Heizkraftwerk-Süd: Kamin-Abriss steht bevor

Die Stadtwerke erwägen einen Abriss des großen Kamins vom Heizkraftwerk-Süd. Im Viertel weckt das Wehmut.
Florian Zick |
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Seit Mai in Rente: Der lange Schornstein am Heizkraftwerk-Süd wird nicht mehr gebraucht. Die Stadtwerke denken deshalb über einen Abriss nach.
Sigi Müller Seit Mai in Rente: Der lange Schornstein am Heizkraftwerk-Süd wird nicht mehr gebraucht. Die Stadtwerke denken deshalb über einen Abriss nach.

Sendling - Er ist für Sendling so etwas wie ein Wahrzeichen: der große Hochkamin vom Heizkraftwerk-Süd. Mit seinen 176 Metern hat er durchaus etwas Identitätsstiftendes. Denn so ein hohes Bauwerk, das hat – weiß Gott! – nicht jedes Viertel in der Stadt. Nur der Olympiaturm ist noch ein bisschen höher.

Egal, ob am Flaucher, auf dem Großmarkt oder am Harras – so gut wie überall in Sendling sieht man auf den Schornstein. Das könnte sich allerdings schon bald ändern. Die Stadtwerke München (SWM) prüfen nämlich einen Abriss. Das lange Stangerl könnte dann von der Sendlinger Skyline verschwinden.

Bereits seit diesem Mai ist der Kamin quasi in Rente. Bis dahin hat er noch die Abgase eines kleines Heizwerks in den Münchner Himmel geblasen. Doch dieses Heizwerk wird nun durch eine moderne Gasturbine ersetzt – und die kommt auch mit einem halb so hohen Schornstein aus.

Kamin verursachst hohe Unterhaltskosten

Schon vor dem Mai hat es nur noch selten aus dem Schornstein geraucht – nämlich nur an bitterkalten Wintertagen, wenn in München wirklich jede Heizung lief. An diesen sogenannten Spitzenlasttagen haben die SWM auch das alte Heizwerk befeuert. Ansonsten war der Schornstein schon länger ein strenger Nichtraucher.

Die Stadtwerke wollen bis Ende des Jahres nun prüfen: erhalten, kürzen oder doch ganz abreißen. Weil der Kamin jedes Jahr auch Unterhaltskosten verursacht, brauche es ein Konzept, heißt es aus der Konzernzentrale. Rein aus Nostalgie werde man den Turm jedenfalls nicht erhalten.

Kamin-Abriss: Ein Verlust für die Sendlinger

Unter Lokalpolitikern würde man es sehr bedauern, würde der Schornstein wegkommen. Markus Lutz (SPD) zum Beispiel, der Chef des örtlichen Bezirksausschusses, ist an der Großmarkthalle aufgewachsen und am Gotzinger Platz zur Schule gegangen. Er kennt das Kraftwerk noch aus Zeiten, als dort noch Müll und Kohle verbrannt wurden. "Der Kamin war schon so etwas wie mein täglicher Begleiter", sagt er. Für die Sendlinger, findet Lutz, wäre der Abriss ein enormer Verlust.

Der Bezirksausschuss will sich deshalb für den Erhalt des Stangerls einsetzen. Der Schornstein müsse ja nicht unbedingt Abgase transportieren, sagt Lutz. Man könne sich auch eine andere Nutzung vorstellen. Eine Aussichtsplattform auf der Kaminspitze, einen Kletterturm, Bungeespringen – so vieles sei denkbar.

Die Stadtwerke hören sich solche Vorschläge geduldig an – wirklich warm wird man bei den SWM mit solchen Ideen jedoch nicht. Eine öffentliche Nutzung des Schornsteins hält man dort derzeit jedenfalls für nahezu ausgeschlossen.

Wirklich schön ist der Kamin indes freilich nicht. Und so gibt es unter den Sendlingern auch Stimmen, die einen Abriss emotional durchaus verschmerzen könnten. Manuela Olhausen zum Beispiel, die örtliche Stadträtin der CSU.

Olhausen könnte auch ohne den Turm leben. Die Sendlinger seien mit dem Anblick zwar zweifelsohne vertraut, sagt sie. Den Abriss müsse man sich deshalb gut überlegen. "Wir haben aber auch schöne Kirchen hier im Viertel", sagt Olhausen. Die könne man auch schon von weitem sehen.

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