Kunstrasen soll kommen: Plastikproblem am Sportplatz des MTV München

Robust und pflegeleicht ist Plastikrasen für Fußball. Doch wie schädlich ist er für Gesundheit und Umwelt? Die Grünen wollen die Anzahl der Plätze beschränken.
Eva von Steinburg |
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Kunstrasen-Gegner: Hans Dusolt von den Grünen im Bezirksausschuss.
Daniel von Loeper 2 Kunstrasen-Gegner: Hans Dusolt von den Grünen im Bezirksausschuss.
Das Vereinsheim des MTV München und die Laufbahn.
Daniel von Loeper 2 Das Vereinsheim des MTV München und die Laufbahn.

Sendling-Westpark - Sein Vorstoß passt in die "Save the Planet"-Zeit: Stadtviertelpolitiker Hans Dusolt denkt an seine drei Kinder und sechs Enkel: "Für mich ist es schon fast egal, aber ich möchte ihnen eine gesunde Umwelt hinterlassen", sagt der 67-jährige Familientherapeut.

Im Stadtviertelparlament Sendling-Westpark hat der Grünen-Politiker jetzt gefordert, die Kunstrasenplätze "auf das unbedingt Notwendige zu beschränken". Denn von den sieben neuen Sportanlagen, die in München im Moment im Bau oder in Planung sind, fallen drei auf den Bezirk Sendling-Westpark.

"Im Viertel werden die Sportflächen dringend gebraucht", sagt Dusolt. Der Verein MTV München in der Werdenfelsstraße hat schon vor Jahren einen Antrag auf zwei Kunstrasenplätze gestellt: Einen für Fußball und einen für Hockey.

Kunstrasen-Gegner: Hans Dusolt von den Grünen im Bezirksausschuss.
Kunstrasen-Gegner: Hans Dusolt von den Grünen im Bezirksausschuss. © Daniel von Loeper

Kritischer Radiobeitrag lässt Dusolt aufhorchen

Der Lokalpolitiker hat mit Geschäftsführer Veit Hesse telefoniert. Dusolt gibt weiter: "Der Verein ist sich der Mikroplastikproblematik bewusst. Sie warten ab, was die Stadt München empfiehlt – als Zuschussgeber."

Das Problem ist: "Für die Natur ist Mikroplastik eine Katastrophe", mahnt der grüne Stadtviertelpolitiker. Einmal reiben die Fußballschuhe Plastikpartikel vom Kunstrasen ab. Die größere Gefahr für Gesundheit und Umwelt: Das dämpfende Granulat zwischen den Halmen besteht aus geschredderten Altreifen. Die weichen Körnchen werden vom Regen bis ins Grundwasser gespült.

Ein kritischer Radiobeitrag hat Dusolt aufgerüttelt: "Ich möchte vermeiden, dass wir jetzt Kunstrasenplätze verlegen, um hinterher festzustellen: Hoppla, da gibt es eine Gefahr für die Gesundheit von Kindern und für die Umwelt." Denn solche Sportplätze sollen die drittgrößte Quelle für Mikroplastik in Deutschland sein, legt die Studie "Umsicht" des Fraunhofer-Instituts nahe.

Das Vereinsheim des MTV München und die Laufbahn.
Das Vereinsheim des MTV München und die Laufbahn. © Daniel von Loeper

"Für Hockey gibt es kaum eine Alternative zum Kunstrasen"

Fußballvereine schwärmen zwar von den Plastikteppichen, auf denen Freizeitkicker von früh bis spät spielen können. Anders als bei Naturrasen, der nur wenige Stunden pro Tag belastet werden kann. Auf dem Kunstgras wird auch den Winter über gespielt.

Wegen der noch nicht genug erforschten Gefahren von Mikroplastik ist aber die Verunsicherung groß. Korkplätze könnten eine Alternative sein. Dusolts Plädoyer: "Besser ein paar Jahre abwarten, bis die Forscher schlauer sind – und dann über neue Plätze entscheiden."

Viele Fragen sind offen für die Mitglieder im Bezirksausschuss Sendling-Westpark. BA-Chef Günther Keller (SPD): "Wir wollen ein Hearing im Stadtrat abwarten, bevor wir uns festlegen." Der Unterausschuss Bildung und Sport wird alle Vereine im Viertel jetzt zu einem "Sportgespräch" einladen. Denn: "Für Hockey gibt es kaum eine Alternative zum Kunstrasen", meint Keller.

Krebsgefahr durch Kunstrasen: Füllstoff aus Altreifen

ei Fußballplätzen aus Kunstrasen werden Gummikügelchen zwischen die Plastikhalme gestreut – damit der Plastikrasen unter den Fußballschuhen weich ist und sich das Laufen darauf so gedämpft anfühlt wie auf Naturrasen. Wenn Fußballspieler beim Training oder Match stark abbremsen, stauben die die dunklen Gummipartikelchen auf – und können von den Sportlern eingeatmet werden.

Handflächen können vom Kontakt mit dem Granulat nach einem Sturz schwarz gefärbt sein. Das Problem ist: Das schwarze Gummigranulat besteht meist aus geschredderten, ausgedienten Autoreifen.

Die Altreifen von Autos und Lkw enthalten Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die als krebserregend gelten: Durch die UV-Strahlung der Sonne altert das Gummi, PAK werden frei. Das Granulat aus Altreifen soll ähnlich giftig und krebserregend sein wie Teer.

Lesen Sie hier: Stadt saniert Spiel- und Bolzplatz an der Demleitnerstraße

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