Mittelalter-Gräber in Trudering entdeckt

Wo ganz früher einmal der Zehentbauerhof stand, soll nun ein neues Haus entstehen. Bei den Bauvorbereitungen stößt man auf drei Skelette. Einem der Verstorbenen wurde ein Schwert beigelegt.
Gabriele Mühlthaler |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
An dieser Stelle stand einst der Zehentbauerhof.
ho An dieser Stelle stand einst der Zehentbauerhof.

Trudering - Eine Baugrube mit Geschichte hat sich an der Kirchtruderinger Straße 9 aufgetan. Wo einst der Zehentbauerhof und später ein Wohnhaus stand, lebten bereits im frühen Mittelalter Menschen. Nun soll neu gebaut werden – im Vorfeld der Arbeiten wurden drei frühmittelalterliche Körpergräber und ein Hiebschwert gefunden. Als „Oberer Zehentbauer“ ist das Anwesen an der Kirchtruderinger Straße 9 in der Brückl-Chronik, einem ausführlichen Werk zur Truderinger Geschichte, vermerkt. Die erste Hofbeschreibung stammt aus dem Jahr 1574. Gut 300 Jahre später wurde das bäuerliche Anwesen zum Wohnhaus umgebaut.

Nun musste es wegen widriger Umstände in der Erbengemeinschaft an einen Investor veräußert werden. Der ließ das alte Haus abreißen und plant einen Neubau. Doch wer in Trudering oder Riem Baugruben aushebt, muss damit rechnen, auf Spuren ehemaliger Siedlungen zu stoßen.

Lesen Sie hier: Römer-Funde in Freiham

Das Landesamt für Denkmalpflege war deshalb wachsam und ließ auf dem Grundstück archäologische Untersuchungen durchführen. Man wurde fündig: „Es wurden Reste vermutlich frühmittelalterlicher Holzgebäude angetroffen, die sehr gut zu den bereits früher dokumentierten Strukturen auf dem benachbarten Grundstück passen“, so Dorothee Ott vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Auch drei vereinzelte Körpergräber wurden freigelegt, es handelt sich um sogenannte „Hofgrablegen“ des Frühen Mittelalters. Damals war es durchaus üblich, Verstorbene auf eigenem Grund und Boden, oft am Gartenzaun, zu bestatten. Eine der Hofgrablegen enthielt als einzige Beigabe einen sogenannten „Langsax“. Das ist ein einschneidiges Hiebschwert, das in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts besonders in sächsisch geprägten Territorien, aber auch – in einfacherer Ausführung – in Süddeutschland genutzt wurde.

Die Archäologen sind sich sicher, dass im Grab mit dem Langsax ein Mann bestattet war. Für die beiden anderen Skelette gibt es bisher noch keine Geschlechts- oder Altersbestimmung. Das frühmittelalterliche Schwert wird derzeit in der Restaurierungswerkstatt des Landesamts für Denkmalpflege konserviert.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.