McGraw-Kaserne: Hier vergammelt Wohnfläche!

Giesing/Harlaching - In einem Hof ist ein roter Schrottbus abgestellt, daneben überwintern mindestens ein Dutzend Campingwagen. In einer Ecke türmen sich Holzpaletten, Matratzen, Fahrradreifen und ein kaputtes Sofa. Gleich gegenüber haben US-Studenten gewohnt. Das war vor 21 Jahren.
Seitdem steht das Gebäude leer. Das Haus ist über und über mit Graffiti beschmiert. In den Vordächern aus gewelltem Plastik klaffen Löcher.
„Für manche Jugendliche ist es eine Mutprobe, über die verrosteten Eisenleitern dort hinauf zu klettern“, erzählt Horst Walter (72, SPD), der Bezirksausschuss-Vorsitzende von Obergiesing. „Wenn die Jugendlichen dann mit einem Fuß durchs Dach brechen, ist’s besonders spannend.“ Daher die Löcher.
Es ist ein wilder und gefährlicher Spielplatz – warum wird der brach liegende Grund auf dem Gelände der McGraw-Kaserne nicht genutzt? Zum Beispiel, um dringend benötigten Wohnraum in München zu schaffen?
Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn lud gestern zusammen mit SPD-Kommunalpolitikern zum Rundgang über das Gelände der ehemaligen McGraw-Kaserne. Seit mehr als 20 Jahren gammeln dort ganze Gebäudetrakte vor sich hin. „Die Hälfte des Geländes wird derzeit kaum genutzt. Dringend benötigtes Bauland liegt brach“, schimpft Florian von Brunn. „Es muss endlich Bewegung in die Sache kommen!“
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Die scheint nun der Fall zu sein. Erst vor knapp vier Wochen hatte Michael Sporrer (SPD) eine Petition eingereicht. Nun hat die Staatsregierung offenbar die zuständige Liegenschaftsverwaltung, die Immobilien Freistaat Bayern (Imby) angehalten, die Weichen für eine teilweise Bebauung zu stellen. Angedacht sind offenbar 250 bis sogar 450 Neubau-Wohnungen.
Die McGraw-Kaserne, die genau auf der Grenze zwischen Giesing und Harlaching liegt, und einst von den Nazis gebaut wurde, ist seit dem Abzug der US-Armee Eigentum des Freistaates. Das war 1992.
Die SPD beklagt, dass ein Großteil kaum genutzt wird. Tatsächlich liegen mindestens 19000 Quadratmeter Grund brach.
Einen großen Teil der ehemaligen Kasernengebäude nutzt derzeit noch das Polizeipräsidium München. Die Verkehrspolizei ist hier untergebracht sowie Teile der Kripo. Hier werden Dienstwagen repariert und Reifen gewechselt. In der Turnhalle wird sich nicht nur sportlich ertüchtigt, hier finden auch Einsatztrainings statt. Bis vor wenigen Jahren wurde auch in dem leer stehenden Turm spezielle Gefahrenlagen trainiert.
Zudem hat die Polizei in einem Gebäude ihre gesamte Alkohol-Messtechnik gelagert, darüber hinaus betreibt sie eine eigene Schreinerei, Druckerei und natürlich die große denkmalgeschützte Fahrzeughalle mit ihrer weit gespannten Deckenkonstruktion. Hier stehen nicht nur Streifenwagen, sondern auch große Gefangenentransporterbusse und historische Fahrzeuge.
Neben den insgesamt rund 1000 Polizisten arbeiten hier auch etwa 100 Mitarbeiter des Staatlichen Bauamtes. Außerdem hat das Staatstheater Räume mit einer Probebühne.
An dem Rundgang über das ehemalige Kasernengelände beteiligten sich auch interessierte Bürger. Gerhard Walz vom TSV Turnerbund etwa wünschte sich, dass endlich auch mal an Sporthallen für den Breitensport gedacht wird. Für den BA-Vorsitzenden Horst Walter ist die Sache klar: Zeit wird’s für einen neuen Planungswettbewerb: „unter Mitwirkung der Bürger“.