München: Drei Sprayer nach aufwändigen Ermittlungen verurteilt
München - Über mehrere Jahre bis zum März 2017 suchten Grafitti-Sprayer Giesing heim. Wie die Polizei berichtet, konnten damals 26 Tatorte festgestellt werden. Mehr als 17 Objekte wurden angesprüht - es entstand ein Sachschaden von rund 5.000 Euro. Nach zahlreichen Beschwerden und Anzeigen legte sich die Polizei mit Erfolg auf die Lauer und ertappte die drei Sprayer im März auf frischer Tat.
Nun gibt es neue Erkenntnisse aus den Ermittlungen: In den Monaten nach der Festnahme sammelte die Polizei an den Tatorten DNA Spuren und konnte diese den Verdächtigen zuordnen. Auf Grundlage der Ermittlungen der "Koordinierungsgruppe Grafitti" wurden den drei Männern die 26 Taten zur Last gelegt. Die drei Angeklagten (25, 27 und 28) packten im September 2018 vor Gericht aus und gestanden die Sprühaktionen.
Der 25-Jährige, ein Student aus München, musste 3.600 Euro Strafe bezahlen, der 27-Jährige zahlt 4.550 Euro und der dritte im Bunde, ein Künstler aus Dachau bekam 4.900 Euro als Strafe aufgebrummt. Weil das Gericht im Urteil mehr als 90 Tagessätze verhängte, gelten alle drei Sprayer als vorbestraft.
Das bedeuten die Schriftzeichen
Giesing ist so ein Viertel, in dem sich die Sprayerszene austobt. Zuletzt sorgte eine Sprühaktion im Oktober 2018 in Obergiesing für Aufsehen. Die Zahlen steigen stark. "2016 wurden 1.701 Schmierereien in der Stadt angezeigt, 2017 waren es 2.152", sagt Kriminalhauptmeister Florian Kopczyk, Fahnder beim Kommissariat K 23. Gesprüht werden beispielsweise die Buchstaben WK. Das steht für wicked, was übersetzt so viel wie gemein, böse, fies bedeutet.
Verbreitet ist vor allem in Giesing "PK 1860", PK für Panzerknacker. Die Sprayer sind offenbar Fans der Münchner Löwen. Die Bayern-Fans haben eigene Symbole. "SM" steht für Schickeria München.
Jedes Jahr erwischt die Polizei in München rund 200 Sprayer, die sich an Wänden, Brücken und Stromkästen verewigen. Der Schaden beläuft sich nach Schätzungen auf jährlich rund eine Million Euro.
So tickt die Münchner Sprüh-Szene
Die Szene besteht aus etwa 150 bis 500 Personen. Gesprüht wird überall da, wo die Tags, die Signaturen, möglichst viele Leute sehen, in belebten Gegenden mit viel Betrieb. Die Signatur sind die Visitenkarte der Sprayer. "In dieser Gegend geben wir den Ton an", symbolisieren die Zeichen. "Das ist ein bisschen so, als ob ein Rüde sein Revier markiert", sagen Insider. Oft werden S- und U-Bahnen beschmiert. Die Züge werden sofort aus dem Verkehr gezogen und gereinigt, damit sie nicht als "Werbeträger" der Szene durch München fahren.
Die Polizei betont, dass es sich bei Sachbeschädigung durch Graffiti nicht um "Kavaliersdelikte" handelt.
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