Lerchenau: Künstlerhaus in Gefahr!

Die Zehentbauer-Villa gilt als eines der ältesten Wohnhäuser im Viertel. Bewohner fürchten, dass sie abgerissen wird
von  Anne Hund
Das Zehentbauer-Haus ist eines der ältesten Wohnhäuser im Viertel.
Das Zehentbauer-Haus ist eines der ältesten Wohnhäuser im Viertel. © Daniel von Loeper

Feldmoching - Mit Efeu bewachsen und umgeben von dem großen Garten mit dem alten Mammutbaum wirkt es fast ein wenig verwunschen: Das Zehentbauer-Haus in der Lerchenau ist etwa hundert Jahre alt. Damit gehört das gelbe Haus, in dem früher der Münchner Bildhauer und Krippenbauer Otto Zehentbauer gewohnt hat, zu einem der ältesten im Viertel.

Der über München hinaus bekannte Künstler ließ das Wohnhaus 1912 errichten. Jetzt sei die alte Villa vom Abriss bedroht, sorgen sich die rund 300 Mitglieder des Bürgervereins Lerchenau, die einen Neubau an der Stelle verhindern wollen. „Unterschreiben Sie die Bewahrung dieses charaktervollen Künstlerhauses“, fordern sie über den Weg einer Online-Petition. „Wir haben schon mehr als 1500 Unterschriften gesammelt“, sagt Vereinsmitglied Günter Gaupp.

Und der Verein bekommt Unterstützung: Auch Stadtteilpolitiker engagieren sich für den Erhalt des fast kompletten Künstlerhauses mit dem Atelierbau. „Der BA will einen Abriss des Hauses verhindern“, sagte BA-Chef Markus Auerbach der AZ. Man wolle zunächst prüfen lassen, ob das Künstlerhaus nicht unter Denkmalschutz zu stellen sei. In jedem Fall solle die Lokalbaukommission (LBK) auf eine Alternative zu einem Abriss hinwirken, heißt es im BA. Denkbar sei zum Beispiel ein Erweiterungsbau statt eines Abbruchs, haben die Stadtteilpolitiker angeregt. „Die LBK wird gebeten, den Abbruch zu untersagen, bis die Denkmaleigenschaft geklärt ist.“

Auch im Stadtrat forderten inzwischen Vertreter von FDP, Piraten und der Wählergruppe Hut den Erhalt des „ältesten Hauses der Lerchenau“.

Günter Gaupp vom Bürgerverein vor Ort erklärt seine Bedeutung: „Es ist das einzig gebliebene Wahrzeichen der Lerchenau aus der Anfangszeit.“ Der Schwiegersohn des Künstlers Otto Zehentbauer, Gerhard Schramm, habe das Haus noch bewohnt, er sei mit 94 Jahren im November 2013 gestorben. Der Erbe habe das Haus verkauft.

Als Dokument einer Besiedelungsphase des Münchner Nordens, in der viele Künstler den Weg vor die Tore der Stadt gesucht haben, wird das Haus heute auch gern beschrieben. Zum Malen wanderten die Künstler früher hierher ins Moos.

Doch was ist statt der Villa geplant? „Die Stiftung der Raiffeisenbank München-Nord, die das Künstlerhaus im April erworben hat, will an seiner Stelle unter anderem eine Bankfiliale errichten“, behauptet der Verein. Auf AZ-Anfrage wollte sich bei der Bank und deren Stiftung jedoch gestern niemand äußern. Der Verein sähe auf dem Grundstück lieber eine Erinnerungsstätte an den Künstler. Auch ein Wohnhaus und eine Tiefgarage sind laut BA im Gespräch. „Der Antrag für den Neubau eines Bank- und eines Wohngebäudes wird geprüft“, bestätigt ein Sprecher im Planungsreferat. Das Landesamt für Denkmalpflege prüfe die Denkmaleigenschaft – „solange ist der Abbruch gestoppt“.

 

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