen Pläne sieht sie kritisch. Denn schließlich gibt es Ideen, auf dem Giesinger Berg einen Platz zu schaffen und den Verkehr in den Untergrund zu verlegen. "Es ist nicht sinnvoll, einen millionenteuren Umbau zu beschließen, der künftige Planungen nicht berücksichtigt", meint CSUler Andreas Barbor. SPD-Radexperte Andreas Schuster betont hingegen, dass diese Pläne möglich bleiben.

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Clemens Marschner, der die Idee des "Giesinger Kirchplatzes" aufbrachte, kritisiert trotzdem: Er habe nicht das Gefühl, dass seine Vorschläge von der Verwaltung berücksichtigt werden. "Jetzt sollen Bäume gepflanzt und Radwege gebaut werden" – womöglich müssten die bei einer Tunnelbaustelle wieder weichen, sagt er.

Außerdem beschlossen: Zwei neue Radwege in der Rheinstraße

An zwei weiteren Straßen soll es für Radler besser werden: Der Stadtrat hat im Mobilitätsausschuss auch beschlossen, die Rheinstraße neu zu gestalten. Diese verbindet die Leopoldstraße mit dem Bonner Platz. Die Radwege werden nahezu durchgängig 2,30 Meter breit. Auch die Gehwege werden breiter.

Für den Kfz-Verkehr bleibt eine Fahrspur je Richtung sowie Linksabbiegespuren am Bonner Platz und an der Kreuzung mit der Leopoldstraße erhalten. Parkplätze werden reduziert. Bis zu 23 neue Bäume kommen dazu. Auch die Domagkstraße bekommt breitere Geh- und Radwege und bessere Querungsmöglichkeiten. Wo möglich, werden die Haltestellen in der Domagkstraße künftig mit Wartehäuschen ausgestattet, an der Milbertshofener Straße wird ein neuer Bushalt angelegt.

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33 Kommentare
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  • Unbesorgter Bürger am 24.06.2023 20:07 Uhr / Bewertung:

    Grünstreifen sind eine gute Sache und werten die Straße schon auf, keine Frage. Und in den Straßen wo ich nicht parken muss sind sie mir auch wurscht. Aber wenn diese Dinger so aussehen wie bei mir vor der Haustür: von Ameisenkolonien durchzogen und mit Hundehaufen vermint: Nein Danke. Und zu Zeit sieht das ganze sowieso aus wie die afrikanische Steppe

  • Plato's Retreat am 24.06.2023 09:32 Uhr / Bewertung:

    Straßen sind nun mal ... ja genau, Straßen. Und Parks sind Parks, und Schrebergärten sind Schrebergärten.

    Ich finde Parks und Schrebergärten auch schöner als Straßen. Aber, die Straßen sind nun mal da. Weil man sie halt auch hin und wieder braucht.

    Der Grundfehler des Münchener Mobilitätsamtes (äääh, "referats") ist, dass man sich in den Kopf setzt, das Hässliche irgendwie zu verschlimmbessern. Und das was Schön sein könnte, gammelt weiter vor sich hin. Bzw., das Schöne wird sogar noch kaputtgemacht, mit "Scootern", hässlichen Leihfahrrädern und Dauerbaustellen. Oder mit so genannten Schanigärten, auch wenn die ausschauen wie der Wertstoffhof Freimann. Die Münchener Innenstadt ist nicht wiklich schöner geworden die letzten 10 Jahre.

    Andere Städte (Salzburg zum Beispiel) machen das ideologiefrei. Die Ergebnisse sind besser. Und vor allem, diese Städte sind mit ihren Verkehrskonzepten auch seit 20 Jahren fertig.

  • ClimateEmergency am 24.06.2023 12:40 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Plato's Retreat

    "[...](Salzburg zum Beispiel) machen das ideologiefrei. Die Ergebnisse sind besser. Und vor allem, diese Städte sind mit ihren Verkehrskonzepten auch seit 20 Jahren fertig."

    Quatsch, den du hier schreibst.
    1. Salzburg hat nur 20% Radverkehrs, ist damit also fast genauso schlecht wie München mit 18%
    2. Mit den Verkehrskonzepten sind sie alles andere als fertig

    Zitat:
    "Mit einer Verdopplung d Radbudgets ab 2018 auf zwei Millionen Euro pro Jahr, sowie Personalverstärkung durch ext Dienstleister und einem bis Herbst im Detail auszuarbeitenden Maßnahmen-Katalog soll der Radverkehr „ambitioniert“ gesteigert werden.
    Ziel dabei: ein Anteil von 24 Prozent am Gesamtverkehr bis 2025. Oder anders formuliert: täglich 20.000 Autofahrten weniger.

    Der Radverkehr hat das Potenzial, das gesamte Verkehrssystem und die Umwelt zu entlasten. Damit kann die Stadt auch einen wesentlichn Beitrag zur Erreichung der Smart City-Ziele leisten und uns noch stärker als besonders lebenswerte Stadt positionieren
    "

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